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173 - Die Rache des Hexers

173 - Die Rache des Hexers

Titel: 173 - Die Rache des Hexers
Autoren: Dämonenkiller
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Er warf einen kurzen Blick auf Tirso, der noch schlief. Die fadenscheinigen Decken über dem harten, schmalen Bett waren zerwühlt. Martin lugte vorsichtig aus der Türöffnung hinaus, blinzelte in der grellen Morgensonne und schaute sich um.
    Die Hütte stand auf einem Berghang. Er konnte ein weites Tal erkennen, das durch unzählige niedrige Mauern in unregelmäßige Quadrate und Rechtecke unterteilt wurde. Einige schmale Bäche schlängelten sich durch grüne Felder.
    „Ich kenne die Bäume", sagte Martin flüsternd zu sich. „Sie sind fremd. Tropische Bäume."
    Er kannte sie aus Lehrbüchern und Fernsehen. Nicht alle, aber die meisten Gewächse hatte er schon einmal gesehen, und zwar im Zusammenhang mit fremden, südlichen Ländern.
    Wo waren sie?
    Nicht in Afrika, sagte er sich, als er auf den Feldern die kleinwüchsigen und braunhäutigen Männer arbeiten sah. Einige hatten seltsame Hüte auf den langen, schwarzen Haaren. Die Kopfbedeckungen wirkten altmodisch und waren schwarz. Martin zog den Kopf zurück. Es gab keine Tür. Statt dessen bewegte sich ein zerschlissener muffiger Vorhang im hölzernen Rahmen. Martin schaute nach rechts und bemerkte über den Dächern anderer Häuser, in einiger Entfernung, eine steinerne Pyramide.
    Martin fühlte sich ausgeschlafen, aber hungrig. Durstig war er auch, aber es war viel wichtiger, möglichst viel herauszufinden. Einmal war er aufgewacht, oder hatte er es nur geträumt? Da hatte er gespürt, daß seine Mutter nahe bei ihm war, in seinen Gedanken und Gefühlen.
    Er drehte sich herum und lehnte sich gegen den knarrenden Türpfosten. Die Hütte bestand aus mehreren Räumen. Die Wände waren aus Bruchstein und flachen Kieseln gemauert. Der Boden bestand aus festgestampftem Lehm. Bis auf wenige ärmliche Möbelstücke und einen teppichähnlichen Wandbehang war er leer, aber nicht schmutzig.
    Sollte er versuchen, mit seiner Mutter in gedanklichen Kontakt zu treten?
    „Nein", flüsterte er. „Noch nicht. Ist noch zu früh."
    Er fuhr mit gespreizten Fingern durch sein schwarzes Haar. Tirso Aranaz bewegte sich unruhig, gähnte und setzte sich auf. Sein Auge heftete sich auf Martin.
    „Wo sind wir?" fragte er leise. Martin hob den Zeigefinger an die Lippen und schlich zum Bett zurück.
    „Irgendwo in Südamerika. Nur hier gibt's Kondore."
    „Weißt du schon, wer uns entführt hat?"
    „Ein Kondor, ein paar affenartige Dämonen, und mehr weiß ich auch nicht", gab Martin zurück. „Hast du auch Hunger?"
    „Nicht wenig.
    Beide Jungen waren größer gewachsen und wirkten weitaus reifer und selbständiger als Gleichaltrige.
    Sie hatten noch kein Wort darüber verloren, aber vorläufig wollten sie niemandem zeigen, was sie konnten.
    Je unwissender sie sich verhielten, desto besser würde es wahrscheinlich für sie sein.
    „Sind das Indios dort draußen?"
    „Ich glaube", antwortete Martin, „du hast recht. Die Zöpfe, die Hüte, diese Umhänge… das müssen Indios sein. So nennt man sie. Also sind wir tatsächlich in Südamerika."
    „Südamerika ist groß", sagte Tirso.
    Sie spürten die Anwesenheit eines Menschen eher, als sie die Fußtritte hörten. Der Vorhang wurde zur Seite gezerrt. Eine alte Indiofrau kam herein und blickte die Kinder aus tiefdunklen Augen an. Ihr Gesicht war von einem Netz scharfer Falten durchzogen.
    Sie zeigte mit der Hand auf ihre Brust und sagte mit einer rauhen, halblauten Stimme: „Quija. Quija Amacchi."
    „Martin", sagte er, zeigte auf Tirso und nannte dessen Namen.
    Die Indiofrau nickte. Dann machte sie die kargen Gesten für Essen und Trinken und winkte. Martin wußte nicht, woran das lag, aber plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, fühlte er tiefe Angst. Nichts deutete darauf hin, daß die Angst berechtigt war. Ringsherum schien es friedlich zu sein, und die Frau tat nichts, um Tirso und Martin zu erschrecken - trotzdem merkte Martin, wie seine Finger zu zittern anfingen.
    Sie folgten. schweigend der braunhäutigen Frau.
    Sie sagte etwas in einer fremden Sprache. Martin dachte verzweifelt nach; ein paar Brocken schien er zu verstehen. Dann deutete Quija auf den Tisch. Dort standen zwei Näpfe, mit einem gelben, körnigen Brei gefüllt. Dazwischen einige Brocken Brot und grüne Stengel eines unbekannten Gemüses. Hölzerne Becher und ein Krug, aus dem die Frau Wasser in die Becher schüttete, waren der Rest des Frühstücks.
    Wortlos setzten sich Tirso und Martin und fingen sofort zu essen an. Das ungewöhnliche Aussehen des
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