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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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sehr früh. Es heißt, schon zur Zeit des heiligen Irenaeus entstand dort ein Bischofssitz, und das bereits hundert Jahre nach der Kreuzigung unseres Herrn. Der Legende nach bekehrte sich der Sohn des Senators Faustus von Autun, ein junger Mann namens Symphorian, zum Glauben und zerstörte zum Zeichen seines Protests ein Standbild der römischen Göttin Cybele. Man nahm ihn gefangen und peitschte ihn aus. Als er sich dennoch weigerte, dem Neuen Glauben abzuschwören, hat man ihn vor den Augen seiner Mutter Augusta geköpft. Über seinem Grab auf der alten Totenstätte wurde die Abtei errichtet.«
Bruder Budnouen lachte in sich hinein und stieß Eadulf mit dem Ellenbogen an. »Es heißt, wenn du an dem Grab betest, wirst du von der Lustseuche geheilt.« Er schwieg, schaute verlegen zu Fidelma und murmelte: »Verzeihung, Schwester.«
Sie ging darüber hinweg. »Ich hätte gern gewusst, welche Bedeutung die Stadt heute hat und weshalb man gemeint hat, sie sei der günstigste Ort, um dort ein Konzil abzuhalten.«
»Wer weiß das schon?«, erwiderte der Gallier. »Ist nicht Vitalianus, der Heilige Vater, ein Römer? Vielleicht hat er sich erinnert, dass Autun einstmals Augustodunum war. Die Römer haben ein langes Gedächtnis. Sie haben unserem Volk nie vergeben, dass wir ihre Legionen besiegt und sogar Rom selbst eingenommen haben, und das war so viele Jahre vor der Geburt Unseres Heilands, dass man sie kaum zählen kann.«
Eadulf wollte sich das näher erklären lassen, aber Fidelma stieß ihn verstohlen an, denn sie befürchtete, die Frage würde zu längeren Erläuterungen führen. Sie erkundigte sich: »Und wer ist heute der Bischof von Autun?«
»Das ist Leodegar. Er ist schon etwas älter, besitzt noch immer einen scharfen Verstand und wird wegen seines Wissens und seiner Rechtschaffenheit gerühmt. Er ist der Sohn fränkischer Edelleute und ist am Hofe von König Chlothar aufgewachsen. Er hat sogar in der Regierung des Königreichs mitgewirkt, bis er zum Bischof ernannt wurde. Man sagt ihm nach, er sei eine starke Persönlichkeit, bei Reformen kenne er kein Wenn und Aber, die triebe er nur allzu gern voran. Auch hat es den Anschein, als seien ihm die alten römischen Stadtmauern eine Herzenssache, das Gleiche gilt für die öffentlichen Bauten aus der Römerzeit. Ich könnte mir vorstellen, dass das der Grund ist, weshalb Rom ihm die Gelegenheit gibt, den Vorsitz dieses wichtigen Konzils zu führen.«
»Weißt du etwas Genaueres über die Geschehnisse in Autun?«
»Du meinst den Mord? Leider nein, da kann ich dir nicht helfen. Ich habe nur gehört, was der Händler davon erzählt hat. Irgendein Abt, der zum Konzil angereist war, wurde erschlagen. Zwischen den Geistlichen soll es zu heftigem Streit, ja sogar zu Tätlichkeiten gekommen sein. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Wenn er darüber auch nicht mehr wusste, so hatte Bruder Budnouen doch die Gabe, sich über das wenige, das er in Erfahrung gebracht hatte, des Längeren auszulassen. Am Ende ihres ersten Reisetages waren Fidelma und Eadulf sowohl von seinem unaufhörlichen Gerede als auch von den Strapazen der Fahrt erschöpft. Dessen ungeachtet waren sie sich einig, dass mit seiner Hilfe die Zeit rasch dahinging und der Gallier ihnen viel Interessantes über die Landschaft zu erzählen vermochte, durch die sie fuhren. Selbst die Plätze, wo sie abends gutes Essen und gute Betten finden konnten, kannte er und wusste sogar die Stellen an Flüssen oder Quellen, wo man sicher baden konnte. Fidelma sehnte sich nach den Annehmlichkeiten des irischen Bads mit heißem Wasser und Seife, passte sich aber den Gegebenheiten an, so gut es eben ging.
Am Morgen des dritten Tages kamen sie an einem beachtlichen Bergkegel vorbei, der aus einem prächtigen Wald aufragte. Zu ihrem Erstaunen hielt Bruder Budnouen dort an, stieg ab und kniete sich wie zum Gebet hin. Bei der Weiterfahrt erzählte er ihnen: »Dort oben stand einstmals Bibracte – der Hauptort der Aedui, und eben dort wurde Vercingetorix zum Oberhaupt aller zum Kampf gegen Julius Caesar vereinigten Stämme Galliens ausgerufen.« Er wies hinauf zum Berg. »Eben da hat Caesar ihn besiegt und auch seinen Bericht fertiggeschrieben, wie er mein Volk erobert hat.«
»Wie weit ist es noch bis Autun?«, frage Eadulf ziemlich reisemüde.
»Morgen Vormittag sind wir da. Keine fünfzehn Meilen mehr. Übernachten werden wir heute noch ein paar Meilen vor der Stadt, wir würden sonst spätabends dort eintreffen. Wie ich schon
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