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1682 - Söldner ohne Auftrag

Titel: 1682 - Söldner ohne Auftrag
Autoren: Unbekannt
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Seite, als sein Herz zu schlagen aufhörte. Er sackte zusammen. Phana-Corg begriff, welchen Gedanken Earin-Dil zuletzt gehabt hatte. Er brauchte nur - nur?! - die Schleusentore zu öffnen und dabei den Programmbefehl zu überspielen, der dafür sorgte, dass sich in einem Raum niemand ohne Schutzanzug aufhielt, wenn dieser Raum dem Vakuum preisgegeben werden sollte. Eine einfache, aber wirkungsvolle Sicherheitsvorkehrung.
    Denn kein einziges bekanntes Lebewesen hatte eine Chance, im luftleeren Raum länger als ein paar Minuten zu überleben. Der Druckabfall bewirkte nämlich, dass alles im Blut gelöste Gas blitzartig freigesetzt wurde, wie bei einer Sprudelflasche, deren Verschlussgeöffnet wurde. Explosive Dekompression hieß der Vorgang bei Fachleuten; Embolie wurde der Vorgang genannt, bei dem sich das freiwerdende Gas in Bläschenform irgendwo in den Blutgefäßen festsetzte und sie damit blockierte. Das tat zunächst einmal furchtbar weh, und wenn eines dieser verstopften Blutgefäße zur Blutversorgung des Herzens gehörte, konnte solch eine Embolie rasch tödlich sein.
    An explosiver Dekompression zu sterben, das war - wie Phana-Corg aus eigenem Erleben wusste - eine der scheußlichsten Todesarten, die ein Wesen erleiden konnte. Bei den Crypers wurden nicht selten Verräter auf diese Art und Weise hingerichtet, und selbst dem hartgesottenen Phana-Corg hatten sich bei solchen Exekutionen die Schuppen gesträubt. Er blickte hinüber zu seinem Feind. Ja, für dieses Scheusal würde die explosive Dekompression genau die richtige Todesart sein, und dieses Mal würde sich Phana-Corgs Magen nicht vor Entsetzen zusammenkrampfen. Er hoffte, dass der andere aus Gründen der Fairness - keinen raumtauglichen Kampfanzug anhatte.
    Dieses Mal, so wurde ihm mit jähem Entsetzen bewusst, würde er aber den gleichen Tod sterben müssen wie sein Feind, zur gleichen Zeit sogar.
    Wenn er die Schleuse öffnete, würde beiden in diesem Raum die Luft ausgehen; sofern noch jemand dort unten in dem Haufen zerstörter Cryper-Leiber und -Roboter lebte, würde dieser ebenfalls sterben müssen. Phana-Corg spürte, wie sich sein Blut vor Entsetzen erwärmte. Er machte eine schwache Geste der Verneinung. Nein, dieses Ende wollte er nicht erleiden. Nicht das... Vielleicht war es aber auch nicht nötig. In diesen Sekunden verschwand das letzte Stück des Bodens in der jenseitigen Wand.
    Phana-Corg hörte, wie der Fremde einen Schrei ausstieß und dann in die Tiefe stürzte. Unterwegs gab er wieder seine Gestalt preis. Phana-Corg konnte sehen, wie sich der Leib des Fremden in der Luft drehte, wie er aufkam und den Sturz abfederte, wie er sich wieder aufrichtete, unverletzt natürlich, und wie er nun hinaufsah zu Phana-Corg. „Nicht schlecht", Phana-Corg konnte die Stimme des Fremden hören. „Fürwahr, dein Kopf könnte es wert sein, meine Sammlung zu ergänzen." Phana-Corg schauderte, als er die Worte hörte. Was erwartete das Scheusal von ihm? Dass er freiwillig starb? Noch dazu auf diese Weise? Der Unheimliche hatte sich in Bewegung gesetzt. Er begann an der Wand hochzuklettern. Für seine Fingerkrallen und seine Füße konnte er nur winzige Vorsprünge finden, an denen der sich empor hangeln konnte, aber er schaffte es. Meter um Meter stieg er höher - an gen au jeder Wand, an der Phana-Corg auf einer schmalen Brüstung stand und mit zuckenden Augen auf das Schaltpult starrte.
    Ein Handgriff würde genügen... Wenn er nichts tat, das wusste Phana-Corg, würde dieses grässliche Scheusal, dieser Dämon aus den tiefsten Schlünden des Grauens, zu ihm hinaufsteigen und dann... Ja, was würde er tun? Ihm den Kopf abschlagen, um seinen Schädel seiner Trophäensammlung einzuverleiben und allem Anschein nach betrachtete der Unheimliche diesen Tod auch noch als Gunst und Vorzug. Und wenn Phana-Corg nun den Schalter betätigte? Der Cryper gab sich keinen Illusionen hin. Er war sicher: Sein Feind kannte diese Schalttafel, er wusste, was man damit anstellen konnte.
    Er spielte wieder - ein grausiges, ein tödliches Spiel. Wenn er sich an die selbstaufgestellte Regel hielt, wenn er seine Blöße bis zum Schluss offen hielt, dann hatte Phana-Corg eine Chance. Er würde zwar selbst sterben müssen, aber er konnte den Feind wenigstens in den Tod mitnehmen, ihn von weiteren Angriffen auf andere Crypers abhalten und in gewissem Umfang den Tod seiner Gefährten rächen. Wenn der andere sein Angebot bis zum Schluss offen hielt...
    Aber das würde er nicht
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