Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1737 - Das Corrax-Rätsel

Titel: 1737 - Das Corrax-Rätsel
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
willkommen zu sein, endlich ohne sie mit mir reden zu können. Er unterstützte mein Vorgehen und sah sich so zwischen zwei Stühlen. Hier der alte, hartherzige Arkonide, dort die Kartanin mit ihrer Sensibilität.
    Verstandesmäßig mußte er mich unterstützen, aber gefühlsmäßig stand er eben ihr näher.
    Er schien meine Gedanken zu erraten. Vielleicht verriet mich auch meine Miene.
    „Mach dir ihretwegen keine Sorgen", sagte der Smiler. „Sie ist sehr verwirrt."
    „Das sind wir wohl alle", meinte ich mit trockenem Lachen.
    Die Sonne stand tief und sank rasch dem Horizont entgegen, wurde mehr und mehr zu einem roten Ball, der sich auf dem fast ruhigen Wasser spiegelte. Ich konnte von hier aus insgesamt sechs Inseln sehen, keine weiter entfernt als schätzungsweise zehn Kilometer.
    „Das meine ich nicht." Tek fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
    „Sie konzentriert sich natürlich weiterhin voll auf den Corrax, aber vorhin sagte sie etwas von anderen Impulsen, die sie wahrgenommen habe - ganz in der Nähe. Nach zehn Minuten esperte sie nichts mehr. Sie ist jetzt der Meinung, sich nur etwas eingebildet zu haben. Aber ich nehme ihr das nicht ganz ab. Dazu war sie sich anfangs zu sicher."
    „Andere Corrax? Vielleicht weitere Überlebende?"
    Ronald zuckte mit den Achseln und schwieg.
    Wir saßen eine Weile stumm da und starrten aufs Meer hinaus. Der Sonnenball berührte bereits den Horizont und schien sich mit ihm zu verbinden. Das Wasser glitzerte rot und orangen, und ein leichter Wind ging.
    Es war fast wie ein idyllischer Abend auf irgendeiner schönen Welt des Parresums. Aber etwas fehlte, etwas Wichtiges.
    Leben.
    Kein Vogel schrie, keine Insekten summten und tanzten der Nacht entgegen. Keine Fische sprangen. Kein Gras wuchs hier, keine Blumen. Überall am Ufer wurde grünbrauner Tang angespült, verfing sich zwischen den Klippen, blieb liegen oder schwappte ins Meer zurück.
    Das war alles.
    Andere Impulse?
    Ob Dao etwas aufgefangen oder sich nur eingebildet hatte - es ging mir nicht aus dem Sinn. Wenn wir auf der Koralleninsel nicht allein waren, konnte das Gefahr bedeuten.
    Wir waren zwar getarnt, aber wenn uns nun Corrax aus dem Meer entdeckt hatten? Solche mit den technischen Mitteln, um ein Deflektorfeld zu enttarnen?
    Also stand ich auf und ging zum Shift zurück. Tek folgte mir. Als wir ankamen, erwartete uns die Kartanin mit einer guten Nachricht.
     
    *
     
    „Er ist zwar noch nicht ganz bei Bewußtsein", sagte sie, „aber er redet... wie im Schlaf. Es hat jedenfalls schon für meinen Translator gereicht. Wenn er wieder spricht, werdet ihr ihn auch verstehen."
    Die Informationen ihres Translators an unsere SERUNS zu senden, war eine Sache von Sekundenbruchteilen.
    Doch momentan war der Corrax still. Seine Atemzüge waren, wie deutlich zu beobachten, noch unregelmäßig. Die Haut glitzerte unter einem aufgesprühten, transparenten Heilverband im Kunstlicht des Shifts silbriggrau. Ein Blick auf einen Diagnoseschirm ließ auch mich hoffen, daß er bald wach und ansprechbar sein würde.
    „Was war das, mit den anderen Impulsen?" fragte ich die Telepathin.
    Sie warf Tekener einen vorwurfsvollen Blick zu. Er grinste entschuldigend wie ein Schuljunge, der ein Geheimnis verraten hatte.
    „Nichts", antwortete sie. „Gar nichts."
    Ich kannte sie lange genug um ihr anzusehen, daß sie log, und wollte ihr das schon auf den Kopf zusagen und sie an unsere Situation erinnern, als sich der Corrax auf der Liege zu rühren begann.
    Seine Knorpellippen bewegten sich. Der Kopf ging hin und her, aber er schrie nicht. Also bereitete es ihm keine Schmerzen, was noch an der Behandlung liegen konnte.
    Aber sein rechter Arm zuckte, dann die Beine. Der ganze Leib begann zu beben, so als sei der Corrax von panischer Angst vor etwas erfüllt, dem er zu entfliehen versuchte.
    „Ruhig", sagte Dao sanft, obwohl er sie kaum hören konnte.
    Sie wurde plötzlich sichtbar - für den Corrax, sollte er die Augen öffnen. Natürlich konnten wir SERUN-Träger uns trotz der Deflektorfelder jederzeit sehen.
    Dao hatte ihren Deflektor abgeschaltet. Sie drehte den Kopf und sah mich herausfordernd an, aber ich nickte nur und folgte ihrem Beispiel.
    „Na, so was!" murmelte Tek und machte sich ebenfalls für alle Welt sichtbar.
    In diesem Moment begann der Corrax zu reden.
    Seine Augen blieben geschlossen, von dicken Schutzhäuten überzogen.
    Es war auch mehr ein Stammeln - eben so, wie jemand im unruhigen Schlaf Laute von sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher