Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
willigte der Tormeister in ihr Gesuch ein.
    Die restlichen Galaktiker hatten - von nun an - eine Stunde Zeit, ihre Quartiere im Gom-Tor zu räumen.
     
    9.
     
    Gom-Tor, 20. Mai 1217 NGZ Wahrscheinlich, so dachte Dara Sheenbar, sah der Somer in ihr eine potentielle Verbündete, eine Art Kollaborateurin. Aus reiner Menschenfreundlichkeit hatte er ihr garantiert nicht gestattet, im Gom-Tor zu bleiben. Wenn er darauf hoffte, daß die beiden galaktischen Schiffe tatsächlich zur Milchstraße zurückflogen, konnte er sich von diesem „Asyl" nur Vorteile erhoffen - ob nun persönlich oder für sein Volk.
    Sie wußte genau, was sie wollte, und sie spielte sein Spiel so weit mit, wie es ihren eigenen Plänen nützte.
    „Ich schäme mich für die Galaktiker", sagte sie. Uleboe hatte sie zu einem Gespräch unter vier Augen gebeten. Ihr war klar, daß dies wahrscheinlich eine große Ehre bedeutete.
    Der Somer wollte bestimmt herausfinden, woran er mit ihr war.
    Einerseits hatte sie ihm vielleicht das Leben gerettet - für den Fall, daß Possag mit dem Strahler schneller gewesen wäre als die herbeigerufenen Soldaten.
    Auf der anderen Seite konnte es ihm nicht entgangen sein, daß sie nicht nur die Kosmische Hanse als Handelsbevollmächtigte repräsentierte, sondern auch am genauesten und verbissensten in seine Eintragungen gesehen hatte.
    Sie spielten Poker, und Uleboe war so gut in dem Spiel, dessen Name er nie gehört hatte, wie die Terranerin.
    „Wie soll es jetzt weitergehen?" fragte er. „Du weißt, daß die beiden Raumschiffe nur einhundert Kilometer von hier stehen und beobachten. Es sind mehrere Forderungen von ihnen an uns gerichtet worden, dich an sie zu überstellen." Er machte eine wilde Geste. „Sie haben uns mit Gewalt gedroht, sogar mit der Zerstörung der Hypertrops und Lahmlegung des Transmittertors."
    „Es gibt nichts zu überstellen", widersetzte sich Dara. „Ich bedauere meine Entscheidung nicht. So wie meine Begleiter sich euch gegenüber verhielten, ist an den Aufbau normaler und fruchtbarer Beziehungen nicht zu denken. Ich sage dir, Uleboe, was ich mir ausrechne. Ich denke auch an meinen Vorteil, genau wie du und wie unsere eigenen Strategen. Ich will diejenige sein, die zwischen Estartu und der Lokalen Gruppe vermittelt. Das kann in einigen Wochen sein, oder in Monaten. Mir ist das egal. Ich kam mit einem bestimmten Auftrag hierher, du weißt es. Aber ein Somer und eine Galaktikerin, die sich einig sind - diese beiden können mehr erreichen als alle Dickköpfe auf beiden Seiten gemeinsam. Wir werden unseren Völkern die Wahrheit verkünden, und danach Helden sein, die für ihr Engagement fürstlich belohnt werden."
    Sie sah seinen forschenden Blick und befürchtete schon, viel zu dick aufgetragen zu haben.
    Ein Terraner wäre wahrscheinlich in lautes Gelächter ausgebrochen, aber bei Somern war das zu ihrem Glück anders. Sie hatte Uleboe nicht falsch eingeschätzt. Der Appell an Heldentum, Glorie und Ehre verfehlte seine Wirkung auf ihn nicht.
    Uleboe reichte ihr eine weite, flache Tasse mit einer aromatischen, heißen Flüssigkeit. Auf sein Zunicken hin trank sie vorsichtig; sie stellte fest, daß es ihr schmeckte. Das Getränk erinnerte sie an beste terranische Tees.
    „Ich darf doch?" fragte Uleboe und nahm eine Zigarre aus einem Kästchen. Dara sah jetzt, daß an ihrem Ende ein sehr flaches Mundstück war. Entweder waren die Schnäbel der Somer dafür elastisch genug, oder die Zigarren wurden in entsprechend geeignete Aussparungen der Schnäbel gesteckt.
    „Bitte", sagte sie und dachte an die Seifenopern, deren hirnrissig kitschige Handlungen die Bevölkerung vieler Planeten auch heute noch verblödete, wie vor tausend und mehr Jahren. „Wenn ich dafür nicht einen Whisky trinken muß."
    Er verstand die Anspielung anscheinend nicht, viel weniger den versuchten Scherz. Uleboe lehnte sich paffend zurück und musterte sie ernst. Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunterkroch.
    Das war alles so unwirklich. Wie in einem absolut verrückten Traum.
    Draußen im Weltall warteten die PARACELSUS und die ANSON ARGYRIS, und vielleicht hielt man sie dort tatsächlich für eine Überläuferin. Hatte Kullino ihren Wink und ihre Absicht verstanden? Sie konnte nicht damit rechnen. Und Possag? Wozu war der Mann fähig, wenn zum Mißtrauen und der ständigen Bereitschaft zur Auseinandersetzung nun noch das Rachemotiv kam?
    Sie wollte nicht daran denken und konzentrierte sich ganz auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher