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1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle
Autoren: Jason Dark
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gleiten.
    Da fiel ihm etwas auf.
    Über dem Eingang und nicht mal auf halber Höhe sah er etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Das war ihm völlig neu. Eine Mühle hatte so etwas eigentlich nicht aufzuweisen.
    Hier schon.
    Es war eine runde Uhr!
    Beinahe hätte er gelacht, denn sie kam ihm vor wie eine Küchenuhr. Nur um das Dreifache vergrößert. Er sah auch zwei Zeiger, die sich recht deutlich vor dem hellen Hintergrund abmalten, der weiß-bläulich schimmerte.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Harry stand da, starrte die Mühle an, die ihm noch völlig in Ordnung erschien, und dachte über die Uhr nach. Sie war für ihn hier einfach fehl am Platze.
    Doch sie hatte sicher etwas zu bedeuten. Das Erscheinen der Verschwundenen hatte bestimmt etwas mit Zeit zu tun.
    Der Verfolgte war nicht mehr zu sehen. Er musste in der Mühle verschwunden sein, und Harry entschloss sich, ihm zu folgen. Nur so konnte er den Dingen auf den Grund gehen.
    War es gefährlich? Barg die Mühle vielleicht irgendein unheimliches Geheimnis, das sich über die Jahrhunderte gehalten hatte?
    Das war auch möglich. Harry spürte, dass seine Neugierde immer größer wurde.
    Es waren noch genau fünf Schritte, die er gehen musste, um die Tür zu erreichen.
    Davor blieb er erst mal stehen. Er schaute sich den alten geschwungenen Griff an, legte dann seine Hand auf das kühle Metall und wunderte sich, wie leicht sich der Griff nach unten drücken ließ. Ob sich die schwere Tür ebenso leicht öffnen ließ, würde sich noch herausstellen. Der Verfolgte jedenfalls hatte es geschafft.
    Das gelang auch Harry Stahl. Die schwere Holztür ließ sich glatt und sicher aufziehen. Sie knarrte kaum in den Angeln, und als sie spaltbreit offen stand, wehte Harry ein feucht-kühler Geruch entgegen, der irgendwie alt wirkte.
    Behutsam schob er die Tür weiter auf. Er wollte nicht hineinrennen, er war auf der Hut, dachte auch an den Verfolgten und rechnete deshalb mit einer bösen Überraschung. Die gab es nicht.
    Harry betrat das alte Bauwerk und gelangte in einen recht großen Raum, der trotz seiner Rundung irgendwie eckig aussah. Er sah die Mühlsteine, die schweren Balken, auch eine Treppe, die nach oben führte. Nur seinen Spezi, den sah er nicht. Der schien sich verflüchtigt zu haben. Auch zu hören war nichts mehr von ihm.
    Harry hatte seine Taschenlampe hervorgeholt. Nur durch deren Licht hatte er alles erkennen können. Es gab schon etwas, über das er sich wunderte. Eigentlich hätte hier überall Staub liegen müssen. Doch das war nicht der Fall.
    Harry ging davon aus, dass dieses Bauwerk schon öfter Besuch bekommen hatte. Vielleicht war es so etwas wie eine Fluchtstätte oder ein Haus, in dem Versammlungen abgehalten wurden, denn um ihn herum standen recht viele Schemel.
    Aber wo steckte die dunkle Gestalt?
    Harry hörte und sah auch weiterhin nichts von ihr. Nicht mal ein leises Knacken drang an seine Ohren. Er musste wieder an die Uhr denken und drehte sich um, sodass er der Tür jetzt nicht mehr den Rücken zudrehte.
    Er leuchtete an der Innenseite hoch, dann noch ein Stück weiter und erreichte ungefähr die Stelle, wo er die Uhr von außen gesehen hatte. Der graue Stein sah aus wie fest zusammengepresster Staub. Zwar war die Wand nicht glatt, aber er sah nichts von der Uhr.
    Und dann passierte etwas.
    Es geschah ohne Vorwarnung. Harry Stahl hörte ein vertrautes Geräusch, das ihm hier allerdings recht fremd vorkam.
    Es war das Ticken einer Uhr!
    Er stand still und lauschte.
    Ticktack – ticktack, so ging es unaufhörlich. Das Geräusch klang sogar recht hell. Es hörte sich überhaupt nicht drohend oder dumpf an. Angst machte es nicht.
    Und doch kam Harry das alles nicht geheuer vor. Der Gedanke, in eine Falle geraten zu sein, nahm immer mehr von ihm Besitz.
    Mit der Lampe leuchtete er die Innenseiten der Wände ab. Er suchte nach irgendetwas, was ihm Auskunft geben konnte, aber er sah nur die schmalen Fenster, die eigentlich nichts anderes als etwas breitere Luken waren.
    Und die Uhr tickte weiter.
    Man konnte sich an das Geräusch gewöhnen, aber es war auch möglich, dass es an den Nerven zerrte. Das war bei Harry Stahl der Fall. Er verglich die Uhr mit einer Lebensuhr, und zwar mit seiner, die immer mehr ablief. Es war zwar verrückt, so zu denken, doch er konnte sich einfach nicht davon befreien.
    Ihn überkam die Ahnung, dass er hier in dieser leeren Mühle erwartet worden war, obwohl er zugeben musste, dass sie nicht so leer sein konnte.
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