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1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond
Autoren: Unbekannt
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bestimmte Schlüsse ziehen. Zum Beispiel, überlegte Bull, daß in der Fabrik mit arcoanischem Genmaterial irgend etwas produziert worden war. Aber was?
    Bull hatte eine ziemlich gute Vorstellung über vorgeschichtliche Spinnenwesen. Die Ur-Arcoana waren furchtbare Kämpfer und intelligente Wissenschaftler zugleich gewesen. Wenn er jemandem die Installation der Levels zugetraut hätte, dann sicher ihnen.
    Auf der anderen Seite: Nichts auf Schrett, Thorsen, Zimbag und den anderen Planeten wies auf Arcoana hin. Bull rechnete eher damit, daß der verschwundene Gomasch Endredde sich aus unbekannten Gründen des Arcoana-Leichnams bemächtigt hatte. Nur zu welchem Zweck? „Wir können hier nichts mehr tun", sagte Bull resigniert. „Schauen wir uns also den Rest an."
    „Ich möchte lieber versuchen", meinte Fink Petticul, „ob sich nicht ein paar der positronischen Speicher abfragen lassen. Hilft mir jemand?"
    Alle meldeten sich - bis auf Fherrl Checkert, die es vorzog, Reginald Bull zu begleiten. Zu zweit verließen sie den Zwölfeckbau und wandten sich in Richtung Steilküste.
    Petticul, Gonkers und Belavere Siems blieben zurück. Bull hoffte, daß sie keine Fehler begingen.
    „Wohin willst du eigentlich, Bully?"
    „Zur Steilküste. Erinnerst du dich, als wir in den Bergen standen und hinuntergeschaut haben?
    Da war mir, als hätte ich so etwas wie ein Eisengeländer gesehen. Ich will wissen, was da los ist."
    „Wahrscheinlich gar nichts."
    „Wart's ab."
    Nebeneinander schritten sie entlang den übermoosten Wegen Richtung Ozean. Für Reginald Bull war es gar nicht so einfach, mit der Traumfrau Fherrl Checkert allein zu sein und trotzdem an die genetische Fabrik zu denken.
    Die Brandung unterlegte jeden Schritt und jedes Wort mit wachsendem Lärm. Der Salzgeruch, der in der Luft lag, verdichtete sich zu einem beißenden Aroma.
    Und da vorn ragte das Geländer aus der Felsenkante. Er hatte sich nicht getäuscht. Es bestand aus einem Material, das rostigem Eisen ähnlich sah, und war dicht an dicht mit Haken bewehrt, die ihn unwillkürlich an Stacheldraht denken ließen.
    Bull und Fherll Checkert traten nahe an das Geländer heran.
    „Das ist unglaublich ...", murmelte der rothaarige Aktivatorträger.
    Er hatte alles mögliche erwartet; eben alles, was nach High-Tech aussah. Aber das da unten war ganz offenbar das genaue Gegenteil. Unterhalb ihres Standortes erstreckte sich ein weitgeschwungener, dichtbebauter Rundbogen, der etwas mehr als vier Kilometer Strecke umfaßte.
    Es gab kein einziges Anzeichen, das auf hochstehende Zivilisation hinwies. Bull fühlte sich an primitivste Fischerdörfer erinnert, an steinerne Siedlungen am Meeresrand.
    Die Steindörfer ähnelten von der Form her irdischen Amphitheatern. Ihre Halbkreisform stand zum Meer hin offen. Zur Fabrikseite hin begrenzten eine dreißig Meter hohe Ziegelmauer und jener stachelbewehrte Zaun, vor dem sie standen, das Gebiet der Dörfer.
    Bull zählte sechs der Amphitheater. Dazwischen gab es keine Verbindungen. Kulissen für getrennte Filme. Und niemand darf von einem zum anderen laufen.
    Über dem äußerst linken der Dörfer machte Bull eine Steintreppe aus. Sie war sehr steil und zog sich an der Ziegelmauer entlang.
    „Fherll!" Er zeigte auf die Stufen. „Siehst du? Ich werde hinuntergehen und mich umsehen."
    „Ich komme mit!"
    Sie brachten die zwei Kilometer Strecke schweigend hinter sich. Je näher sie kamen, desto weniger traute Bull den glitschig wirkenden Stufen. Der Wind trieb so viel Gischt in Richtung Festland, daß sie sich als Teppich aus Millionen Tröpfchen überall niederschlug.
    Das linke Steindorf war das, welches am weitesten ins Meer hineinreichte. Alle Gebäude waren minimal von knietiefem Wasser umspült. Die meisten, so vermutete Bull, reichten so weit hinein, daß sie komplett unter Wasser lagen.
    Bull und Fherll Checkert überkletterten behutsam den Stachelzaun. Er setzte seine ersten Schritte auf die Treppenstufen, die Frau immer hinterher.
    Es sah aus, als hätte man die Treppe mit grobem Werkzeug mechanisch in die Klippen gehauen.
    „Schön vorsichtig, Fherll."
    „Keine Angst. Ich verletze mich nicht."
    Er lachte. „Ich habe auch um mich Angst. Wenn du stürzt, reißt du mich mit. Einen Sturz überstehen wir beide nicht."
    „Ach, hör auf!"
    Sie erreichten wohlbehalten den Boden. Mit durchnäßter Kleidung untersuchten sie das Innere der Hütten und fanden keinerlei Einrichtungsgegenstände vor. Das Dorf war nicht
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