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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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direkt in der Mitte einer kleinen, ansonsten leeren Räumlichkeit. „Da vorn, Voltago. Zwei Meter. Links. Etwas rechts. Jetzt die Hand."
    Eine Minute.
    Der Kyberklon ertastete das Ding so vorsichtig, als habe er einen zerbrechlichen Schatz vor sich. In dem Moment, als er den Kegel berührte, verwandelte sich das Ding in exakt die Prismenform, die sie erwartet hatten. Zwanzig Zentimeter Länge, acht Zentimeter Durchmesser. Aus einem halbstofflichen Gegenstand wurde etwas, das Voltago bewegen und festhalten konnte. Mit einer Hand packte er das Pyramidenprisma, mit der anderen drückte er die ermüdende Mila an sich.
    Dreißig Sekunden.
    Für den Rückweg hatte der Kyberklon keine Weisung mehr nötig. Jede Bewegung steckte nun im Speicher seiner Wadenblöcke. Er brauchte nichts zu tun, als denselben Weg zurückzuschwimmen, den sie gekommen waren. „Voltago ...", flüsterte Mila. „Warum durchbrichst du die beiden Ebenen nicht einfach? Sie sind nicht stofflich!"
    „Vielleicht wäre das möglich", antwortete der Kyberklon. „Aber nur für uns. Ich will die Spindel nicht dadurch beschädigen, daß ich so was versuche."
    „Unsinn...", murmelte sie mit schwindendem Bewußtsein. Nadja, bist du da? Aus! Ich brauche dich, Schwester, ich brauche dich so sehr. „Als wir gekommen sind, hattest du die Spindel von Noman bei dir... Nichts ist geschehen ..."
    „Du vergißt, daß ich mich hier unten orientieren kann, wenn es sein muß. Ich habe den Weg nach oben beeinflußt, so daß wir nirgendwo angestoßen sind. Vom Durchgang bis nach oben, das war fast eine gerade Linie."
    Mila nützte das gar nichts.
    Sie klammerte sich an das bißchen Kraft, das sie in sich spürte. In ihrer linken Schulter pochte der Aktivatorchip. Und endlich erreichten sie den Ausgang des Labyrinths. Da stand der Durchgang offen, es hätte nur einen einzigen Schritt gebraucht. Aber Voltago schlug die andere Richtung ein. Mit hoher Beschleunigung folgten sie dem Strom. Der Druck auf ihre Arme war plötzlich weg, sie trieben mit dem Wasser. Nadja. Ich brauche dich.
    Innerlich jubelte sie, als der hemmende Einfluß von oben wirksam wurde. Der fürchterliche Anblick, der sie heimgesucht hatte, verwandelte sich in blasendurchsetztes Wasser zurück - gesehen durch die Helmscheibe eines SERUNS. In ihre Arme kehrte allmählich Kraft zurück, der schreckliche Druck im Schädel machte einem freudig leichten Gedankenfluß Platz. Und von ihrer Spiegelschwester empfing Mila eine sonderbare Emotion.
    Was? Nadja! „Voltago!" sagte sie. „Sei vorsichtig. Da oben ist irgendwas passiert."
     
    *
     
    „Schrookor me!" artikulierte das Zapfenwesen ein zweites Mal. Diesmal berührte sein Tentakel die Spindel. Das Pyramidenprisma wackelte ein bißchen, rutschte auf dem Stein nach rechts und lag wieder still. „Schroo."
    Nadja rührte sich nicht. „Barrks."
    „Was sagst du?"
    Sie schaltete den Translator ihres Anzugs zu und hoffte, daß der syntronische Übersetzer rasch mit der unbekannten Sprache klarkommen möge - sofern es überhaupt eine Sprache war. „Sprecht weiter!" rief sie. „Schrokor me! Barks! Oder was auch immer!"
    Aus der ganzen Felseninsel rückten nun die Zapfenwesen näher, und aus allen Richtungen erhob sich gedämpftes Murmeln. Das einzige Wort, das sie immer wieder hörte, lautete „Barks" und war vom Translator nicht zu übersetzen. Von den Säulen herab, die bis zum Felsenhimmel ragten, kullerten mit lautem Getöse Zapfenwesen. Alles setzte sich auf den See zu in Bewegung.
    Das Wesen, auf dem sie gesessen hatte, streckte erneut den Tentakel aus. Und diesmal versuchte es, die Spindel an sich zu ziehen. Das Zapfenwesen bewegte nicht sich selbst, dafür um so behender den Tentakelarm. Die Spindel wurde rasch herangezogen. Nadja reagierte instinktiv. Mit dem linken Fuß trat sie nach der Spindel. Zwei Meter weit flog das Pyramidenprisma, aus der Reichweite des Zapfenwesens.
    Mit einem Satz war Nadja heran, hob die Spindel auf und umklammerte sie. „Das ist meine", sagte sie laut. „Wir können gerne reden, solange ihr wollt. Aber die Spindel bekommt ihr nicht."
    Von allen Seiten rückten die Zapfenwesen näher. Aus den Säulen lösten sie sich dutzendweise, und es schien, als habe Nadjas Fußtritt eine halbe Völkerwanderung ausgelöst.
    Felsen, die sie vorher für unbelebt gehalten hatte, bewegten sich mit einemmal. Hinter ihr brodelte es im Wasser. Sogar aus dem See kamen sie. „Mila! Voltago!" schrie sie über Funk.
    Ruhig bleiben. Sollen sie
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