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1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond
Autoren: Unbekannt
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bewohnt. Bull machte sich sogar die Mühe, einige der vom Wasser komplett bedeckten Hütten abzutauchen. Aber auch da bot sich dasselbe Bild, soweit er ohne Ausrüstung unter Wasser sehen konnte.
    Ob das Dorf für Land- oder Wasserbewohner gedacht war, ließ sich nicht sagen. Beides war denkbar.
    Und es gab noch eine weitere Möglichkeit: Was, wenn die Bewohner sowohl Lungen als auch Kiemen besessen hatten?
    „Hier geht's nicht weiter", stellte er fest. „Nehmen wir das Dorf nebenan unter die Lupe."
    Es gab keinen Grenzübergang. Eine lückenlose Reihe von Mauern grenzte die beiden Steindörfer gegeneinander ab, also mußten sie wieder die Treppe hinauf.
    Sechshundert Meter weiter, in Höhe des angrenzenden Dorfes, existierte eine Stufenreihe, die in ähnlicher Weise nach unten führte. Auch der Rest schien identisch: Ein Teil der Bauten lag über, ein Teil unter Wasser. Aber ein einziges Detail war diesmal anders: Bull merkte es, als sie bereits die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten.
    „Fherll!"
    „Was?"
    „Ganz leise!" kommandierte er.
    Bull streckte einen Arm aus und deutete auf eine Szene, die sich zwischen den Steinhäusern unten abspielte. Dort, wo der Ozean und der Lehmboden des Amphitheaters aneinander grenzten, robbten zwei Wesen an Land.
    „Leben", hauchte Fherrl Checkert. „Das sind lebendige Wesen, Reginald."
    „Ja. Amphibien, schätze ich. Wir gehen näher ran, aber vorsichtig und leise."
    Bull und die Frau brachten die Treppe hinter sich. Als sie unten angekommen waren, verschwanden die seltsamen Wesen wieder im Wasser. Vermutlich hatten sie das, was sie eben tun wollten, soeben beendet. Er glaubte nicht, daß die beiden Eindringlinge sie bemerkt hatten.
    Aber kurz darauf krochen zwei weitere Wesen an Land.
    Sie erinnerten Bull an terranische Muränen. Durch eine Laune der unbekannten Natur von Nundor verfügten sie über halbentwickelte Gliedmaßen. Zwei Arme und zwei Beine waren deutlich zu erkennen. Die Arme besaßen sogar Hände oder etwas Ähnliches, das an drei nebeneinandergeklebte Wurstfinger erinnerte.
    Die Wesen waren eineinhalb Meter lang und hatten eine schuppige, hellgraue Haut. Ihre Augen lagen seitlich, wölbten sich starr nach vorn, besaßen einen gelblichen Schimmer. Etwas dahinter verdeckten organische Klappen entweder die Ohren oder die Kiemen; was sich auf die Entfernung nicht erkennen ließ. Vielleicht verdeckten sie auch beides.
    Bull mußte an etwas ganz Bestimmtes denken, als er den Wesen zusah. Aber an was? Es wollte ihm nicht gelingen, den Gedanken festzuhalten.
    „Weißt du was, Reginald? Die beiden paaren sich! Die sind zur Fortpflanzung an Land!"
    „Das kann sein, Fherrl."
    Etwas Bestimmtes.
    Die Wesen gaben nasale, aufgeregte Laute von sich. Ihr Liebesspiel gewann an Temperament.
    Durch die türlosen Öffnungen verlagerte es sich immer wieder ins Innere der Gebäude. Aber niemals lange, dann kamen die beiden mit ihrer halb kriechenden, halb hüpfenden Fortbewegungsweise wieder zum Vorschein.
    „He! Was ist mit dir?"
    Plötzlich stand der rothaarige Aktivatorträger wie vom Donner gerührt. Jetzt wußte er's, von einer Sekunde zur anderen. Nur glauben konnte er noch nicht, was doch offensichtlich war.
    „Reginald! Bully! Was ist denn?"
    Er begann leise zu lachen.
    „Sieh dir die Viecher mal genau an, Fherll! Woran erinnern sie dich?"
    „An stinkige Fische. Und es sieht aus, als ob sie eine ganze Menge Spaß hätten."
    „Das meine ich nicht. Die graue Haut, die Schuppen, der Fischkopf. Diese komischen Wurstfinger. Und dieser charakteristische Fischmund! Denk dir die Wesen mal hunderttausend Jahre in der Zukunft. Was meinst du, wie sie dann aussehen könnten?"
    „Keine Ahnung. Wirklich nicht."
    „In hunderttausend Jahren", erklärte er, „werden das Hamamesch."
     
    *
     
    Für die restlichen fünf Steindörfer zogen sie Dino Gonkers und Belavere Siems als Hilfe heran.
    Nur Fink Petticul interessierte sich für Hamamesch überhaupt nicht; der kleine Pilot hegte immer noch die Hoffnung, daß er irgend etwas entdecken könnte, was mit dem Leichnam des Arcoana zusammenhing.
    Nachdem sie einen kompletten Tag der Erforschung der Dörfer gewidmet hatten, ergab sich folgendes Bild: Die Amphitheater an der Steilküste waren keine Dörfer, sondern es handelte sich um offene Terrarien. Vor einer nicht bekannten Zeitspanne hatten die Betreiber der genetischen Fabrik nicht nur mit arcoanischen, sondern auch mit Hamamesch-Genmaterial experimentiert. Es sah
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