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1750 - Karawane der Verzweifelten

Titel: 1750 - Karawane der Verzweifelten
Autoren: Unbekannt
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zusammengetrieben und „von ihrem Leiden erlöst". Im Sturm der Desintegratorgewehre. Viele Springer waren so gewesen, besonders auf den Siedlungswelten. Oder sie hätten alle Süchtigen zusammengepackt und auf einer einsamen Welt ausgesetzt.
    Heute dagegen, in einer verflochtenen Milchstraße, war das nicht mehr möglich. Auch die Springer erkannten humanitäre Verpflichtungen an.
    Sneda hörte sich in den Raumhafenkneipen von Archetz um. Natürlich gab es viele, die das taten, denn gerade die Zentralwelt der Springer litt sehr unter der Masse der Süchtigen. Aber eines Tages hörte sie etwas. Die Sache lief unter der Bezeichnung „Frosterstöcke". Angeblich handelte es sich um Kryogenkammern, in denen sich Süchtige bis zur Lösung ihres Problems einfrieren lassen konnten.
    Eigentlich eine uralte, todsichere Methode, dachte sie, bei der nichts schiefgehen kann.
    Sie suchte ihre Geschwister auf, die sich in wirklich erbärmlichem Zustand befanden, und erzählte ihnen von der Idee. Zuerst erfolglos: Den Harfner-Drillingen gefiel vor allem die Vorstellung nicht, ihre Geschäfte auf unbestimmte Zeit zu verlassen. Immerhin konnte das ganze Monate, wenn nicht Jahre dauern.
    Aber mit zunehmend schlechterer Verfassung schmolz auch der Widerstand dahin.
    Sneda stellte über die Raumhafenbars Kontakte her. Ganz legal war die Sache nicht, weil man keinerlei Forschungsergebnisse hatte. Vertrugen sich die Frosterstöcke wirklich mit der unbekannten Form von Sucht, die die Hamamesch-Warenstücke erzeugten?
    Immerhin eine Möglichkeit. Worüber denken wir eigentlich nach?
    Die Harfner-Drillinge machten eine Hälfte ihrer Geschäfte zu Geld, um die Frosterstöcke zu bezahlen; eine horrende Summe, aber unabänderlich. Langes Leiden kam für die Harfners nicht in Frage. Der Rest blieb unter der Obhut eines Vermögensverwalters zurück.
    Sie fanden sich an einem privaten Transmitteranschluß ein, über dessen Gegenstelle sie nichts Genaues erfuhren. Die Bedienungsmannschaft machte nicht den besten Eindruck. Aber keinem der drei kam auch nur eine Sekunde lang der Verdacht, man wolle womöglich an ihrem Elend verdienen.
    Die Gegenstation lag offenbar immer noch auf Archetz, da sich weder Luft noch Gravitation veränderten. In einem Tal erstreckte sich eine lange, häßliche Reihe von Plastikgebäuden.
    In aller Eile hochgezogen.
    „Geht da runter!" befahl jemand. Es war ein vierschrötiger Springer, den Sneda auf Anhieb nicht leiden konnte. „Andere wollen auch noch."
    Die Drillinge folgten zu Fuß dem Wanderpfad ins Tal, in den Händen ihre Reisetaschen, die Chips mit ihrem Guthaben fest umklammert. Sie waren Teil einer langen, strömenden Prozession. All die gebeugten Gestalten, von Qualen gezeichnet - sie boten das gespenstische Bild eines Sträflingszugs.
    Das Geld gaben sie an der Pforte ab.
    Jemand führte sie tief ins Gebäude, entlang an endlosen Reihen dunkler, von Rauhreif bedeckter Särge. Durch die gläsernen Deckel konnte man ins Innere sehen. Da lagen sie, die Süchtigen, von ihrem Leid erlöst, wartend auf ein Zeitalter der Heilung und des unbeschwerten Lebens.
    Die Harfners hatten keine Zweifel mehr.
    Sneda war die erste, die in ihren Behälter stieg. Sie lächelte ihren Brüdern gezwungen zu.
    Denn trotz aller Hoffnung blieb die Sucht im Innersten, die nach dem Zauber der Hamamesch verlangte, die jede Sekunde wühlte.
    Der Deckel schnappte ein. Von diesem Moment an hätte sie nichts mehr dagegen tun können, selbst wenn es ihre Absicht gewesen wäre.
    Durch die Sargwände konnte sie ihre Brüder ganz verwaschen sehen. Ein kalter Hauch war das letzte, was sie noch empfand.
    Wir sehen uns wieder. Vielleicht... in einem halben Jahr.
     
    *
     
    Die kleine gelbe Sonne wäre jemandem wie Teaser Kroom niemals aufgefallen, wenn die Admiralin ihr Schiff nicht ausgerechnet dort aus dem Hyperraum gesteuert hätte.
    Sie war eine Frau von 75 Jahren. Mittelgroß, strenges Gesicht, kupferbraunes kurzes Haar.
    Und das Wichtigste, was ihm auffiel: Stomal Zystaan roch falsch. Teaser spürte, daß er ihr nicht trauen konnte.
    In seinem Schädel aber wurde das Gehirn nach außen gedreht, weil das Schläfenband keinen Zauber mehr besaß. Schmerzen überall, alles andere nicht mehr wichtig. Er hatte keine andere Wahl, als den eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu gehen.
    An Bord der GREP befanden sich 3100 Personen.
    Gyrengo hatte ihn in einer stillen Stunde herumgeführt. Von dem Tomopaten wußte er, daß sie alle eine Hamamesch-Ware
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