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1750 - Karawane der Verzweifelten

Titel: 1750 - Karawane der Verzweifelten
Autoren: Unbekannt
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einzugreifen.
    Androgynen waren ein ungewöhnlicher Robotertyp, ursprünglich mit Hilfe der Siganesen erbaut. Ein spezieller Algorithmus befähigte sie, sich nicht nur selbst zu reproduzieren, sondern sich dabei den entsprechenden Umweltbedingungen anzupassen.
    Mit Einschränkung hätte man sie als die ersten maschinellen Schöpfungen bezeichnen können, die erstens aus Menschenhand stammten und zweitens so etwas wie „Intelligenz" aufwiesen. Ob Androgynen nun intelligent waren oder nicht, darüber stritten die Gelehrten. Und wenn E-3-14 und E-1-86 so etwas wie Gefühle kannten, dann höchstens die Sehnsucht nach ihrem „Vater", Robert Gruener; dem Menschen, der sie konstruiert hatte.
    Sie waren mit ihrem Erkundungsauftrag vollständig zufrieden und ausgelastet. Den Brückenkopf weiter ausbauen, Ausrüstungsgegenstände herstellen und bereithalten, darin lag ihre Existenzberechtigung.
    Aber all das, was die Androgynen auf Coma-6 geschaffen hatten, wurde am 2. Juni 1220 zerstört. E-3-14 und E-1-86 verhielten bewegungslos. Sämtliche anderen Mitglieder des Androgynenstamms wurden eingesammelt und gegen ihren Willen an Bord fremder Raumschiffe gebracht.
    Die allerdings galaktischer Herkunft waren, soviel bekamen die beiden Einheiten mit.
    Als es vorbei war, bewegten sich E-3-14 und E-1-86 zum ursprünglichen Zentrum des Brückenkopfes zurück. Dort trafen sie mit zehn anderen Einheiten zusammen, die ebenfalls die Plünderung überstanden hatten.
    Jeder Androgyne barg in sich die Möglichkeit, durch Reproduktion den ganzen Stamm wieder zu erschaffen. So machten sich die „Überlebenden" daran, in kleinen und kleinsten Schritten ihre Population wiedererstehen zu lassen. In maschinellem Eifer wollten sie Lagerkammern füllen, komplizierte Maschinen neu konstruieren, aus dem Nichts des Asteroiden wieder einen florierenden Brückenkopf in der Unendlichkeit erschaffen.
    Doch am dritten Tag nach dem Desaster fiel ein Schatten über ihre Arbeit.
    Der Sternenhimmel verdunkelte sich; zunächst nur an einer kleinen Stelle, dann immer größer, und zum Schluß senkte sich ein riesenhaftes Objekt über Coma-6.
    E-3-14 und E-1-86 waren lediglich mit dem notwendigsten Wissen ausgestattet. Und doch setzten sie das Datenmaterial ihrer optischen Systeme zu einer erstaunlichen Erkenntnis zusammen.
    Diskusförmige Grundzelle, 9000 Meter Durchmesser. Bugsektion als Keil von 2500 Metern Länge. Triebwerks- und Beibootssektor am Heck. 14.000 Meter über alles.
    Androgynen hatten keinen echten Begriff von Zeit. Sie konnten Sekunden und Millisekunden messen, aber ihr Verstreichen fühlen, das konnten sie nicht. Ob sie drei Tage warten mußten oder eine Million Jahre, das war für sie lediglich ein quantitativer, aber kein qualitativer Unterschied.
    In diesem Fall jedoch verspürten E-3-14 und E-1-86 fast so etwas wie maschinelle Erleichterung.
    Der Schatten, der sich über Coma-6 senkte, war die BASIS. Nach neuer galaktischer Zeitrechnung schrieb man den frühen Morgen des 5. Juni 1220.
     
    *
     
    Geo Sheremdoc und Koka Szari Misonan nahmen ihr Frühstück im HQ-Hanse ein, in vierhundert Metern Höhe, auf einer Terrasse hoch über den Dächern der Stadt. Es war bitter kalt. Sie trugen dicke Kleidung. Der Atem vor ihren Mündern kondensierte in weißen, vom Wind sehr schnell zerstäubten Wölkchen.
    Normalen Menschen wären Zeit und Ort zumindest seltsam vorgekommen, doch die Mächtigen auf Terra nutzten jeden einsamen Augenblick.
    „Früher saßen wir immer mit Homer hier", bemerkte die Erste Terranerin.
    Wehmütig. Überfordert.
    Sie schaute über den Gebäudering des ehemaligen Imperium Alpha hinweg. Von hier aus erweckte die Stadt einen Eindruck trügerischer Stille.
    Geo Sheremdoc wärmte seine Hände an der heißen Tasse. Er wußte sehr genau, was in ihrem Kopf vorging; eine Fähigkeit, die ihm viele Leute zu Feinden machte. Die Menschen mochten es nicht, bloßgestellt zu werden, wenn jemand bis auf den Grund ihrer Seele schauen konnte.
    „In zwei oder drei Stunden geht alles wieder los", murmelte sie. „Ich kann das Schreien und das Betteln nicht mehr hören. Aber ich kann sie auch nirgendwo hinschicken. Was machen wir nur mit unseren Süchtigen, Geo?"
    „Ich habe keine Ahnung."
    Geo Sheremdoc zuckte mit den Achseln. „18 Milliarden galaxisweit. Minus circa 39,5 Millionen, die jetzt auf dem Weg nach Hirdobaan sind. Immer noch fast zwei Milliarden im Solsystem. Helfen können wir ihnen nicht. Sie werden vielleicht alle lernen
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