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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen
Autoren: Jason Dark
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längst aus dem Staub gemacht. Und auch ich dachte darüber nach, dass ich mir etwas einfallen lassen musste, um den Fahrer zu stoppen.
    Ich sprach ihn an. »Wo willst du hin?«
    Rudy zögerte nicht. Er gab sofort eine Antwort. »In das andere Jenseits.«
    Es war eine Überraschung für mich. Damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Ich konnte mir auch keine Vorstellung von dem machen, was uns erwartete, aber wenn wir so weiterfuhren und nicht abbremsten, würden wir bald das Haus rammen, in dem Maxine und Carlotta wohnten.
    Es ging wirklich um Sekunden. Eine letzte Chance sah ich, um eine Kollision zu vermeiden. Reden hatte keinen Sinn mehr. Ich musste ins Lenkrad greifen und hörte hinter mir auch die entsprechenden Rufe. Ich drehte mich nach rechts, streckte den Arm aus, schaffte es aber nicht mehr, meinen Vorsatz zu beenden.
    Die Hauswand war da.
    Ich sah auch die Haustür und wusste, dass wir gegen sie rammen würden. Eine Chance hatten wir nicht mehr, und ich duckte mich zusammen. Hinter mir hörte ich die Stimmen von Krista und Maxine.
    Auch sie mussten sich mit dem Schlimmsten abfinden.
    Der Aufprall!
    Ich erwartete ihn, aber er kam nicht. Kein Krachen, kein Splittern von Glas, kein Kreischen von Blech. Es war nichts zu hören, was ich nicht fassen konnte.
    Ich hatte mich geduckt und zu Boden geschaut. Jetzt hob ich den Blick wieder an und sah...
    Ja, was sah ich?
    Ich wusste es nicht, aber mir spukte eine Bemerkung durch den Kopf.
    Das andere Jenseits...
    ***
    Carlotta wusste nicht, ob sie sich richtig verhalten hatte, weil sie nicht in den Wagen gestiegen war. Es blieb ihr auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie verfolgte nun das, was sie nicht begreifen konnte.
    Rudy Reiking saß hinter dem Lenkrad. Und er steuerte den Wagen genau auf das Haus zu. Er dachte nicht daran, ihn zur Seite zu lenken, sodass er am Haus vorbeifahren konnte. Wenn er so weiterfuhr, würde er direkt gegen die Haustür fahren und das Gebäude schwer beschädigen. Wobei nicht sicher war, ob die Insassen überleben würden.
    War er lebensmüde?
    Es sah so aus. Carlotta stand am Eingang. Sie winkte mit beiden Händen und hoffte, dass ihr Zeichen gesehen und auch erkannt wurde. Es passierte nichts. Der Norweger lenkte den Wagen weiter, als wäre das Haus überhaupt nicht vorhanden.
    »Das ist Wahnsinn!«, flüsterte Carlotta, die auf dem Fleck stand und sich nicht bewegte. Ihr Herz klopfte heftig. Ihre Augen standen weit offen, sie hörte das Aufheulen des Motors und sah auch die Gestalt des Fahrers hinter der Scheibe. Auf sie wirkte der Norweger wie ein Gespenst.
    Ich muss weg!, schoss es ihr durch den Kopf. Ich darf auf keinen Fall länger hier stehen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Freunde den Aufprall überstanden.
    Es war ihr letzter Gedanke vor der Aktion. Sie stieß sich mit einem Fuß ab und schleuderte ihren Körper nach rechts.
    Dass sie nicht weich fallen würde, das wusste sie. Carlotta hoffte auch, diesen Sprung weit genug angesetzt zu haben. Sie prallte hart auf, kümmerte sich nicht darum und überrollte sich einige Male, um dem Fahrzeug zu entgehen.
    Noch in der Bewegung rasten die Gedanken durch ihren Kopf. Warum höre ich nichts? Warum ist da nichts zu spüren? Warum bekomme ich keinen Krach mit?
    All diese Gedanken verunsicherten sie. Carlotta wusste nicht, was Sache war, sie hatte das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben und sich alles nur eingebildet zu haben.
    Kein Krach, keine Schreie, sondern...
    Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende, riss sich zusammen und stemmte sich hoch. Mit einem Sprung war sie auf den Beinen. Dass sie das noch schaffte, war der Beweis dafür, dass sie okay war und ihr die Aktion nichts angetan hatte.
    Sie stand da. Sie schaute in eine bestimmte Richtung, und zwar auf das Haus.
    Ja, das Haus!
    Carlotta fing an zu lachen. Sie schüttelte den Kopf, schlug sich gegen die Stirn und hatte große Mühe damit, zu begreifen, was sie sah. Das Haus stand da, wie sie es kannte. Es war ihm nichts passiert. Es hatte keinen Geländewagen gegeben, der gegen den Eingang gefahren wäre.
    Es war alles wie immer.
    Carlotta hörte sich bitter lachen, bis ihr der Gedanke kam, dass nicht alles wie immer war. Es fehlte etwas, und zwar die Menschen.
    Ruhig bleiben. Nicht durchdrehen. Dafür tief durchatmen, sich umsehen und Ausschau nach den Menschen halten. Nach denen, die ihr etwas bedeuteten und auch nach dem Auto, in dem sie gesessen hatten.
    Da war nichts!
    Carlotta kam sich schon etwas
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