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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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an innerer Sicherheit verloren hatte. Mila war die Nützliche, die Mutantin -und Nadja der Hemmschuh, den man nach Belieben ab- oder überstreifte. Es war schwer für sie, eine eigene Entscheidung zu treffen. „Perry Rhodan wird behaupten, wir hätten keine Zeit." Mila lächelte, obwohl sie wußte, daß Nadja es in der Dunkelheit des Kubus nicht sehen konnte. „Wenn wir aber den Durchgang benutzen, muß er warten. Dann hat er Zeit."
    „So ist es."
    Das war Voltago.
    Gegen sie beide hatte Nadja keine Chance.
     
    *
     
    Mila und Nadja schalteten die syntronischen Systeme ihrer Schutzanzüge ab. Im Inneren des Kubus ging jede Orientierung rasch verloren, weil die Syntrons nur noch irreale Werte zeigten.
    Allein die Antigravs funktionierten - wenn sie manuell gesteuert wurden.
    Eine dünne Schicht Staub bedeckte den Boden. Helmscheinwerfer durchschnitten die Finsternis als schwache Kegel, holten kaum Details heraus, verloren sich an unsichtbaren Wänden. Die Staubschicht markierte ein beengtes Quadrat. An den Kanten lagen die halb verrotteten Skelette winziger Lebewesen, die sich in den Würfel verirrt hatten. Ohne Ausweg – sie waren genauso verhungert, wie es ohne Voltago wohl auch Mila und Nadja passiert wäre. Der Wind hatte vereinzelt Samen hereingeblasen. Kümmerliche Sprossen waren verdorrt, bevor die Oberflächenstrahlung sie hatte wachsen lassen. Mila ließ ihren Lichtkegel über regelmäßige Eindrücke im Staub wandern. Es waren ihre eigenen Fußspuren, keine halbe Stunde alt.
    Voltago war der erste, der die nächste Schwerkraftkammer betrat.
    Er faßte zunächst Mila, dann Nadja um die Hüften und drehte sie mitten in der Luft. Mila verlor die Orientierung. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie wieder fest auf den Beinen stand. In diesem Moment stand sie senkrecht zum Planetenboden. Für ihre Sinne jedoch war alles normal, vom Übergang abgesehen. Die Staubschicht lag in dieser Kammer wesentlich dünner als zuvor. „Ein bißchen wie in der BASIS", sagte sie, um die Stille zu durchbrechen. „Der Schwerkraftvektor wirkt von allen möglichen Seiten."
    „Hier gibt es keine Maschinen", erwiderte Nadja mit zitternder Stimme. „Das hier ist Natur."
    „Nein." Voltago bewegte sich im eigentümlich schwebenden Gang seiner Wadenblöcke quer durch die Kammer, stockte mitten in der Fläche und winkte die beiden Frauen heran. „Keine Natur. Es gibt einen Grund für diesen Kubus. Dahinter steckt Intelligenz."
    Mila konnte nicht sehen, was den Kyberklon ausgerechnet zu dem Punkt trieb, an dem er nun stand. Es war, als sei der Kubus seine Heimat. Als sei er hier geboren, als habe er sich nur unter die Sterblichen begeben, um deren Gedanken zu stehlen...
    Dasselbe Gefühl hatte Mila schon auf Shaft gehabt. „Kommt", sagte er. „Der Übergang verläuft horizontal."
    Voltago tat einen schwebenden Schritt - und verschwand mitten in der Finsternis. Die Zwillingsschwestern beeilten sich hinterherzukommen. Sie hatten erst zwei Kammern passiert, waren aber keineswegs sicher, daß sie den Rückweg noch gefunden hätten. Im dritten Kubus lag der uralte Leichnam einer Art Schildkröte. So kurz vor dem Ausweg und trotzdem gestorben. Der mineralische Panzer des Wesens war gut erhalten, allerdings leer.
    Die Innereien waren längst zu Staub zerfallen.
    Voltago untersuchte den nächsten Übergang. Wieder drehte er Mila, dann Nadja in der Luft, und wieder stellte sich das Gefühl völliger Desorientierung ein. „An diesem Punkt habe ich dich beim erstenmal zurückgelassen, Nadja", sagte der Kyberklon. „Von hier an ist es Neuland für dich."
    Voltago spielte auf die seltsame Mutantenfähigkeit des Zwillingspärchens an. Eigentlich war vor allem Mila die mutantisch Begabte. Nadja wirkte wie eine Art Puffer, der die Anlage an der Entfaltung hinderte. Wann immer sich die beiden mehr als 900 Meter voneinander entfernten, stürmte eine völlig neue Wahrnehmung der Realität auf Mila ein. Es war unerträglich; deshalb hatten die beiden auch ihr gesamtes Leben mit weniger als 900 Metern Entfernung zueinander verbracht.
    Erst Voltago hatte Mila stabilisiert. Noch kontrollierte sie ihre Gabe nicht, aber es reichte aus, sowohl auf Shaft als auch auf Noman das Spindelobjekt zu bergen. Voltago brachte sie bis in die Nähe des Ziels. Und dann, wenn selbst die Wahrnehmung des Kyberklons versagte, schlug ihr großer Moment. Dann durchdrang Milas Blick die Barrieren und erfaßte, was allen anderen verborgen blieb.
    So war es beim erstenmal
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