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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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Verwirrt wandte sich der Abt wieder Bischof Leodegar und dem zweiten Mann am Boden zu.
»Ich fürchte, das ist dein Mitbruder, Abt Dabhóc von Tulach Óc«, sagte Bischof Leodegar langsam. »Deshalb habe ich dich holen lassen, Bruder. Abt Dabhóc wurde ermordet.«

K APITEL 2
    »Da wären wir!« Clodio, der ältere, muskelbepackte Schiffer nahm eine Hand von der Ruderpinne und zeigte nach vorn, als das Frachtboot zwischen Bäumen und Kalksteinböschungen um die Biegung des breiten Flusses glitt. Seine beiden Fahrgäste im Welldeck horchten auf, und ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Arm zum Ufersaum.
    »Ist das Nebirnum?«, fragte die Nonne. Ihrem Habit nach stammte sie aus dem Land Hibernia. Sie war von stattlicher Statur, eine angenehme schlanke Erscheinung mit leuchtenden Augen, wenn Clodio sich auch nicht recht entscheiden konnte, ob sie nun blau oder grün waren. Ihre Farbe schien je nach Stimmung zu wechseln. Unter der Kapuze drängten sich widerspenstige Strähnen rötlichen Haars. Von Anfang an war sie dem Schiffer als eine attraktive Frau aufgefallen. Wenn sie sich mit ihrem Begleiter, einem etwa gleichaltrigen angelsächsischen Klosterbruder, unterhielt – einem stämmigen Mann mit dunkelbraunen Augen und ebensolchen Haaren –, geschah das mit so zwangloser Selbstverständlichkeit, dass Clodio sich zunächst darüber gewundert hatte. Die beiden hießen Fidelma und Eadulf, und der Bootsführer hatte bald bemerkt, dass sie Eheleute waren, denn sie sprachen oft von einem Kind, das sie hatten daheim lassen müssen, als sie diese Reise antraten.
    Fidelma schaute zu dem hoch aufragenden Hügel empor, auf dem sich etliche Gebäude um ein massives Bauwerk scharten, das schon von weitem den Eindruck einer bedeutenden Abtei erweckte. Der Schiffer nickte. Seine Kenntnisse des Lateinischen, der einzigen Sprache, in der sie miteinander reden konnten, waren bescheiden, reichten jedoch aus, sich verständlich zu machen. »Das ist die Abtei Nebirnum«, bestätigte er. »Dort könnt ihr euch für den letzten Teil eurer Reise Pferde beschaffen.«
    Eadulf, der neben Fidelma saß, zuckte zusammen. »Müssen wir unbedingt reiten?«, fragte er besorgt. »Wie weit ist es von hier bis Autun?«
    Clodio, der mit seinen beiden kräftigen Söhnen das Flussschiff in Fahrt hielt, betrachtete den Mönch mit unverhohlenem Spott. »Von Nebirnum bis zur großen Stadt Autun dauert es zwei bis drei Tage, wenn man gemächlich reitet. Die Straße ist gut, einfach nur geradeaus nach Osten.«
    Eine Woche lang waren sie auf dem Boot unterwegs gewesen. Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, dass sie im Hafen von Naoned in Armorica gelandet waren, wo ihre Reise auf dem mächtigen Liger begonnen hatte. Außer ihnen gab es keine weiteren Passagiere, dennoch war es auf dem kleinen Frachtschiff recht beengt. Der Bootsführer trieb in den Orten am Ufer Handel, beförderte unförmige Warenballen und manchmal sogar Lebendvieh von einer Stadt zur anderen, die an der sich durchs Land windenden Wasserstraße lagen. Ständig musste das Schiff gegen die Strömung des Flusses ankämpfen, der über 600 Meilen entfernt in den Bergen entsprang. Mitunter war die Strömung auch schwach, so dass sie ein Segel setzen konnten. Öfter noch waren lange Stangen nötig, um das Fahrzeug voranzustaken. Lief aber das klare grünliche Wasser über seichte Stellen mit gelben Kieseln, zogen Maultiere auf dem Treidelpfad das Frachtschiff flussaufwärts. Fidelma war beeindruckt, mit welcher Umsicht und Sicherheit Clodio und seine Söhne das Boot zunächst ostwärts und dann südwärts auf dem breiten Strom steuerten. Stets waren sie in Bewegung und stemmten sich gegen die Gewalt des Stroms, der in seiner Mitte ab und zu Inseln umfloss, auf denen sich urtümliche Wildnis ausbreitete. Besonders die Frauen blieben den Fahrgästen in Erinnerung, die an den Ufern Wäsche wuschen und die nassen Wäschestücke unermüdlich gegen Felsplatten schlugen. Mitunter waren es ganze Gruppen von Wäscherinnen, manchmal auch nur eine einzelne Magd.
    »Wo werden wir aber Pferde auftreiben können? Pferde kosten Geld«, meinte Fidelma besorgt.
    »Was bekommt man auf Erden schon umsonst?«, fragte Clodio weltklug. »Umherziehende Klosterleute erwarten immer, dass man ihnen alles umsonst gibt für einen hastig gemurmelten Segensspruch. Das wäre ein herrliches Leben, wenn alles so einfach wäre, liebe Freunde, aber ich muss meine Frau und meine Söhne ernähren.«
    Fidelma runzelte die Stirn, denn
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