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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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unserer Neugierde.
    Dümmer als die Tiere, die sich in den Kubus verirrt haben, denn sie hat nur der Zufall hierher verschlagen. Wir dagegen laufen sehenden Auges ins Unglück.
    Sehenden Auges ...
    Nein, denn weder Mila noch Nadja erkannten das Geringste von dem, was vor ihnen lag. Nur eine sonderbare Anziehungskraft spürten sie, die nicht einmal dann gerissen wäre, hätten sie es gewollt. Über die Finger des Kyberklons, durch den geschlossenen Anzug hindurch, übertrug sich eine elektrische Spannung auf die Frauen. Und in diesem Moment, als ihre Haare knisterten und alles längst zu spät war, sah Mila es ebenfalls: einen farblosen Bogen aus Irrlicht, der drei winzigkleine Humanoide in die Ewigkeit strahlte. Tabuplaneten.
    Seit zwei Millionen Jahren existiert ein Grund dafür
     
    3.
     
    DER TURM IN DER STEPPE Nadja durchlebte einen scheinbar ewigen Augenblick. Sterben und wiedergeboren werden, Leid und Euphorie lagen zu nahe beieinander, als daß ein Mensch sie voneinander trennen konnte.
    Mit einem Transmitter war der Vorgang nicht zu vergleichen. Sie erinnerte sich an Milas Erzählung; als ihre Zwillingsschwester das erstemal den Schacht von Shaft allein erforscht hatte. Allein - das hieß, natürlich mit Voltagos Begleitung. Mila hatte von einem ähnlichen Tor wie dem, das sie soeben durchschritten hatten, in glühendsten Farben berichtet. Das Verlangen, durch den Bogen auf die andere Seite zu treten, ist mächtig. Ich blicke in die Ewigkeit. Jenseits des Bogens setzt sich das Labyrinth fort, es reicht weit, und all die verknoteten Gänge und Räumlichkeiten sind für mich nicht entwirrbar. Mein Blick ist getrübt.
    Ich sehe einen langen Weg und ein weites, unendliches Land.
    Nadja konnte alles immer nur anhören.
    Nie selbst begreifen, denn sie war der Hemmschuh, nicht die eigentliche Mutantin.
    In diesem Moment allerdings war auch Mila lahmgelegt. Sie sah dasselbe wie ihre Schwester Nadja, nämlich gar nichts. Aus ihrer Brust tönte der Herzschlag wie Hammerklopfen, vor den Augen tanzten feurige Räder, verblaßten allmählich, machten einem sachten, milchigen Strahlen Platz.
    Sämtliche Regelmechanismen der SERUNS waren ausgefallen. Durch die Handschuhe spürte Nadja zwar Milas Griff, aber es war nicht dasselbe differenzierte Gefühl wie sonst, sondern ein Griff wie durch meterdicke Watte. Die Anzugcomputer waren ausgeschaltet; sie hätten sich sonst in syntronischen Irrsinn manövriert und selbst zerstört. „Mila, Nadja!" tönte Voltagos Stimme. „Wir sind in Ordnung", gab Mila zurück.
    Und ich, Schwesterherz? Du hast nicht einmal nachgefragt. „Wo sind wir gelandet?" fragte Nadja statt eines Vorwurfs. „Ich fühle mich, als ob ... als ob wir in Milchsuppe schwimmen."
    „Möglicherweise auf Shaft", stellte Voltago tonlos fest. „Und wir schwimmen nicht, sondern wir schweben immer noch. Ich spüre in geringer Entfernung einen Durchgang, der dem auf Noman ähnelt. Aber es ist eindeutig nicht derselbe. Um uns herum erstreckt sich ein undefinierbarer Raum. Es gibt keine Angaben zur Ausdehnung. Die üblichen Gesetze gelten hier nicht. Da unten ist der Boden ... Aber ich bin sicher, daß wir ihn nie erreichen könnten, selbst wenn wir tausend Jahre fliegen."
    Nadjas Herz pochte. Das, was sie umgab, war gefährlich. Von Gespenstern umringt, lebendige Ewigkeit auf den Raum komprimiert: Unfug, und sie wußte es. In ihrer linken Schulter brannte der Zellaktivator, als habe er an dieser Stelle mehr Arbeit zu verrichten als an anderen Orten des Universums. „Und jetzt?" fragte Nadja bitter.
    Nichts dokumentierte mehr die Tatsache, daß sie sich völlig hilflos fühlte. Ohne Mila und Voltago war sie ein Niemand. Nicht einmal fähig, den Ausgang zu finden. Sie stellte notwendigen Ballast dar; einen Beitrag jedoch vermochte sie nicht zu leisten. „Wenn das hier wirklich der Schacht von Shaft ist", sagte Mila, „dann gibt es nichts mehr zu holen. Die Spindel haben wir schon."
    „Wenn das hier wirklich Shaft ist", korrigierte Nadja bissig, „dann haben wir innerhalb einer Sekunde 25 Millionen Lichtjahre zurückgelegt! Ohne etwas zu spüren! Das läßt euch wohl völlig kalt, was?"
    „Ja." Voltagos" Stimme war wie Eis. „Wir haben Dinge zu tun. Unsere Zeit drängt."
    Nadja fühlte sich am Arm nach oben gerissen. Die Beschleunigung war nicht schmerzhaft, aber doch so, daß sie Mühe hatte, sich an Mila festzuhalten. Plötzlich wich der Nebel. Ein riesengroßer Druck löste sich von ihrer Seele, und der
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