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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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warum so ein Konzil der Kirchenoberen ausgerechnet in Gallien stattfinden muss …«
»Von Gallien ist nicht mehr viel übrig,« berichtigte sie ihn. »Die Franken haben das ganze Gebiet ringsum erobert und sich hier niedergelassen. Sie haben das Land in die Königreiche Austrasien und Neustrien geteilt, und die Herrscher sind zwei Brüder, wie ich gehört habe.«
»Wo genau wir uns befinden, ist mir im Grunde genommen gleich. Was ich nicht begreife, ist, warum ein Konzil der Kirchenführer in so einem abgelegenen Winkel wie diesem Einfluss auf die fünf Königreiche von Éireann haben soll oder auf die britannischen oder angelsächsischen Königtümer.« »Vielleicht nicht gleich, aber eines Tages könnten sich die in Autun gefassten Beschlüsse auch bei uns auswirken. Deshalb hielt man es für notwendig, dass Bischof Ségdae hierher reist, als Vitalianus, der Bischof von Rom, alle Vertreter der westlichen Kirchen aufrief, sich an diesem Ort zu versammeln. Du weißt, die Vorstellungen, die wir uns in Éireann vom Christentum gemacht haben, und die Riten, die wir befolgen, werden von den neuen, von Rom ausgehenden Bestrebungen bedroht. Sie sind mit unseren Gesetzen und unserer Art zu leben nicht vereinbar.«
»Und das, obwohl Autun endlos weit weg ist von Cashel!« »Gedanken und Ideen reisen schneller als Menschen«, beendete Fidelma das Gespräch.
Eadulf stöhnte und schob das Gewicht seines Seesacks von einer Schulter auf die andere. Neidvoll blickte er auf Fidelmas leichtes Leinengewand und wünschte, er hätte etwas aus weniger warmem Gewebe an und nicht die braune wollene Kutte, die er als Glaubensbruder trug.
Auf dem geebneten Weg zwischen den Häusern kamen sie rasch voran, und bald sahen sie die Tore der Abtei vor sich. Keiner der vielen Menschen, denen sie begegneten, schien von ihnen Notiz zu nehmen. Nebirnum war eine geschäftige Handelsstadt, durch die viele mit Gütern beladene Wagen rollten und in der Fremde etwas Alltägliches waren.
Am Portal der Abtei trafen sie auf einen Bruder, der mehr Wachtposten zu sein schien als ein sie willkommen heißender Mönch.
»Pax tecum« , grüßte Fidelma den dunkelhaarigen, sonnengebräunten Mann.
»Pax vobiscum« , erwiderte der ohne jede Anteilnahme.
»Wir kommen aus dem fernen Lande Hibernia und sind auf dem Wege zum Konzil in Autun. Man hat uns gesagt, Bischof Arigius würde uns auf unserer Reise dorthin behilflich sein.«
Der Mann wies durch die Toreinfahrt. »Fragt da drin nach dem Bischof«, sagte er gleichgültig, wandte sich um und schaute wieder auf die Vorübergehenden.
»Begeistert klang die Begrüßung eben nicht, die uns auf unserer peregrinatio pro Christo zuteil wird«, murmelte Eadulf verdrossen, während sie in einen von Gebäuden umschlossenen Hof traten.
Fidelma winkte einen jüngeren Mönch heran, der gerade vorüberging. »Wir möchten zu Bischof Arigius. Wo können wir ihn finden?«
Der junge Mann blieb stehen und runzelte die Stirn. »Ich bin sein Verwalter. Ihr seid wohl fremd an diesem Ort.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
»Wir sind unterwegs nach Autun zum Konzil, das dort stattfindet. Wir kommen aus dem Land Hibernia.«
Der junge Mann hob verwundert die Brauen, als er den Namen hörte, und sagte dann: »Folgt mir.«
Er führte sie zu einer Tür in einer Ecke des Hofs. Dort befand sich ein Zugang zu einem viereckigen Turm, dem gegenüber ein Bau stand, der offenbar eine Kapelle war. Sie gingen mit ihm eine Treppe aus dunkler Eiche hinauf bis zu einer Tür aus ähnlichem Holz. Hier bat sie der junge Verwalter zu warten. Er klopfte an, öffnete, ohne eine Antwort abzuwarten, ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Sie hörten Stimmengemurmel, dann ging die Tür wieder auf, und der junge Mann bedeutete ihnen einzutreten.
Bischof Arigius war ein großer schlanker Mann mit kantigen Gesichtszügen, stechenden dunklen Augen und schmalen roten Lippen. Sein Haar war silbergrau und bereits spärlich. Er hatte sich aus einem Armsessel erhoben, kam ihnen entgegen und begrüßte sie mit einem Lächeln. Dabei wurden seine gelblichen Zähne sichtbar.
»Pax vobiscum« , hieß er sie freundlich willkommen. »Mein Verwalter berichtet mir, ihr seid auf dem Wege nach Autun, zum Konzil, und kommt aus dem Land Hibernia.« »Das entspricht der Wahrheit«, bestätigte Eadulf und rückte seinen Seesack zurecht.
Dem Bischof entging die Bewegung nicht. »Tretet näher, legt eure Last ab und setzt euch. Leistet mir Gesellschaft bei einem
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