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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste
Autoren: Unbekannt
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erklären müssen, wer die Meister der Insel gewesen waren. Sie hatte sich dumm gestellt, aber ihre Aufgabe in Andromeda war es gewesen, einen Tefroderplaneten zu „befrieden", dessen Bewohner sich in einem regelrechten Götzenkult zu den längst untergegangenen Tyrannen bekannten und die neue Herrschaft der MdI heraufbeschworen. Sie selbst - sieben von ihnen - wollten die neuen Meister werden, und mit zahlreichen anderen, von Tefrodern besiedelten Planeten, hatten sie bereits Abkommen getroffen und Pläne gemacht.
    Ihr Putsch hätte damals sicher keine Aussichten auf Erfolg gehabt, doch in der Hanse unterschätzte man die Macht der Demagogen nicht. Ein paar verwirrte Geister, ausgestattet mit der nötigen Portion Überzeugungskraft, genügten, um einen später nicht mehr zu löschenden Brand zu legen.
    Dara Sheenbar hatte zu denjenigen gehört, die, im Einvernehmen mit den Maahks, die schwelende Glut ausgetreten hatten. Sie war ehrgeizig und mit selbstmörderischem Mut in den Kampf gegangen und hatte sich dabei ihre Gesichtsnarbe geholt. Sie war so schwer verletzt worden, daß die Mediker ihr keine Chance mehr gegeben hatten.
    Aber Dara hatte überlebt, und sie hatte ihre Lektion gelernt.
    Sieben Verrückte hatten einen Aufstand versucht oder zumindest vorbereitet. Sieben Besessene hatten ganze Planetenbevölkerungen aufgehetzt und für ihre verbrecherischen Pläne mißbraucht.
    Und die Kleinen, die Verführten, die Mitläufer und die Unschuldigen hatten dafür bezahlt - mit brennenden Städten, mit dem Verlust ihrer Existenz oder gar ihres Lebens.
    Dara hatte sie sterben sehen. Sie hatte die Verwundeten stöhnen, weinen und sich in ihrem Schmerz stumm krümmen gesehen. Die Bilder hatten sich für alle Zeiten in ihr Gedächtnis gefressen.
    Und sie wollte dies nicht noch einmal erleben.
    Deshalb mußte sie zu Pallevo.
    Jetzt sofort.
     
    *
     
    Im Gom-Tor gab es natürlich keinen Tag und keine Nacht. Hier wurde rund um die Uhr gearbeitet. Das hieß natürlich auch, daß rund um die Uhr überall im Transmittertor Somer unterwegs waren.
    Dara Sheenbar hatte in den letzten Tagen beobachtet, wann und wo sich die Somer bewegten. Sie hatte herausgefunden, in welchen Korridoren und Schächten es um diese und jene Zeit relativ ruhig war.
    Natürlich konnte ihr dort jederzeit ein Somer begegnen, aber das konnte sie wahrscheinlich mit einer entsprechenden Ausrede hinbügeln.
    Wichtiger war, ob und wie intensiv Uleboe sie überwachte.
    Die Terranerin wußte, daß es in ihrer Kabine ein Kamerasystem gab, das dem Tormeister jederzeit zeigen konnte, was sie tat.
    Dieses System konnte sie ohne größere Mühen überlisten.
    Aber was hatte Uleboe seiner Besatzung gesagt, in bezug auf sie?
    Würde jeder Somer, dem sie unverhofft begegnete, sofort eine Meldung an die Zentrale machen?
    Sie mußte mit vollem Risiko arbeiten.
    Also tat sie so, als habe sie die Kameralinsen eben entdeckt, als sie sich auszog, um sich zu duschen und schlafen zu gehen.
    Mit gespielter Entrüstung klebte sie ein Band vor die Linsen und beschwerte sich vehement bei Uleboe. Sie schrie ihn regelrecht an, daß es bei den Galaktikern wohl andere Moralvorstellungen gebe als bei den Somern.
    Innerlich mußte sie über diese Predigt lachen, während sie darauf wartete, daß Uleboe sich zu einer Antwort herabließ - einer Entschuldigung oder, was wahrscheinlicher war, der Forderung, die Linsen wieder frei zu machen.
    Doch der Tormeister schwieg, und als Dara fertig war, um ihre Unterkunft zu verlassen, rief sie in das Mikrofon, dessen Versteck sie trotz gründlicher Suche noch nicht gefunden hatte: „Jetzt bin ich fertig, mein Freund. Jetzt kannst du meinetwegen einen deiner Leute schicken, um die Pflaster von den Linsen zu entfernen. Ich habe sie nicht installiert, und ich sehe nicht ein, daß ich mir selbst diese Mühe auch noch machen muß. Aber sie sollen mich nicht im Schlaf stören.
    Denn den habe ich mir mittlerweile redlich verdient."
    Keine Antwort.
    Entweder war Uleboe stumm vor Zorn oder peinlich berührt, was sie sich nicht vorstellen konnte.
    Als sie die Kabine verließ, lag auf ihrer Schlafliege eine Attrappe unter dem Laken. Ohne weiteres würde kein Somer bemerken, daß es sich nicht um die schlafende Galaktikerin handelte.
    Dara Sheenbar schloß leise die Tür hinter sich und betrat das erste Laufband.
    Sie war in voller Montur und hoffte, daß das Öffnen und Schließen ihrer Tür kein Signal an die Somer ausgelöst hatte.
    Ihr Herz klopfte
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