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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde
Autoren: Jo Zybell
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geworden zu sein? Schal und schäbig und furchtbar eitel.
    Und das war es? Das war alles? Crow zog die Schultern hoch und schüttelte sich. Sein Herz krampfte sich zusammen, er rang nach Atem.
    Seine Männer fielen ihm ein. Die zehn, die ihn von der Behringstraße aus nach Westen begleitet hatten. Brown und Daniels und Wingrove und wie sie alle hießen. Alle tot bis auf Peterson. Zäher Bursche, voller Lebenswille, voller Kraft. Wo steckte er eigentlich? – Wir werden ihm allezeit ein ehrenvolles Andenken bewahren. Wer würde ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren? Niemand.
    Wie hatte Hacker sich ausgedrückt? Kein Wunder, dass deine Tochter einen ganzen Kontinent zwischen dir und sich bringen musste. Niemand würde ihn vermissen, kein Mensch. Vergessen, vorbei, umsonst…
    »Was ist los mit Ihnen, Crow?« Blacks Stimme hallte aus der Dunkelheit.
    »Was soll schon los sein?«
    »Sie murmeln und flüstern ständig. Hat der Wahnsinn sie erwischt?«
    »Unsinn.« Plötzlich spürte Crow, dass sein Gesicht nass von Tränen war. Sollte er wirklich geredet haben, ohne es zu merken? »Unsinn.«
    »Klar doch, Unsinn.« Black stieß ein bitteres Lachen aus. »Und wie schmeckt das, sterben zu müssen und weiter nichts als einen großen Misthaufen produziert zu haben?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Mr. Black.«
    »Warum sollte ich? So nahe wie jetzt bin ich Ihnen nach meinem… Ausscheiden aus der WCA nie gekommen. Höchste Zeit, ein persönliches Wort zu wechseln. Also, wie ist es, weiter nichts als Mist zurückzulassen?«
    »Wovon reden Sie, Black?«
    »Ich rede von Ihren Verbrechen, Crow, von dem Mord an Präsident Hymes, von den sinnlosen Kriegen und von diesem gottverdammten Viking-Projekt, von den Nord-und Ostmännern. Tausende von mutierten Schlagetots haben Sie auf alles gehetzt, was sich zu neuer Zivilisation hätte erheben können, nur um Ihre lächerliche Macht zu sichern…« [2]
    »Hören Sie auf, Black.«
    »Von mir will ich gar nicht reden, Crow – von dem Klon, der erst in Isolation heranwachsen musste und dann ausgestoßen und zum Rebellendasein gezwungen wurde…«
    »Was fällt ihnen ein, Black? Was reden Sie? Sie haben sich selbst aus der Gemeinschaft der WCA herauskatapultiert! Verdammt, Black – wenn Sie und Ihr Kumpan White sich nicht an meiner Tochter vergriffen hätten, würden wir heute vielleicht zusammenarbeiten…!«
    »Nein, Crow, das würden wir ganz bestimmt nicht. Und um diese Sache ein für alle Mal zu klären: Weder White noch ich haben Ihrer Tochter jemals Gewalt angetan, niemals, hören Sie? Lynne hatte Lust auf ein Leben außerhalb des Bunkers, das war der Punkt, erinnern Sie sich? Sie sehnte sich nach Abenteuern, nach Liebe; nach Freiheit und wusste selbst nicht, was sie darunter verstand. Als sie sich diesem Außenwelt-Barbaren an den Hals geworfen hat, sollten White und ich sie zurückholen. Bei der Aktion kam ihr Liebhaber ums Leben, und aus Rache und um von ihrem eigenen Verhalten abzulenken, hat sie erst den nachrückenden WCA-Agenten und später Ihnen diese wilde Story von der Vergewaltigung erzählt…« [3]
    »Das ist nicht wahr, das kann nicht wahr sein…«
    »Für die Agenten waren White und ich Freaks, denen man alles zutraute. Die haben nicht lange gefragt, sondern das Feuer eröffnet. Aber Sie, Crow, Sie hätten die verdammte Pflicht gehabt, die Sache aufzuklären! Stattdessen haben Sie uns mit ihrem Rachedurst verfolgt, ohne die Fakten zu prüfen, ohne die Aussage Ihrer Tochter in Frage zu stellen. Sie haben uns in den Untergrund gezwungen! Das ist die Wahrheit, so wahr wir hier in diesem Kerker sitzen!«
    »Nein, nein, nein…!« Crow flüsterte nur noch.
    »O doch, General!« Blacks Stimme zitterte jetzt vor Wut. »Und soll ich Ihnen etwas sagen, Crow? Ich wünsche Ihnen morgen einen langsamen, schrecklichen Tod. Ja, das tue ich…«
    ***
    Carelia berührte ihn zärtlich an der Hand, als sie an Hacker vorbei zu ihrem erhöhten Sitz hinaufstieg. Er zwang sich zu einem Lächeln. Die Gardisten schwenkten den Kranarm über den ersten Käfig, befestigten ihn daran und kurbelten ihn hoch. Der Hüne, der Carelia hatte entführen wollen, hockte darin und starrte auf die Menge am Rande des Hafenbeckens. Als der Käfig über dem Wasser schwebte, zogen die Gardisten den Boden weg, und der große Jäger stürzte ins Wasser. Die Menge applaudierte.
    Hackers Herz klopfte ihm bis in die Kehle hinauf. Er hatte eine Nachricht von Honeybutt Hardy erhalten. Auf einen Kampf solle er sich
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