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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde
Autoren: Jo Zybell
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gleichgültig, dann werden wir allein kämpfen.«
    Gantalujew hob die Achseln. »Vielleicht…«
    »Rede keinen Unsinn, Rothaar! Wir hauen Juanno raus! Mit euch oder ohne euch!« Sein trüber Blick wanderte zwischen Miss Hardy und Gantalujew hin und her. »Aber ihr scheint einen Plan zu haben.«
    »So ist es, Ambrosio«, sagte Honeybutt. »Auch mein Kapitän gehört zu den Todeskandidaten. Wir haben gründlich nachgedacht, wie es gehen könnte.«
    »Lasst hören.«
    »Punkt eins«, begann Gantalujew. »Ihr werdet morgen früh ab Sonnenaufgang den ganzen Tag lang und die ganze folgende Nacht über keinen einzigen Tropfen Schnaps trinken…«
    ***
    Crow lehnte mit dem Rücken gegen die feuchte Kerkerwand. Über ihm sickerte das letzte Tageslicht durch den Lichtschacht in das Kellergewölbe. Die Kälte des Gemäuers drang in seinen Rücken. Das Atmen fiel ihm schwer. Seine Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Blei. In seiner Brust brannte ein Schmerz, den er selten geschmeckt hatte: der Schmerz dessen, der eine Demütigung hinnehmen musste. Die Niederlage machte den General krank.
    Noch etwas mehr als zwölf Stunden, bis er ins Wasser musste.
    In der Zelle rechts von ihm schnarchte das Tier. So hatte die Fürstin den Riesen genannt, der sie entführen wollte, und so nannte Crow ihn bei sich selbst weiterhin.
    Black nannte ihn »Oarwa«.
    In der Zelle gegenüber erkannte Crow im letzten Licht den Piraten Juanno. Mitten in der Zelle hockte der junge Kapitän auf den Fersen, wiegte seinen Oberkörper hin und her und murmelte in einer Sprache vor sich hin, die Crow nicht kannte. Vermutlich betete er. Auch eine Weise, die letzte Zeit des Lebens totzuschlagen. Black nannte ihn Hohlkopf.
    Aus der Zelle, die links an seine grenzte, hörte Arthur Crow keinen Ton. Auch die Umrisse seines Todfeindes konnte er nicht entdecken. Vermutlich hatte sich Black dicht an der Kerkerwand ausgestreckt, sodass seine Silhouette mit ihrer verschwamm. Kein Wort hatten Black und er gewechselt, seit Carelias Gardisten Crow in seine Zelle gestoßen hatten.
    Das Tier, Juanno, Black – noch etwas mehr als zwölf Stunden, bis auch diese drei Männer ins Wasser mussten.
    Alle drei waren jünger als er. Der Jäger Oarwa und der Piratenkapitän Juanno waren geübt im Umgang mit Hieb- und Stichwaffen. An die gewaltige Körperkraft des Tieres mochte der General gar nicht erst denken. Über Blacks Qualitäten als Schwert-, Messer-, oder Lanzenkämpfer wusste Crow nichts. Über seine Qualitäten als Untergrundkrieger wusste er alles. Dieser Klon Arnold Schwarzeneggers, des letzten US-Präsidenten vor »Christopher-Floyd«, war ein hochintelligenter Taktiker und gefährlicher als ein ganzer Trupp Infanteristen.
    Und er selbst? Was hatte General Arthur Crow in einem Kampf auf Leben und Tod aufzubieten? Nichts als seine Kaltblütigkeit, seine Intelligenz und sein rhetorisches Genie. Seine Intelligenz sagte ihm, dass er keine Chance hatte, seine Kaltblütigkeit ließ ihn angesichts dieser Einsicht im Stich, und seine rhetorischen Fähigkeiten würden ihm nichts nützen, wenn es in etwas mehr als zwölf Stunden darum ging, wer wen zuerst vernichtete.
    Nein, General Crow machte sich nichts vor: Zwölf Stunden noch, bis er dem Tod ins Augen sehen musste.
    Er lehnte den Kopf gegen die Wand. Die feuchte Kälte des Gemäuers tat ihm gut, kühlte den fiebrigen Schmerz, der in ihm loderte. Er schloss die Augen. Das Bild seiner verstorbenen Frau stand auf einmal vor ihm. Himmel, wie lange hatte er an sie nicht mehr gedacht! Und Lynne, seine Tochter, öffnete die Arme und sagte zärtliche Worte, als wäre sie von den Toten auferstanden. Ihm war plötzlich, als würde seine Seele in den letzten Stunden seines Lebens die Dinge und Personen durchbuchstabieren, die in all den Jahren wirklich gezählt hatten. Seine Frau, Lynne, die Liebe, die sie miteinander verbunden hatte.
    Und all das andere? Der Kampf um die Macht und all die Ränke, Pläne, Strategien, auf die er den größten Teil seiner Lebenskraft und seiner Zeit verwendet hatte?
    Vergeblich, wertlos im Angesicht des Todes.
    Victor Hymes stand ihm vor Augen, der Präsident des Weltrates, dieser graubärtige, gutmütige Idiot. War er nicht ein besserer Mann gewesen als er selbst? Warum um alles in der Welt hatte er ihn beseitigen müssen?
    Himmel noch mal – so viele Jahre verschwendet, nur um die Macht in Händen zu halten, zu spüren, zu genießen!
    Und? Wie fühlte es sich jetzt an, der Erste in Waashton
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