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173 - Die Rache des Hexers

173 - Die Rache des Hexers

Titel: 173 - Die Rache des Hexers
Autoren: Dämonenkiller
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Blauhäutigen schien für Quija völlig selbstverständlich zu sein.
    Tirso hatte verstanden, daß sie sich unterhalten konnten, ohne daß die fremde Frau sie verstand. Er biß in den grünen Stengel und fragte undeutlich:
    „Weißt du, wo der Kondor ist?"
    „Nein", murmelte Martin ebenso undeutlich. „Aber er kann jederzeit wiederkommen."
    „Meinst du, daß ich sie erschrecken soll?"
    „Sollst du nicht. Warte! Dorian und Coco werden uns helfen."
    „Mir gefällt's hier nicht."
    „Mir auch nicht."
    Der Brei schmeckte nicht sonderlich. Er machte aber einigermaßen satt. Sie tranken das kalte Wasser. Martin schüttelte sich, wenn er an das Essen vom Castillo dachte.
    Er mußte stark sein, nichts Dummes anstellen, auf seine Mutter warten. Die Dämonen wollten etwas Schlimmes tun, mit ihnen allen. Vielleicht war es am besten, das Dorf zu verlassen und wegzulaufen. Es gab in den Wäldern viele Verstecke, und ebenso viele existierten sicher in den Felsen und den Bergtälern ringsum.
    Man würde sie bewachen, das war sicher. Sein hölzerner Löffel kratzte an der leergegessenen Schale. Er hatte gar nicht gemerkt, daß er den faden Brei restlos aufgegessen hatte.
    Quija stand vor der Tür ins Freie. Durch breite Ritzen drang Sonnenlicht herein. Sie hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und schien traurig zu sein. Böse war sie nicht, auch kein Dämon - das hätte Martin herausgefunden.
    Er stand wieder auf und näherte sich zögernd der Frau.
    Wieder redete sie auf ihn ein. Dann zog sie die knarrende Tür auf und zeigte nach draußen. Zögernd kamen die Jungen näher und blickten hinaus. Quija schob sie an den Schultern über die steinerne Schwelle. Sie gestikulierte und zeigte die wenigen Häuser, die um einen unregelmäßigen Platz herum standen. Zwei Bäume warfen lange Schatten über den Sand und die Steine. Zwei Hunde streunten herum und hoben die Köpfe, um die Neuankömmlinge zu mustern.
    Dann klemmten sie die Schwänze zwischen die Hinterbeine und liefen davon.
    „Wir sollen das Dorf nicht verlassen", sagte Martin. Er strahlte die Frau aus seinen grünen Augen an. Quija lächelte kurz zurück.
    „Komm!" sagte Martin entschlossen und packte die dicken Finger des Zyklopenkinds.
    Er zog ihn quer über den Platz bis zum Stamm des Baumes, der auffallende rote Blüten trug. Langsam gingen sie durch eine schmale Gasse, die sich aufwärts schlängelte, an einem spärlich sprudelnden Brunnen vorbeiführte und schließlich hinter einigen Hecken und halb zerfallenen Schuppen ins freie Land überging. Die Indios, die auf den Feldern arbeiteten, blickten aufmerksam zu den Kindern hinüber.
    „Sie passen auf uns auf, nicht wahr?" fragte Tirso.
    „Ganz bestimmt", antwortete Martin.
    Jetzt wußte er auch, in welcher Sprache die Indiofrau geradebrecht hatte. Es mußte Spanisch gewesen sein.
    Sein Blick richtete sich auf die Steinpyramide, die einige hundert Meter entfernt stand. Sie war uralt und stellenweise verwittert, aber deutlich sahen Martin und Tirso die einzelnen Stufen, die breite Treppe in der Mitte und die wild überwucherten Seiten des altertümlichen Bauwerks. Und sie sahen noch mehr: das weite, leicht hügelige Tal war in der Ferne von Bergen umgeben. Ein Teil der Hänge war mit grellgrünem Dschungel bewachsen, der größere Teil bestand aus nackten Felswänden. Über einen tiefblauen Himmel trieben mächtige, schneeweiße Wolken.

    Das Gewitter war weitergezogen, in die Richtung auf Spanien zu. Der Regen fiel fast senkrecht, und die erste, prasselnde Heftigkeit war in ein gleichmäßiges Rauschen übergegangen. Es war auch nicht mehr völlig schwarz vor den Fenstern. Einzelne Umrisse zeichneten sich schwach ab, und je mehr der Regen nachließ, desto deutlicher konnten die Insassen von Castillo Basajaun erkennen, daß rund um die Mauern seltsame Schatten huschten, und daß ebenso merkwürdige Gestalten sich zu immer größeren Gruppen zusammenballten.
    Dorian und Coco hatten ihr leichtes Gepäck mit der üblichen Sorgfalt zusammengestellt.
    „Die Najera-Sippe", sagte Coco Zamis leise und erbittert. „Tepal, den Priester der Maya, habe ich in einen Zeitschacht stoßen können."
    Sie erinnerte sich auch an Ubaldo Najera, einen bemerkenswerten Angehörigen jener Sippe. Darüber sprach sie mit Dorian besser nicht.
    „Wir müssen bis in die Nähe von Paris", drängte Dorian und zog den schweren Vorhang zur Seite. „Möglichst schnell. Dort ist eines der wenigen Magnetfelder."
    „Guatemala!" flüsterte sie.
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