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1754 - Blutige Tränen

1754 - Blutige Tränen

Titel: 1754 - Blutige Tränen
Autoren: Jason Dark
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blutiges Loch, aus dem jedoch kein Blut strömte, wie es normal gewesen wäre.
    Greg stierte mich an. Ja, es war ein Stieren. Ein düsterer Blick, aus dem alles Mögliche herauszulesen war, nur in Worte fassen konnte ich es nicht.
    Der Arm interessierte Greg nicht. Er sah nur mich – und fing an zu schreien.
    Nein, das war schon kein Schreien mehr, sondern ein tierisches Brüllen. Der Halbvampir sprang plötzlich auf, blieb aber nicht stehen, sondern rannte los. Er schaute nicht, wohin, denn er war völlig daneben.
    Die Wand stoppte ihn. Er musste sie gesehen haben, doch das kümmerte ihn nicht. Er rannte gegen sie, er schrie auf, wurde wieder nach hinten gedrängt, sackte dann in die Knie und presste seine Hand vor das Gesicht.
    Ich tat nichts. Ich musste nichts tun. Ich schaute nur auf ihn nieder. Der Halbvampir, der nur noch einen Arm hatte, bedeutete keine Gefahr mehr für mich. Er blieb knien. Dann bewegte er sich nach vorn, auch wieder zurück, und aus seinem Mund drang ein Stöhnen. Es war praktisch der letzte Laut, den ich von ihm hörte, dann kippte er zur Seite und blieb bewegungslos liegen.
    Ich ließ einige Sekunden verstreichen, bevor ich mich um ihn kümmerte. Er war von meiner geweihten Kugel erwischt worden, und diese Kraft hatte für sein endgültiges Ableben gesorgt. Ich sah in das Gesicht eines Toten, in dessen weit geöffneten Augen kein Leben mehr war.
    Es floss kein Blut. Es war auch vorher nicht viel geflossen. Das wiederum brachte mich auf die Idee, dass dieser Greg ziemlich leer gewesen war und er sich zunächst hätte Blut besorgen müssen. Das war ihm nicht mehr gelungen, aber er war leider nicht der einzige Halbvampir in diesem Hotel, das wusste ich auch.
    Ich drehte mich zu Lilian Block um. Sie war noch immer nicht in der Lage, etwas zu sagen. Stumm starrte sie auf die tote Gestalt. Im Gesicht war sie blass wie eine Leiche geworden. Die Hände hielt sie zu Fäusten geballt.
    »Er ist endgültig tot, nicht?«
    Ich nickte. »Ja. Die geweihte Silberkugel hat dafür gesorgt. Nun ist es vorbei, und du hast gesehen, wie es den Halbvampiren ergehen kann.«
    »Ja, das weiß ich. Aber trotzdem sind sie stark. Das weiß ich auch. Und Greg war nicht der Einzige. Es gibt noch mehr, die hier wohnen. Ich weiß aber nicht, wie viele da oder unterwegs sind.«
    »Werden wir herausfinden. Für mich ist zudem wichtig, was mit Justine Cavallo ist. Ob sie sich hier in einem der Zimmer versteckt hält.«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Und wo? Kannst du darüber etwas sagen?«
    Lilian winkte ab. Mit leiser Stimme sagte sie, dass man sie nicht eingeweiht hatte. Sie hatte eben nicht zum inneren Kreis gehört.
    »Was ist der innere Kreis?«
    »Es sind ihre Vertrauten.«
    »Aha. Und weiter?«
    »Nichts weiter, John. Die Vertrauten haben das Sagen und organisieren alles.«
    »Das habe ich verstanden. Aber gibt es unter ihnen so etwas wie einen Anführer?«
    Da musste Lilian nachdenken. Nach einer Weile rückte sie mit einer Antwort heraus.
    »Das kann ich dir nicht so genau sagen. Aber unbedingt gleich sind sie nicht. Da ist der eine schon mehr als der andere. So jedenfalls habe ich das empfunden.«
    »Wer hat sich denn besonders hervorgetan?«
    Für einen Moment stand sie unbeweglich auf der Stelle, dann fing sie an zu nicken. »Ja, wo du es sagst, fällt es mir wieder ein. Ich hatte das Gefühl, dass es jemand war, den wir beide kennen. Er hatte hier alles im Griff.«
    Ich ahnte, wen Lilian meinte. Den Namen sprach ich gelassen aus. »Du denkst an Gus Walcott?«
    »Genau der.« Sie nickte. »Ich weiß nicht mal, ob er ein Halbvampir ist, aber er kennt sich aus, und er kommt auch gut mit den Gästen zurecht. Wenn jemand Bescheid weiß, dann dieser Walcott. Vielleicht sollten wir mit ihm reden.«
    Der Vorschlag war gut. Wir wussten zudem, wo wir Walcott finden würden. Allerdings war nicht sicher, ob noch alles so war wie bisher. Ich hatte schießen müssen. Das war nicht lautlos abgelaufen. Bestimmt war der Schuss gehört worden, aber man hatte noch nicht reagiert, was mich ebenfalls wunderte.
    »Walcott also«, sagte ich.
    »Ja, das denke ich.«
    »Du hättest es vorher sagen sollen, Lilian. Dann wäre ich ganz anders vorgegangen.«
    Sie verzog das Gesicht. »Das weiß ich ja. Aber ich war durcheinander. Und auch jetzt ist nicht sicher, ob Walcott ein Halbvampir ist. Ich jedenfalls habe ihn nie nach Blut schreien hören. Aber das wirst du ja herausfinden.«
    »Ich hoffe es.«
    »Wann gehst du zu
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