Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1760 - Verrat auf Ambraux

Titel: 1760 - Verrat auf Ambraux
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vorgeschriebener, äußerst komplizierterweise, die allein schon eine Kunst für sich war, und schloß es über der Hüfte, indem er es zweifach verknotete. Auch die Knoten mußten nach genau festgelegten Richtlinien geknüpft werden, so daß sich das Tuch in ihnen in bestimmter Weise faltete.
    Die Knoten gaben den Wissenden Auskunft nicht nur über seine Herkunft, sondern auch über seine Verdienste und Auszeichnungen, über seinen Glauben und über die Tiere, die ihm zu jagen gestattet waren. Allein zu lernen, wie man den Knoten richtig band, hatte ihn viele Zehner Zeit gekostet.
    So ausgestattet betrat der Cryper ein kleines, einfaches Haus, in dem an einem offenen Kamin ein Feuer brannte. Ein alter Mann saß daran. Cryam lag im Äquatorgebiet des Planeten und hatte ein warmes und ausgeglichenes Klima. Von den überaus heißen Sommern und den extrem kalten Wintern der nördlichen und der südlichen Hemisphäre war in diesem Bereich nichts zu spüren.
    Dennoch schien der alte Mann zu frieren. Er streckte seine Arme aus und hielt die Hände mit den offenen Handflächen zum Feuer hin, um sich zu wärmen.
    „Ehre dem Alter", grüßte Erno-Regor.
    „Demut der Jugend", antwortete der Mann am Feuer. Er wandte sich dem Besucher zu und bot ihm mit einer freundlichen Geste Platz an.
    Erno-Regor dankte und setzte sich.
    „Ich habe es ihm übermittelt", berichtete er. „Coram-Till ziert sich noch. Er behauptet, er müsse nachdenken, doch bin ich sicher, daß er der Einladung folgen und mit Capra reden wird."
    „Gut", lobte der Alte.
    Er hatte große, vorquellende Augen; als er sein Gegenüber ansah, drehte er den Kopf leicht zur Seite. Sein Gesicht hatte einen geradezu dämonischen Ausdruck.
    Erno-Regor erschauerte. Ihm war nie zuvor ein Mann mit einer derartigen Ausstrahlung wie dieser Alte begegnet, der keinerlei offizielle Ämter auf Ambraux bekleidete und der politisch vollkommen bedeutungslos zu sein schien. Tatsächlich jedoch hatte er einen ungeheuren Einfluß vor allem auf die Fischer des Planeten und damit auf eine der bedeutendsten Bevölkerungsgruppen.
    „Nichts ist wichtiger als die Einigung. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, werden wir die Freiheit gewinnen. Verfolgt jeder wie bisher seine eigenen Ziele, werden wir scheitern. Kleine Meerestiere finden sich zu Schwärmen zusammen, weil sie damit die großen Meeresräuber täuschen. Ihnen bietet sich das Bild eines Gegners, der größer als er selbst ist, und das schreckt ihn von einem Angriff ab.
    Aber wehe, er findet einen einzelnen Fisch außerhalb des Schwarms. Er wird ihn sich augenblicklich zu seiner Beute machen."
    Erno-Regor griff nach einigen kleinen, gerösteten Meeresfrüchten, die in einer Schale auf dem Tisch lagen, und verzehrte sie.
    „Du hast recht", sagte er. „Aber in jedem Schwärm muß es einen geben, der alle anderen lenkt, der ihnen die nötigen Befehle erteilt, sonst löst sich der Schwärm auf, und alle Tiere streben in verschiedenen Richtungen davon."
    Der Alte nahm ebenfalls einige Meeresfrüchte und aß sie. Er nickte gewichtig.
    „Coram-Till darf es nicht sein", sagte er danach.
    „Coram-Till wird es nicht sein", stimmte sein Besucher zu. Er blickte den alten Mann voller Ehrfurcht an.
    Bei ihm war er aufgewachsen, von ihm war er ausgebildet worden, und bei ihm hatte er vieles gelernt - allerdings nicht auf diesem Planeten und nicht bei diesem Cryper-Stamm. In zahllosen Gesprächen hatte der alte Mann ihn mit der Vergangenheit der Crypers vertraut gemacht und ihm manche Weisheit offenbart, die bestimmend für sein ganzes Leben geworden war. „Dafür werde ich sorgen."
    „Schon als du noch ein kleiner Junge warst, habe ich gewußt, daß du für Großes bestimmt bist", sagte der alte Mann und blickte Erno-Regor mit flammenden Blicken an. Er streckte seine Hände aus und faßte ihn an beiden Armen. „Ich habe versucht, deinen Willen zu stärken und deinen Geist zu schärfen. Nun ist es dir gelungen, bis in die unmittelbare Nähe der Mächtigen zu kommen. Es ist an der Zeit, selbst ein Mächtiger zu werden!"
    „Ich habe die Weichen gestellt", bestätigte Erno-Regor.
    Der Alte blickte ihn lange schweigend an.
    „Es gibt ein Problem, das mir zu schaffen macht", versetzte er dann. „Coram-Till ist nicht allein. Zwei Galaktiker sind bei ihm. Auf der einen Seite können sie von großer Bedeutung für unser Volk sein, auf der anderen Seite stellen sie eine Gefahr für dich dar, denn sie könnten deine Pläne durchkreuzen."
    „Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher