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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste
Autoren: Unbekannt
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Somer.
    „Deine Worte klingen gut", sagte Uleboe. „Ich würde sie gerne glauben."
    „Ich habe dir bewiesen, daß ich die Vorgehensweise der Galaktiker nicht billige", entgegnete sie. „Wahrscheinlich bin ich bis an mein Lebensende gebrandmarkt. Du müßtest mir dein Vertrauen schenken, Tormeister."
    „Wärst du sonst noch hier?" fragte Uleboe. „Hätte ich dir sonst nicht schon befohlen, mit den anderen Galaktikern zu reden und sie aufzufordern, endlich heimzufliegen?"
    „Es hätte keinen Sinn gehabt", bestätigte sie ihm. „Ich gelte bei ihnen nichts mehr."
    „Dann sollte ich dir also wirklich vertrauen", sagte der Somer und gebrauchte endlich wieder seine gängige Sollte-Formel. Sie hatte sie schon vermißt.
    „Du kannst es", versicherte Dara. „Aber ich möchte einen Beweis dafür, daß du mir glaubst. Und die Bestätigung, daß ich dir restlos vertrauen darf."
    Uleboe blickte sie fragend an. Seine Mimik kannte sie inzwischen wirklich perfekt.
    „Laß mich mit dem Nakk reden, mit Pallevo", bat die Hanse-Spezialistin sacht. „Du hast gesagt, er sei tabu. Laß mich zu ihm und beweise mir, daß auch du nichts vor mir zu verbergen hast, weil..."
    „Der Nakk", sagte Uleboe, diesmal ohne Wutausbruch, „ist tabu. Du kannst dich im Gom-Tor bewegen, wo du willst - aber wenn wir weiterhin Freunde sein wollen, dann halte dich von Pallevo fern."
    „Oder?" fragte Dara; sie wußte im gleichen Moment, daß sie einen Fehler gemacht hatte.
     
    *
     
    Dara Sheenbar wartete zwei Tage lang, bis zum 22. Mai. Sie hoffte, daß Uleboe seine ablehnende Haltung doch noch ändern würde, wenn sie ihm die zwar ehrgeizige, eigenwillige Partnerin vorspielte, aber ansonsten nie für möglich gehaltene Übungen in Unterwürfigkeit machte.
    Vor allem war sie darum bemüht, die fühlbare, durch ihre einzige dumme, provozierende Frage („... oder?") wieder entstandene Spannung aus der Welt zu schaffen.
    Uleboe tat ihr nicht den Gefallen, sie zum Schaltmeister gehen zu lassen.
    Sie hatte die Bevollmächtigte der Kosmischen Hanse zwei Tage lang so gut wie möglich gespielt, hatte Pläne vorgetragen und fertige Projekte vorgelegt. Sie hatte weiterhin die Frachtaufzeichnungen durchgesehen.
    Niemand, nicht einmal der mißtrauischste aller Somer, hätte einen Grund finden können, daran zu zweifeln, daß sie wirklich nur des Handels zwischen Estartu und der Lokalen Gruppe wegen hier war.
    Uleboe verhielt sich ihr gegenüber freundlich, aber deutlich distanzierter als bei ihrem letzten Vier-Augen-Zusammensein.
    Sie konnte keinen Normalfunkspruch zur PARACELSUS senden, um Nuka Kullino zu informieren. Und sie wagte es nicht, einen Rafferspruch abzuschicken, - denn auch der würde von den Somern im Tor registriert werden können. Und dann war es ganz vorbei mit ihrem ohnehin lausigen Kredit bei Uleboe.
    Sie war allein, nur auf sich gestellt. Die anderen Galaktiker waren nahe und doch unerreichbar. Uleboe hatte alle Forderungen, das Gom-Tor wieder betreten zu dürfen, mit der Androhung sofortiger physischer Vernichtung schroff zurückgewiesen.
    Noch warteten die beiden Schiffe, aber wie lange noch?
    Dara wußte, daß ihre Kommandanten niemals ohne sie die Heimreise befehlen würden - auch oder selbst wenn die beiden sie für eine Überläuferin hielten.
    In diesen ersten Stunden des 22. Mai faßte sie den Entschluß, „auf Teufel komm raus" nach dem Nakken zu suchen. Wenn sie Uleboe bisher nicht überzeugt hatte, dann nie mehr. Und sobald, was sie befürchtete, die Galaktiker sie mit Gewalt hier herauszuholen versuchten, waren alle Chancen ohnehin vertan.
    Sie war allein. Anderthalb Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt.
    Aber das war nicht das Schlimmste. Als Hanse-Spezialistin durfte sie so etwas nicht schrecken.
    Kosmische Entfernungen spielten für sie keine Rolle. Sie hatte sich in ihrer Jugend für diesen Beruf entschieden, und sie wollte hinaus, weit, so weit wie möglich hinaus ins Universum.
    Die Terranerin hatte hart an ihrem Ziel gearbeitet und dafür ihr Privatleben geopfert. Sie hatte dem Mann, den sie liebte und der für sie alles getan hätte, einen Korb gegeben, an dem sie später noch jahrelang geknabbert hatte. Es war eine Zeit der Zweifel gewesen, in der sie die Herausforderungen suchte, um zu vergessen.
    Eine Zeitlang war es wohl auch so gewesen, daß sie den Tod gesucht hatte.
    Das war damals in Andromeda gewesen, vor elf Jahren.
    Damals war sie nur sechsundzwanzig gewesen.
    Nein, Jufo Ninzar hätte ihr nicht
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