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1777 - Ende eines Unsterblichen

Titel: 1777 - Ende eines Unsterblichen
Autoren: Unbekannt
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Anpassungsschlaf gehabt. Ich muß mit ihm reden."
    „Wir kommen mit", entschied Gucky, rutschte aus dem Sessel und gab dem Haluter einen Wink.
    Icho Tolot schloß sich an.
     
    2.
     
    „Wie kommst du hierher?" fragte Radan-Mech bestürzt, als er Alta-Anak bemerkte, die nahezu lautlos in den Raum gekommen war.
    Sie blickte ihn mit geweiteten Augen an, und es dauerte eine geraume Weile, bis sie die Frage über die Lippen brachte: „Radan-Mech?"
    „Erkennst du mich nicht?" entgegnete er.
    „Wie könnte ich?" stammelte die Seherin. „Du bist so ... so verändert!"
    Er blickte an sich hinab, soweit ihm dies noch möglich war.
    „Ich bin fett geworden", stellte er fest. „Man stopft mich voll, damit ich immer mehr zunehme.
    Ich kann mich kaum noch bewegen."
    Mitfühlend trat sie näher an ihn heran.
    „Aber warum?" fragte sie. „Das muß doch einen Grund haben. Ich verstehe das nicht."
    Radan-Mech dachte daran, daß ihn eine leidenschaftliche Liebe mit Alta-Anak verbunden hatte, bevor er sich dafür entschieden hatte, sich „auserwählen" zu lassen. Diese Liebe war keineswegs erloschen, doch da er sich kaum mehr bewegen konnte, war er nicht mehr in der Lage, sich ihr körperlich zu nähern.
    „Du bist eine Seherin und weißt es nicht?" fragte er spöttisch. „Und dabei habe ich deine Fähigkeiten immer so hoch eingeschätzt!"
    Sie ging nicht darauf ein.
    Betroffen blickte sie auf seine Beine, die unter der Robe hervorlugten. Es waren gewaltige, mit Fettwülsten versehene Säulen, über denen sich die silbergraue Schuppenhaut spannte.
    „Du blutest ja!" rief sie erschrocken.
    „Nein, du mußt dich irren", erwiderte er.
    Dabei fühlte er, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Er wollte nicht, daß sie herausfand, was er getan hatte. Er saß auf dem toten Ussi-Van, und die Wunde schmerzte, die der Origaner ihm beigebracht hatte. Sie brannte wie Feuer, und er war sicher, daß sie sich bereits entzündet hatte, obwohl Ussi-Van erst vor wenigen Minuten gestorben war.
    „Nein, nein, ich sehe das Blut", sagte sie. „Es kommt unter deinen Beinen hervor. Worauf sitzt du? Auf einem Kissen?"
    „Beachte das Blut nicht. Es hat nichts zu bedeuten", empfahl er ihr, wobei er in zunehmendem Maße nervös wurde. „Wie kommst du überhaupt hierher?"
    „Ich habe dich gesucht", antwortete sie, „und endlich habe ich dich gefunden. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, daß du dich so verändert hast."
    „Es ist gefährlich für dich", eröffnete er ihr. „Du riskierst dein Leben. Als Seherin solltest du das eigentlich wissen. Wenn Sicnar erfährt, daß du hier bist, bringt er dich um. Deshalb geh! Du mußt verschwinden, und du darfst niemandem etwas von mir erzählen. Vergiß mich einfach."
    „Das werde ich nicht", sträubte sie sich. „Ich werde dich hier herausholen, und dann werde ich dafür sorgen, daß du wieder zu dem Mann wirst, den ich liebe."
    Er neigte den Kopf zur Seite und blickte sie durchdringend an. Das ihm verbliebene Auge funkelte in einem eigenartigen Licht. Es flößte ihr Furcht ein.
    „Verstehst du denn nicht? Dieser Mann werde ich niemals mehr sein. Der Götterbote hat mich für eine neue Aufgabe erwählt, und diese Aufgabe werde ich erfüllen. Es gibt keinen Weg zurück.
    Und nun geh endlich! Du bist in einer schrecklichen Gefahr!"
    „Das glaube ich nicht." Sie spürte, daß er nicht die ganze Wahrheit sagte, sondern etwas vor ihr verbarg. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, daß er sich als Oberpriester von irgend jemandem etwas befehlen ließ.
    Sie sank vor ihm auf die Knie und schüttelte voller Verwunderung den Kopf. Sie wollte nicht glauben, was sie sah. Radan-Mech war kaum noch als Cryper zu erkennen. Er war zu einem unansehnlichen Fleischberg geworden.
    „Schon vorher hätte ich dich nicht lieben dürfen", versetzte Radan-Mech eindringlich. „Wenn der Götterbote es entdeckt hätte, wäre es vorbei gewesen. Er hätte das oberste Gericht der Priester einberufen, und dann wäre selbst ich machtlos gewesen. Wir wären beide schwer bestraft worden.
    Du darfst mich noch nicht einmal sehen, so wie ich jetzt bin, und mit mir reden darfst du schon gar nicht. Niemand außer Sicnar hat mich gesehen, seit ich soviel esse."
    Alta-Anak sprang auf. Für einen kurzen Moment schien es, als wollte sie ihn umarmen, doch dann wich sie langsam bis zu einer Nische zurück. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, und als sie die Nische erreichte, kündigte sie an, daß sie später in die Halle
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