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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen
Autoren: Jason Dark
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nicht?«
    Sie lächelte breit. »Ich aber nicht. Nein, das kann ich nicht nachvollziehen. Da hat niemand den Wagen gestohlen, sondern nur entwendet.«
    »Und was ist der Unterschied?«
    »Die Entwender haben damit etwas vor. So sehe ich die Dinge. Da bin ich mir sicher.«
    »Dann weißt du auch, was sie vorhaben könnten – oder?«
    Carlotta deutete auf Krista. »Es geht um sie. Einzig und allein um sie.«
    »Okay«, sagte ich, »dann müsste ja etwas passieren.«
    »Das wird es auch!«
    »Und weiter?«
    Carlotta hob die Schultern. »Wir sollten es abwarten. Da liegt noch viel Zeit vor uns.« Sie drehte sich um und ging wieder zurück, blieb aber im Schutz der Haustür stehen und wartete ab.
    Erst mal tat sich nichts. Das ließ mich allerdings nicht ruhiger werden. Es war, als steckte eine Unruhe in mir, die mich leicht nervös machte. Ich fühlte mich umzingelt, obwohl ich nichts Fremdes entdeckte. Auf meiner Haut kribbelte es, sodass ich mir vorkam wie elektrisch geladen. Es lag nicht an mir, sondern an der Welt, die mich umgab, denn auch Maxine verspürte dieses Gefühl.
    Sie behielt es auch nicht für sich, denn sie sagte: »Ich glaube, wir sind hier nicht allein.«
    »Wie meinst du das?«
    »Da ist etwas Fremdes, gegen das ich mich nicht wehren kann«, erklärte sie.
    »Stimmt.«
    »Das wollte ich nur wissen, John.«
    »Und was ist mit Krista?«
    Die Tierärztin schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht einschätzen, das ist mein Problem. Ich weiß auch nicht, ob sie sich fürchtet oder nur darauf wartet, dass die andere Seite eingreift, aber ich sehe sie nicht als besonders ängstlich an.«
    »Das kann zutreffen.« Ich fragte mich inzwischen, ob es etwas brachte, wenn wir noch länger hier vor dem Haus warteten. Das konnte sein, das musste es aber nicht. Der Wagen war weg und wir waren gezwungen, uns etwas anderes einfallen zu lassen. Allerdings stellte sich die Frage, ob Krista Hellsen immer noch fahren wollte. Gesagt hatte sie in den letzten Minuten nichts.
    Es änderte sich auch etwas von der Sicht her. Der klare Tag verabschiedete sich langsam. Am Himmel erschien das Grau der Dämmerung und war dabei, sich allmählich durchzusetzen.
    Ich wollte den Vorschlag machen, zurück ins Haus zu gehen, da kam alles anders. Es begann mit dem Ruf der Norwegerin. Sie stand auf der Stelle, jetzt sogar leicht breitbeinig und hatte sich nach vorn gebeugt.
    »Da, das ist er doch!« Sie rief den Satz mit lauter Stimme und deutete nach vorn.
    Maxine und ich schauten ebenfalls hin. Ob es Carlotta auch tat, wusste ich nicht, aber ich wollte sehen, was Krista entdeckt hatte.
    Es waren zwei helle Punkte, die in einem kantigen Umriss leuchteten.
    Das war unser Wagen – oder das Auto der Tierärztin. Es war zwar nicht genau zu erkennen, ich ging jedenfalls davon aus. Es schaukelte allmählich näher und wurde gestoppt, als es einen bestimmten Punkt erreicht hatte.
    Es war nicht von allein gefahren. Jemand saß hinter dem Steuer, der es gelenkt hatte.
    Plötzlich lachte Krista Hellsen auf. Es hörte sich an, als hätte sie sich verschluckt. Schnell fing sie sich wieder und rief: »Der Fahrer ist Rudy. Ja, Rudy...«
    ***
    Jetzt war es heraus. Wir hörten sie noch mal lachen und sahen auch, dass sie den Kopf schüttelte. Es war Rudy, wir glaubten ihr, sie hatte da einen besseren Blick.
    Maxine drehte sich ihr zu. »Bist du dir sicher?«
    »Ja, ich kenne ihn doch.«
    Es war uns ein Rätsel, warum Rudy jetzt plötzlich kam. Ich war nicht froh darüber, denn dieses Erscheinen konnte auch eine Falle bedeuten. Das sagte ich laut und deutlich, wobei ich von keiner Seite Widerspruch erntete.
    Der Wagen rollte schon seit einigen Sekunden nicht mehr weiter. Er war gestoppt worden, und jeder von uns war gespannt, was nun geschehen würde. Eigentlich hätte die Tür geöffnet werden müssen, damit der Fahrer aussteigen konnte. Das passierte in diesem Fall erst mal nicht.
    »Was machen wir, John?«
    Ich konnte Maxine auch nicht mit einem guten Rat dienen.
    »Wir werden abwarten. Ich denke, dass die andere Seite erst mal am Zug ist.«
    »Gut.«
    Krista mischte sich ein. »Er wartet auf uns«, sagte sie mit leiser Stimme. »Er will, dass wir zu ihm kommen.«
    »Okay, und wenn wir das nicht tun?«
    Sie schaute mich an. »Dann wird er etwas unternehmen müssen, das steht fest.«
    »Dann warten wir.«
    Die Sekunden vergingen. Der Motor des Geländewagens wurde nicht angelassen. Rudy schien dieses Nervenspiel zu gefallen, denn er rührte sich
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