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1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond
Autoren: Unbekannt
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Karussellstandort evakuieren."
    Die Kartanin gab das Äquivalent eines menschlichen Lachens von sich. Es klang wie ein Zischen, und Tekener hörte eine Spur von Verzweiflung heraus. Er preßte die Lippen zusammen.
    „Wie stellst du dir das vor?" fragte Dao-Lin. „Du kannst diese Leute nicht mal zur Nahrungsaufnahme bewegen. Wie willst du sie dann evakuieren? Ich weiß, daß es hart klingt, aber wir sollten uns selbst in Sicherheit bringen. Vielleicht ergibt sich später eine Möglichkeit zur Hilfeleistung."
    „Wir werden es dennoch versuchen", beharrte er tonlos.
    „Was für eine dumme Entscheidung!" fauchte sie.
    Er sagte: „Ich führe darüber keine Diskussion."
    Tekener rief die Leute zusammen, die er hatte. Es waren ungefähr dreißig. Er teilte sie in elf Gruppen à zwei Personen auf, eine Gruppe für jede Kantine. Sämtliche schlafenden Galaktiker mußten geweckt und auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden. Jene Leute, die gerade die Speisesäle besetzten, sollten zuallererst informiert werden, damit sie helfen konnten.
    Tekener setzte auf einen Ungewissen Schneeballeffekt. Die ehemals Süchtigen mußten mitarbeiten, sonst funktionierte es nicht.
    Den Rest des Kommandos Gonozal schickte er in den Trichterturm. Wer sich unten an der Arbeit befand, mußte entweder so schnell wie möglich hoch oder so tief wie möglich in Deckung bleiben.
    „Sie haben keine Chance", prophezeite Dao-Lin. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie Arlo Rutan und ein paar anderen Leuten hinterher, die im Turm verschwanden. „Da unten geht es zwei Kilometer tief. Und hundert Kilometer in alle Richtungen."
    „Verflucht!" explodierte Tekener. „Ich erwarte Hilfe von dir, Dao! Keine Weltuntergangsstimmung!
    Sehen und denken kann ich schließlich selbst!"
    Die Kartanin blickte ihn tödlich getroffen an. Sie drehte sich mit steifem Rücken um und verschwand in eine der Kantinen.
    Tekener selbst blieb zurück. Die Tatenlosigkeit fiel ihm schwer, aber einer mußte den Überblick behalten. In den folgenden Minuten sammelten sich zwischen den Kantinen die ersten Galaktiker. Sie starrten hoch zur fliegenden, windschief sich nähernden Fabrik. Ein rauchendes Gebirge am Himmel von Zimbag.
    Tekener rannte zwischen die Leute.
    „Verschwindet!" brüllte er ärgerlich. „Seht ihr nicht, was geschieht? Ihr werdet alle sterben!"
    Die Leute wandten die Köpfe. Sie sahen, daß der Aktivatorträger recht hatte, und zogen ihre Konsequenz. Die meisten trollten sich in Richtung Regionalkarussell, der Rest orientierte sich in die Kantinen zurück.
    Aber nicht, um dort den Kopf in den Sand zu stecken; wenn Tekener fürchtete, daß sie vor der Realität die Augen verschlossen, dann hatte er die Leute unterschätzt.
    Im Lauf der nächsten Minuten schwoll der Strom aus den Kantinen zu einer regelrechten Lawine an.
    Sie alle warnten einander, schleppten verschlafene Kameraden heraus, um die sich wochenlang niemand gekümmert hatte. Drei Topsider trugen einen Ertruser, der infolge von Krankheiten nicht mehr selbständig gehen konnte. Unter dem Zentnergewicht brachen sie fast zusammen. Akonen hielten sich eng in einer Gruppe zusammen, aber die am Rand Stehenden zogen mit sich, wen sie erwischen konnten.
    Eine hundert Personen umfassende Gruppe von Terra stürmte durch diejenigen Kantinen, die am weitesten außen lagen. An ihrer Spitze erkannte Tekener Ea-Tan-Tai, eine von Daos Kartanin - und Dao-Lin selbst.
    Der Mann mit dem Narbengesicht lächelte innerlich. Er freute sich sehr darüber.
    Aber da war die brennende Fabrik. Sie rückte näher und näher.
    Am Regionalkarussell herrschte drängender Betrieb. In einer trotz allem geordneten Lawinenreaktion begaben sich die Galaktiker hindurch auf die anderen Seiten, heraus aus der Gefahrenzone. Jeder Transfer verringerte Tekeners Sorge.
    Nur nicht die um Atlan und Tolot, denn was sich oben unter dem grünen Schutzschirm abspielte, das ähnelte einem halben Weltuntergang. Und je näher die Fabrik rückte, desto stärker überdeckte ein infernalisches Kreischen jeden anderen Ton. Tekener war sich darüber im klaren, daß unter normalen Umständen in der Fabrik niemand mehr am Leben sein konnte. Hoffnung schöpfte er allein aus der Tatsache, daß Tolot bei dem alten Arkoniden war.
    „Verdammter Mist!"
    Es machte ihn verrückt, daß er nichts tun konnte.
    Die meisten Galaktiker waren fort. Einige wenige standen jedoch völlig unbewegt am Trichterturm. 15 Minuten noch. Maximal. Der Zusammenstoß war nicht mehr zu
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