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1700 - Hüter der Apokalypse

1700 - Hüter der Apokalypse

Titel: 1700 - Hüter der Apokalypse
Autoren: Jason Dark
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bleiben und nicht am Angriff teilnehmen.
    Golgatha war das Ziel. Godwin war jetzt davon überzeugt, dass sie es schaffen konnten. Danach würde ihr Weg wieder zurück in die Heilige Stadt führen. Auf dem Jerusalemer Tempelberg hatte der Templer-Orden sein erstes Hauptquartier errichtet. Dort war die Sicherheit größer, und genau da wartete man auf de Salier und seine Krieger. Sie alle hatten etwas versprochen, und es musste eingehalten werden.
    De Salier betrat das Zelt mit den Verletzten. Das Stöhnen und Jammern steigerte sich. Er sah einen Mönch, der neben einem Verletzten kniete, ein letztes Gebet für ihn sprach und ihm dann die Augen schloss. Es war ein noch junger Mann. Seine Eltern würden um ihn weinen, aber er hatte unbedingt an diesem Kreuzzug teilnehmen wollen.
    Der Mönch richtete sich auf. Er sah den Blick des Anführers auf sich gerichtet und hörte dessen Frage: »Wie sieht es aus?«
    »Wieder ein Toter.«
    Godwin nickte. »Ja, der Himmel meint es nicht gut mit uns. Das muss man leider sagen.«
    »Nein, nein.« Der Mönch hob beide Hände. »Du darfst nicht zweifeln, Templer. Der Herr weiß schon, was er tut. Der Weg zum Sieg kostet eben viele Opfer, und sie sind in seinem Namen vollbracht worden. Sie werden die Glückseligkeit des Himmels erleben, auf die wir alle hoffen. Wer für ihn kämpft, erhält das ewige Leben.«
    Godwin lächelte säuerlich und ging weiter. Er bewegte sich durch das große Zelt mit den Verwundeten, schaute sich jeden an und sah in den meisten Augen den Ausdruck der Hoffnungslosigkeit.
    Trotzdem sprach er ihnen Trost zu und kam sich vor wie ein Lügner. Er sah die blutigen Verbände auf dem Boden liegen und schaute dann zu, wie zwei Männer den zuletzt Gestorbenen aus dem Zelt trugen, um ihn auf den kleinen Friedhof zu bringen, wo er sein Grab finden würde.
    De Salier hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde, doch dass der Tod auch so stark unter ihnen zuschlagen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    Golgatha war wichtig. Auf diesem Berg war der Erlöser unter großen Qualen für die Menschheit gestorben und hatte dort ein Geheimnis hinterlassen, das für diejenigen bestimmt war, die seine Nachfolge antraten.
    Er verließ das Zelt mit der stickigen Luft wieder. Im Freien atmete er kräftig durch. Jetzt kam ihm diese Luft beinahe wie Balsam vor. Hier roch es nicht mehr nach Blut und vereiterten Wunden.
    Jeder, der mit Godwin de Salier unterwegs war, musste mit dem Tod rechnen, aber jeder wusste auch, dass sie für eine gerechte Sache starben. Alles andere zählte nicht.
    Und doch war die Angst vor dem Tod da. Sie waren weder Heilige noch Märtyrer, die den Tod mit offenen Armen empfingen, aber sie hatten ihre Aufgabe, und sie hofften, dass der Himmel sie beschützen würde.
    De Salier überlegte, ob er sich auch hinlegen sollte. Ein wenig Schlaf konnte nicht schaden. Schlaf und klares, kühles Wasser waren das, was er am meisten vermisste. Aber das Vorhaben in einigen Stunden sorgte dafür, dass er innerlich so angespannt war. Da konnte er keinesfalls an Schlaf denken, und deshalb ging er auch nicht zurück in sein Zelt, sondern begab sich dorthin, wo er die Wachen postiert hatte. Sie sollten die Augen offen halten und ihm melden, wenn irgendwelche Feinde anschlichen.
    Sie standen immer zu zweit. Wenn einer von ihnen hinterrücks überfallen wurde, war der Zweite noch in der Lage, eine Meldung abzugeben. Die Wachen standen am Rand des Lagers. Sie hatten dort einen Kreis gebildet. Bevor sie ihre Aufgabe übernahmen, hatte Godwin ihnen einen tiefen Schlaf befohlen, und dem waren sie auch nachgekommen. So fand er jetzt keinen Mann vor, der schlief.
    »Habt ihr etwas gesehen?«
    »Nein, es ist alles ruhig. Keine Fackeln, keine Stimmen oder anderen Geräusche.«
    »Das ist gut.«
    »Ja, sie trauen sich nicht, in der Dunkelheit anzugreifen, weil sie wissen, dass wir wachsam sind.«
    »Und so soll es auch bleiben«, erklärte Godwin, bevor er seinen Weg fortsetzte.
    Der Untergrund war hart und von einer feinen Sandschicht bedeckt. Der Himmel zeigte ein tiefes Blau, in das sich graue Farbtöne mischten. Wolken waren so gut wie keine vorhanden, deshalb zeichneten sich auch die Gestirne ab – und es war der Halbmond zu sehen, der aussah, als wäre er scharf gezeichnet worden.
    Die wenige Vegetation war nicht zu erkennen. Sie bestand sowieso nur aus trockenen Büschen, denn jegliches Grün fehlte in dieser öden Landschaft. Im Winter sah es wohl anders aus oder in der
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