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1716 - Assungas Hexensturm

1716 - Assungas Hexensturm

Titel: 1716 - Assungas Hexensturm
Autoren: Jason Dark
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nicht, ihn vor meinen Augen leer zu saugen.«
    Die Cavallo lachte auf. »Keine Angst, ich kann noch warten.«
    Dann lief sie mir entgegen …
    ***
    Es gibt immer wieder Momente, da muss man sehr cool sein. So einer war jetzt eingetreten. So sehr ich mich gefürchtet hatte und von der Angst gepeitscht worden war, so kalt war ich jetzt, denn keine der beiden wusste, was mir in der Zwischenzeit gelungen war.
    Ich ließ die Cavallo kommen. Ich wusste, dass sie sehr schnell sein konnte, und deshalb musste ich schneller sein. Ich wollte sie nicht in Greifweite wissen.
    Wie viele Schritte sie gelaufen war, wusste ich nicht, als ich die Faust öffnete, mein Kreuz sichtbar in die Höhe hielt und mit lauter Stimme die Formel rief.
    »Terra pestem teneto – salus hic maneto …«
    Jetzt würde sich zeigen, wie stark die blonde Bestie Justine Cavallo wirklich war …
    ***
    Die meisten Menschen lieben das Licht und mögen die Dunkelheit weniger. Ausnahmen gab es natürlich, aber dann konnte man sie nicht mehr als normale Menschen bezeichnen.
    Vampire mögen die Dunkelheit, denn sie sind in der Regel Geschöpfe der Nacht. Auch Justine Cavallo mochte die Finsternis, doch jetzt wurde sie mit dem glatten Gegenteil konfrontiert.
    Ich hatte die Formel ausgesprochen, ich war der Sohn des Lichts, und mein wunderbares Kreuz ließ mich nicht im Stich. Es war zeitlich kaum zu messen, als sich plötzlich die Lichtinsel aufbaute, die von meinem Kreuz ausging. Ein herrliches, ein wunderbares Licht, das wie eine geisterhafte Welle auf die Blutsaugerin zujagte.
    Mochte sie noch so stark sein, dieses Licht war mächtiger. Es machte ihr Angst, und ich sah, dass sie für einen winzigen Moment anhielt und noch zu überlegen schien, was sie tun sollte.
    Dann fuhr sie herum.
    Ein Mensch war nicht so schnell wie sie. Er wäre von dieser Lichtmenge erreicht worden, aber die Blutsaugerin war zu schnell. Nur hetzte sie nicht einfach los, um einem Verfolger zu entkommen, sie hatte sich ein Ziel ausgesucht.
    Assunga war es.
    Ich kannte die Schattenhexe. Ich hatte sie öfter erscheinen und wieder verschwinden sehen. Dazu brauchte es eine kaum messbare Zeitspanne, und eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie sofort verschwinden würde.
    Diesmal nicht.
    Es war auch möglich, dass meine Aktion sie zu sehr überrascht hatte.
    Zudem rannte die Blutsaugerin genau auf sie zu, denn sie wusste, zu was Assunga fähig war.
    Es mochte ein Reflex sein, ich wollte mich darauf nicht festlegen, aber sie öffnete plötzlich ihren Mantel, und ich sah dieses gelbe Futter, ehe die Cavallo aus meinem Blick verschwand, denn mit einem letzten Sprung warf sie sich gegen Assunga, die reflexartig reagierte und den Mantel schloss.
    Das Licht war da, aber es war nicht schnell genug.
    Ich hörte so etwas wie ein leises Zischen oder Fauchen, dann war weder von einer Assunga noch von einer Justine Cavallo mehr etwas zu sehen. Nur mich gab es noch, und darüber war ich verdammt froh …
    ***
    Ich stand da, ich blieb da, und ich musste erst mal zu mir selbst finden. Wenn ich recht darüber nachdachte, hatte ich ein so großes Glück gehabt, dass mir schon schwindlig wurde. Der Boden unter meinen Füßen kam mir vor wie aufgeweicht, und ich war heilfroh, am nahen Baumstamm Halt zu finden.
    Es war alles verrückt. Ja, eine wirklich abgedrehte Welt, in der es allerdings etwas gab, auf das ich mich stark verlassen konnte, und das war mein Kreuz.
    Einmal hatte ich es nicht geschafft, es zu aktivieren, aber irgendwann erhält jeder seine zweite Chance, da machte auch ich keine Ausnahme, und wenn ich ehrlich gegen mich selbst war, hatte ich schon des Öfteren eine zweite Chance bekommen.
    Nicht weit entfernt stand das Auto, mit dem mich die Cavallo hergeschafft hatte. Das war im Moment nicht so wichtig, denn ich sah mein Handy im Gras liegen.
    Und es funktionierte noch. Der erste Anruf galt Suko. Er meldete sich mit einer Stimme, deren Klang zwischen Traurigkeit und Wut schwankte.
    »Geht es dir gut?«, fragte ich nur.
    »John!«
    Meine Hand zuckte vom Ohr zurück. Selten hatte ich Suko so schreien hören.
    »Was ist denn?«
    »Du – du – lebst?«
    »Ja. Wie du hörst. Und ich gedenke, auch noch eine Weile am Leben zu bleiben.«
    »Und was ist mit Justine?«
    »Das, mein Freund, werde ich dir im Büro erzählen. Und bestelle Glenda, dass ich mich auf ihren Kaffee freue …«
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 1709 »Die Blutprinzessin«
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