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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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sie glaubte, er unterstellte ihnen, ihre Fahrt nicht bezahlen zu wollen. »Schiffsführer, wir hatten uns doch auf eine Summe geeinigt, wenn du uns vom Hafen in Noaned hierherbringst«, erinnerte sie ihn streng. »War das nicht ein angemessener Betrag? Jetzt nähern wir uns dem Ziel, und folglich ist es an der Zeit, das Vereinbarte zu zahlen.«
    »So habe ich das nicht gemeint«, stammelte Clodio verlegen. Doch Fidelma hatte schon in ihr marsupium gegriffen, zählte die Münzen ab und drückte sie ihm in die Hand.
    »Merk es dir gut, Schiffsführer, ein umherziehender Ordensmann muss nicht gleich ein Bettler sein«, sagte sie belehrend.
    Eadulf beobachtete seine Gefährtin und hoffte, sie würde sich nicht verleiten lassen, mit ihrer Verwandtschaft, den Königen von Muman, zu prahlen. »Redime te captivum quam minimo« , brummelte er und zitierte die uralte lateinische Verhaltensregel für Legionäre, die in Gefangenschaft gerieten: Gerätst du in Gefangenschaft, kaufe dich für möglichst wenig Lösegeld frei. Oder anders ausgedrückt: Gib dem Feind nur das Nötigste preis. Falls Clodio sie für vermögend hielt, könnte Habgier ihn verleiten, sie als Geiseln festzuhalten und Lösegeld zu verlangen. Eadulf hatte des öfteren Geschichten über Pilger gehört, die in entfernte Länder gezogen waren und irgendwo in Gefangenschaft gerieten, weil man von ihnen Lösegeld erpressen wollte, oder die spurlos verschwunden blieben. Fidelma gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass sie begriffen hatte, und wandte sich dem Schiffer zu. »Wir haben versprochen zu zahlen, und das haben wir nun getan. Wenn das auch den Rest unserer Reise erschweren wird, denn Pferde können wir uns nicht leisten«, erwiderte sie leise.
    Clodio nickte, schloss die Hand um die Münzen und ließ sie in seinen Lederbeutel am Gürtel gleiten. »Herr der Abtei ist Bischof Arigius, der wird euch weiterhelfen. Er genießt großes Ansehen.«
    Dann wies er seine Söhne an, die Ruder einzuziehen, warnte alle mit einem Schrei, sich zu ducken, riss an einem Seil und ließ das Segel herunter. Sogleich stand er wieder an der Ruderpinne und lenkte sein Fahrzeug mit geübtem Schwung an einen aus dicken Bohlen gezimmerten Pier. Binnen kurzem waren sie vertäut, und die Söhne des Schiffers halfen Fidelma und Eadulf von Bord.
    Clodio schaute die beiden an. »Viel Glück auf eurer Reise, meine Freunde«, rief er. »Geht die Straße da hinauf in die Stadt, und bald steht ihr vor den Toren der Abtei. Vergesst nicht, Bischof Arigius heißt der Abt, den ihr aufsuchen wollt.«
    Sie verabschiedeten sich von Clodio und seinen Söhnen, die sogleich begannen, die mitgeführten Waren auszuladen. Schon näherten sich Kaufleute und Schaulustige dem Hafendamm, um die Ladung in Augenschein zu nehmen. Fidelma und Eadulf aber schlugen den Weg in die Stadt ein. Eadulf hatte bereits auf dem Schiff die Hitze der Frühsommersonne verspürt, doch jetzt an Land traf sie ihn mit solcher Kraft ins Gesicht und auf die Schultern, dass ihm der Schweiß ausbrach und er nur unter Anstrengung Atem schöpfte.
    »Das kann ich dir sagen, Fidelma«, begann er, stieß jedoch im selben Moment mit der Sandale an einen vorwitzig aus dem Pflaster ragenden Stein, dass er beinahe hingeschlagen wäre. Mit Mühe konnte er sich noch halten und schimpfte: »Von unserer ewigen Umherreiserei habe ich nun langsam genug.«
    Fidelma sah ihn nur freudlos an. »Meinst du etwa, ich nicht? Seit unser Alchú geboren ist, habe ich mich herzlich wenig um unseren Sohn kümmern können. Schandbar wenig. Als wir vor ein paar Monaten nach Tara zurückkehrten, dachte ich, nun könnten wir eine Weile in Cashel bleiben bis … na, jedenfalls bis auf absehbare Zeit.«
    »Wir hätten doch ablehnen können, diese Reise zu unternehmen«, bemerkte Eadulf.
»Die Pflicht ist oberstes Gebot«, erwiderte Fidelma mit Nachdruck. »Wenn mein Bruder, der König, mich auffordert, seinen Bischof, Ségdae von Imleach, hierher als Ratgeber zu begleiten, dann ist es meine Pflicht, das zu tun. Du hättest ja nicht mitkommen müssen.«
»Mein Platz ist dort, wo du bist«, entgegnete Eadulf einfach.
Fidelma legte ihm eine Hand auf den Arm. »Das verlange ich doch gar nicht, Eadulf«, meinte sie sacht.
»Hast du nicht eben gesagt, zuoberst steht die Pflicht?«, fragte er und hob eine Augenbraue. »Welche Pflicht steht höher als die moralischen Bande zwischen uns? Also stell nicht in Frage, worin meine Pflicht besteht. Ich kann bloß nicht einsehen,
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