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1777 - Ende eines Unsterblichen

Titel: 1777 - Ende eines Unsterblichen
Autoren: Unbekannt
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wahren Aufgaben ausweichen kann. Es war der göttliche Funke, der dich veranlaßt hat, zur rechten Zeit am rechten Ort vorzutreten und in Demut dein Haupt zu neigen, um uns anzuzeigen, daß du für die große Aufgabe bereit bist."
    Sicnar schob dem widerstrebenden Radan-Mech einen mit Brei gefüllten Löffel zwischen die Lippen und preßte die Nahrung mit einem Stopfer in seinen Mund.
    „Du bist der Hüter des Heiligtums, um das Dan-Sandin mit solcher Kraft gekämpft hat, und du hast mich dazu bestimmt, über dich zu wachen und notfalls mit sanfter Gewalt dafür zu sorgen, daß du nicht von dem von dir gewählten Weg abweichst. Ich verbeuge mich vor dir, und ich werde den Auftrag erfüllen, den du mir erteilt hast. Ich muß deinem Befehl folgen. Du wirst dafür sorgen, daß niemand außer uns Sandins das Heiligtum betritt. Jeder wird des Todes sein, der das Verbot mißachtet. Das CHASCH gehört uns, und Dan-Sandins göttlicher Befehl ist, das Heiligtum in seiner Reinheit zu erhalten. Dan-Sandins Wille ist, daß es vor allem für die Galaktiker geschlossen bleibt. Sie dürfen es nicht entweihen."
    Radan-Mech fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
    „Oder sie werden des Todes sein", ergänzte er.
    „So ist es", bestätigte Sicnar. „Das ist der Beschluß, den alle Priester gemeinsam gefaßt haben.
    Jeder von uns wird sein Leben dafür einsetzen, daß es dabei bleibt."
    Er füllte den Löffel erneut und führte ihn an den Mund von Radan-Mech heran. Seine Augen schienen von innen heraus zu glühen, und seine Lippen schienen nur ein Wort zu formulieren.
    „Friß!"
    Er ließ noch fünf weitere Löffel folgen, dann gelang es ihm nicht mehr, irgend etwas in Radan-Mech hineinzustopfen. Der Oberpriester war buchstäblich bis oben hin gefüllt, so daß er nicht in der Lage war, noch irgend etwas hinunterzuschlucken. Sicnar sah ein, daß er nichts mehr erreichen konnte.
    Er erhob sich, verneigte sich mehrere Male vor dem Oberpriester und verließ den Raum.
    Radan-Mech stöhnte laut auf, als er allein war. Vergeblich versuchte er, sich zu erbrechen, um sich von dem Nahrungsbrei zu befreien. Da es ihm nicht gelang, blickte er sich jammernd um.
    Er befand sich auf dem Planeten Syssod in unmittelbarer Nähe des CHASCH. Die Priester hatten ein kleines Höhlensystem entdeckt und darin einen Raum für ihn hergerichtet: eine Halle mit zahlreichen Altären, Mauervorsprüngen, Erkern, Säulen, Opfersteinen, geheimnisvollen Rissen in den Wänden und aus sich selbst heraus leuchtenden Elementen. Diese hatte man vorgefunden und für diese Zwecke genutzt, obwohl niemand wußte, weshalb sie leuchteten und wozu sie eigentlich dienten. An den Wänden waren Symbole Dan-Sandins angebracht, der als sitzender Cryper mit sechs nammenartig geformten und weit ausgestreckten Armen dargestellt wurde. Eine Sonnenscheibe mit einem großen Auge in wechselnden Farben bildete den Rumpfkörper.
    Radan-Mech lächelte verstohlen.
    Das Auge hatte ihn von Anfang an gestört. Erst als sichergestellt war, daß er dadurch nicht beobachtet werden konnte, war er in die Rolle geschlüpft, die er für sich selbst bestimmt hatte. Er selbst hatte dafür gesorgt, daß alle in den Augen versteckten Kameras von ihrer Energieversorgung abgeschnitten wurden.
    Der Oberpriester begann in den Kissen hin und her zu schaukeln. Dabei bemühte er sich darum, aus den Polstern herauszukommen. Erst nach gewaltigen Anstrengungen und nachdem er auf die Seite gekippt war, gelang es ihm. Erschöpft blieb er auf dem Boden liegen und schnappte nach Luft.
    Nach einer geraumen Weile wälzte er sich herum, bis er schließlich auf allen vieren kauerte. Er kroch zu einer Wand, stemmte die Hände dagegen, um sie stöhnend in Etappen nach oben zu schieben und sich dabei langsam zu erheben. Auf diese Weise gelang es ihm aufzustehen. Danach war er allerdings so geschwächt, daß er sich gegen die Wand lehnen mußte. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht, und seine Knie zitterten vor Schwäche. Er hielt sich mit beiden Händen an einem Mauervorsprung fest, da seine Beine kaum in der Lage waren, sein gewaltiges Körpergewicht allein zu tragen.
    Radan-Mech kleidete sich mit einer sehr weiten und bequemen Robe, die seine Fettmassen weitgehend überdeckte. Sie reichte ihm allerdings kaum bis an die Knie, so daß seine dicken Beine sichtbar blieben. Sie glichen mit dicken Fettwülsten versehenen Säulen.
    Aus einer der Nischen trat ein Origaner hervor.
    „Hallo, Fettsack!" grüßte
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