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1681 - Tödliche Fata Morgana

1681 - Tödliche Fata Morgana

Titel: 1681 - Tödliche Fata Morgana
Autoren: Jason Dark
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direkten Berührung zwischen ihnen gekommen. Nun ließ es sich nicht vermeiden, denn mein Kreuz konnte den Körper nicht verfehlen. Ich wusste nur nicht, ob es abprallte oder einfach hindurch flog. Es traf!
    Und plötzlich ging Amara keinen Schritt weiter. Vor der Tür richtete sie sich steif auf, drehte sich zur Seite, sodass ich ihr Profil sah, aber auch das starke Licht, das ihre ganze Gestalt einhüllte wie ein Umhang.
    Es war nicht das Licht der Erzengel. Hier erlebte ich die Kraft des Allsehenden Auges, die Amaras Körper durchstrahlte, der sich nicht mehr lange hielt und plötzlich verschwunden war. Nur das Kreuz lag dicht vor der Tür auf dem Boden. Es war vorbei.
    Aber so schnell?
    Das wollte ich nicht glauben. Mit langsamen Schritten näherte ich mich der Tür, hob das Kreuz auf, das keine Veränderung mehr zeigte und auch keine Wärme mehr abgab. War sie wirklich vernichtet? War Sahib Bandurs Leben somit gerettet?
    Es sah so aus. Und ich dachte daran, die gute Nachricht so schnell wie möglich zu überbringen. Wo sie sich jetzt aufhielten, war mir unbekannt, ich konnte mir allerdings kaum vorstellen, dass Suko weit gegangen war.
    Ich stand an der Tür und setzte meinen ersten Gedanken in die Tat um. Schnell zog ich die Tür auf. Von der Treppe her hörte ich leise Stimmen. Allerdings war niemand zu sehen, denn die Sprecher hielten sich einen Absatz tiefer auf. Ich blieb am Beginn der Stufen stehen und sah Suko mit seinem Begleiter auf dem ersten Absatz. Sie sprachen aufeinander ein, und was sie sagten, klang noch immer nicht freundlich.
    Mich sahen sie erst, als ich mich gemeldet hatte. Sie hatten sich umgedreht, nachdem ich ihnen zugerufen hatte: »Ihr könnt hochkommen!«
    Zumindest Sahib Bandur schaute mich an wie einen Geist.
    »Was ist mit Amara?«, fragte Suko.
    Ich hob die Schultern.
    »Vernichtet?«
    »Kann man so sagen.«
    »Okay, wir kommen.«
    Bandur wollte zwar nicht mit, aber Suko ließ ihm keine Chance. Er hielt ihn gepackt und schob ihn vor sich her die Stufen hoch. In meiner Nähe blieben sie stehen. Sahib Bandur blickte sich unsicher um und sprach dabei mit sich selbst, während Suko sich locker gab, in den Flur der Wohnung schaute und mich fragte: »Wie hast du das denn geschafft?«
    »Nicht ich.« Mein Kreuz hing offen vor meiner Brust und ich zeigte darauf.
    Suko blies die Wangen auf. Er war wirklich überrascht. »Dein Kreuz hat sich gegen Amara gestellt?«
    »Nein, das Allsehende Auge, um es genau zu sagen. Es hat sich angepasst. Es wollte Unheil vermeiden, und das wäre bestimmt über uns gekommen, wenn Amara freie Bahn gehabt hätte.«
    »Noch mehr über Sahib.«
    »Das meine ich auch.«
    »Dann kann er also vor Gericht gestellt werden. Beweise lassen sich bestimmt finden.«
    Sahib Bandur hatte uns gehört. Seine Augen weiteten sich. Mit scharfer Stimme, sagte er: »Das glaubt ihr doch selbst nicht!«
    Suko blieb ruhig, als er sagte: »Sie werden nicht darum herumkommen, Mr Bandur.«
    »Nie! Niemals!« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Freunde, die das zu verhindern wissen. Ihr bekommt mich hier nicht weg. Man wird mir zur Seite stehen und…«
    Er hörte mitten im Satz auf, stand plötzlich vor uns wie ein Fremder. Er hielt die Augen weit offen und flüsterte: »Die Stimme, die Stimme…«
    »Was ist mit ihr?«, fragte Suko.
    »Sie ist wieder da!«
    »Unsinn. Wir sehen niemanden.«
    »Sie ist trotzdem da. Ich höre sie doch. Sie ist in meinen Ohren, sie steckt in mir, sie will mich töten. Der Geist - der Geist hat mich gefangen…«
    Einen Augenblick später hörte ich die Stimme ebenfalls. Zu sehen war nichts, auch nichts zu spüren, aber zu hören; und ich prägte mir jedes Wort ein.
    »Ich habe doch versprochen, dass ich ihn mir holen werde. Erst dann ist alles gut…«
    »Halt ihn fest!«, rief ich Suko zu, der sofort handelte und Bandur an beiden Schultern packte. Zugleich brannte sich das Entsetzen in die Mimik des Mannes ein. Es bereitete ihm Mühe, seinen Gefühlen durch Worte Ausdruck zu verleihen, aber was er sagte, das traf zu.
    »Ich, verbrenne!«
    Es hatte ein Schrei werden sollen, aber die Worte drangen nur leise über seine Lippen. Und Suko erlebte das Ende des Mannes mit. Er hielt noch immer dessen Schultern fest, aber die waren auf einmal nicht mehr da. Plötzlich verwandelten sie sich unter dem Druck seiner Hände zu Asche, die aus den Öffnungen der Kleidung rieselte. Auch die Beine gaben nach und Suko verlor seinen letzten Halt. Er stolperte nach vorn, drehte
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