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1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle
Autoren: Jason Dark
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zu tun bekommen. Es stand in den Zeitungen des Kreises, und man hat auch die Polizei eingeschaltet. Ein Beamter hat mal beim BKA einen Kurs besucht und dabei auch Harry Stahl kennengelernt. An ihn hat er sich erinnert und ihn gebeten, sich um den Fall zu kümmern.«
    »Dann ist Harry also losgefahren?«
    »Klar.« Sie senkte den Kopf. »Losgefahren und verschwunden. Wie damals die Menschen.«
    »Die dann Jahre später wiedergekommen sind«, fügte ich hinzu.
    Sie nickte. Dann sagte sie: »Ich hoffe nur, dass Harry nicht das gleiche Schicksal widerfährt, befürchte es aber.«
    »Hast du noch weitere Anhaltspunkte?«
    Sie wiegte den Kopf. »Ein paar wenige.«
    »Was ist mit dem Kollegen, der Harry informiert hat?«
    »Er heißt Eike Peters. Ich hörte, dass er krankgeschrieben wurde. Was er hat, weiß ich nicht. Jedenfalls müssen wir nach Wiesmoor fahren. Wir werden auch in dem Hotel wohnen, in dem sich Harry einquartiert hat. Es liegt am Rand des Ortes. Du wirst eine typische Landschaft erleben mit ihren Fehn und...«
    »Pardon, was ist das denn?«
    »Kanäle, John. Es sind Wasserstraßen, die das Gelände durchziehen, rechts und links davon gibt es Fahrbahnen. Dort stehen auch Häuser, und es gibt in gewissen Abständen Brücken, um die Kanäle überqueren zu können. Eine sehr eigene Gegend, flach, viel Wasser, und wenn schlechtes Wetter und Wind ist, fegt der Regen fast waagerecht über das platte Land.«
    »Da bin ich aber gespannt«, sagte ich.
    »Kannst du auch. Die Menschen dort sind ein eigener Schlag, aber nicht unsympathisch.«
    »Sind denn Nachforschungen angestellt worden?«, wollte ich wissen.
    »Ja, schon, aber sie haben nichts gebracht. Das weiß ich von Eike Peters.«
    »Hat Harry denn nicht mit ihm zusammengearbeitet?«
    »Ja und nein.« Dagmar schob ihre Tasse hin und her. »Sie haben über den Fall gesprochen. Sie trafen sich, aber dann ging Harry seinen eigenen Weg. Bis er verschwand, und das ist jetzt fast eine Woche her. Ich habe keine Nachricht von ihm bekommen, einfach nichts. Deshalb weiß ich auch nicht, wo er letztendlich verschwand.«
    »Aber du hast dir Gedanken darüber gemacht, wo wir beide den Hebel ansetzen können?«
    »Nicht so direkt, da bin ich ehrlich. Für mich ist es wichtig, mit Eike Peters zu sprechen. Vielleicht weiß er doch mehr, als wir bisher erfahren haben.«
    »Würde mich freuen.« Ich schaute in meine leere Tasse und blickte dann auf Dagmar. Sie hielt den Kopf gesenkt, und es war zu sehen, dass sie mit den Tränen kämpfte. Unser Gespräch hatte sie aufgewühlt. Sie und Harry Stahl waren ein Paar, das schon einige Jahre zusammen in Wiesbaden lebte, wobei Dagmar von den Psychonauten abstammte, einer geheimnisvollen Gruppe von Menschen, die es vor zehntausend Jahren und mehr gegeben hatte. Sie wurden damals mit dem dritten Auge versehen, was allerdings bei Dagmar jetzt verkümmert war, aber hin und wieder zum Vorschein kam. Ich sprach sie darauf an.
    »Tut mir ehrlich leid, John. Ich hätte gern mein Erbe erlebt, aber den Gefallen hat man mir leider nicht getan. Da muss ich passen.«
    »Gut, dann wollen wir uns auf den Weg machen. Wie sieht es mit einem Leihwagen aus?«
    »Den habe ich besorgt. Einen kleinen Corsa. Der ist für diese Straßen dort oben genau richtig.«
    »Wenn du das sagst.«
    Wir rutschten von unseren Hockern. Dagmar ging neben mir her. Den Kopf hatte sie gesenkt. Ich wusste, wo sie mit ihren Gedanken war und konnte nur hoffen, dass wir es schafften, einen lebenden Harry Stahl zu finden...
    ***
    Eine Woche zuvor:
    Wer eine Gegend kennenlernen wollte, die romantisch und auch leicht schaurig war, der musste nur nach Ostfriesland fahren, wenn der Herbst seine Kraft ausspielte, das Laub der Bäume färbte und die Nebelschwaden schickte, die sich wie Tücher über das Land legten und es in eine düstere Kulisse verwandelten.
    Bei diesem Wetter waren nicht viele Menschen unterwegs. Fremde erst recht nicht, denn die hielten sich lieber im Sommer hier auf. Bei Nebel war es nicht einfach, über die Straßen rechts und links der Kanäle zu fahren. Da war schon mancher mit seinem Wagen im Wasser gelandet.
    Harry Stahl hatte einen Fall aufzuklären, der ihm mehr als suspekt war. Er hatte eigentlich nicht daran glauben können, dass es so etwas überhaupt gab. Die Menschen waren damals spurlos verschwunden, und man musste sie für tot halten, was man auch getan hatte, aber dann waren sie wieder zurückgekehrt. Und das nach vielen Jahren. Einfach nicht zu glauben.
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