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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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denselben Menschen gefesselt ist, den man sich nicht ausgesucht hat. „Sechshundert Meter."
    Mila versuchte, fester zuzugreifen. „Das Wasser schießt durch enge Felsenkanäle", sagte Voltago. „Vulkanwärme und Wasserdruck. Wir haben es mit hochfestem Material zu tun."
    „Gibt es überhaupt natürliches Material", fragte sie, „das so etwas über längere Zeit aushält?"
    „Es kommt darauf an, was wir unter >längere Zeit< verstehen. Jahrhunderte, ja. Jahrtausende, vielleicht. Wir haben aber nicht die Zeit, es zu erforschen."
    Jahrhunderte, Jahrtausende. Warum sprichst du nicht weiter, Kyberklon ?Warum hast du das Wort Jahrmillionen nicht erwähnt? Weil du weißt, daß es solches Material überhaupt nicht geben kann ?„Achthundert. Gleich."
    Voltago legte zusätzlich einen Arm um sie und sorgte so für Entlastung. „Neunhundert."
    Ich kann dich spüren, Nadja. Ich brauche dich.
    Panik keimte in ihrem Denken auf.
    Ich habe Angst.
    Schreckliche Furcht. Eine unsichtbare Faust umklammerte ihren Herzmuskel, und preßte die Brust zusammen. „Voltago ...", murmelte sie über Funk. „Hilf mir ..."
    Nadja! Plötzlich war ihre Schwester weg. Mila fing ein seltsames Echo ihrer eigenen Panik auf. So war es immer. Voltago brauchte ein paar Sekunden, dann hatte er auf eine Art, die Mila nicht verstand, ihren Geist umfangen und hielt die Panik nieder.
    Vor ihren Augen verwandelte sich das Wasser. Der Ausschnitt, den sie durch die Helmscheibe sah, war immer noch derselbe, trotzdem entwickelte sie ein viel größeres Verständnis für den Strom ringsum. Sie waren Fremdkörper, das erkannte sie mit schmerzhafter Deutlichkeit.
    Wir sollten nicht hier sein. Es ist verboten. Ein Tabu.
    Voltago fühlte sich jetzt wie ein Bündel Schlangen an, das sie nicht fassen konnte und in dessen Mitte sich etwas verbarg, das sie gern gesehen hätte. Dann hätte sie das Geheimnis des Kyberklons entdeckt. Aber das funktionierte ohne seine Hilfe nicht. Es war dasselbe wie mit der Seele eines Menschen; stets verborgen, bis man selbst den Blick gestattete.
    Durch das Chaos schimmerte ein riesenhaftes, glühendes Augenpaar: der Geysir, eine doppelte Ausstoßöffnung in diesem Wunderland unter Wasser. Mila spürte, daß sie so weit nicht einmal tauchen mußten. Denn ein zuckender Schlauch kesselte sie ein, verwandelte sich in einen Tunnel, den nur sie allein sehen konnte - und vielleicht der Kyberklon. Denn Voltago hielt zielsicher auf die Öffnung des Tunnels zu.
    Von diesem Moment an richtete sich ihr Schub nicht einfach gegen das Wasser, sondern sie drifteten mit der Präzision eines Shifts gegen den Strom beiseite. „Mila! Wir haben vier Minuten Zeit, dann verliere ich die Kontrolle über dich. Wir müssen uns beeilen."
    „Gerade nach unten!" befahl sie kurz. „Zehn Meter weit!"
    Hier begann das, was sie die „erste Ebene" nannten. Ein halbstoffliches Bauwerk, das den Geysir nicht blockierte; wenn sie Voltago die genaue Lage der Räumlichkeiten beschrieb, konnte er sie dennoch begehen, die Gegenstände darin ertasten und manchmal auch bewegen.
    Ein unglaublicher Bereich erstreckte sich hier, mitten im kochenden Wasserstrom. Die Kammern waren ineinander verschachtelt und die Korridore so verwinkelt, daß es die Mutantin schmerzte. „Zehn Meter", meldete Voltago.
    Auf Shaft und Canaxu hatten sie die Spindel in Ebene zwei gefunden; also ließen sie den ersten Zugang liegen und wandten sich weiter abwärts. Milas Arme wurden schon lahm. „Wir haben es."
    Aus dem Blasenstrom tauchten unglaubliche Gegenstände auf, in sich völlig verdreht, manche zerbrochen oder zerstört. Eine Statue, fünf Meter hoch, die ein dreibeiniges Wesen mit doppelt so vielen Armen darstellte. In den Armen trug das Wesen eine Art Waffe. Man hätte sie bergen können, das spürte sie, aber ihr Ziel war die Spindel. Zehn Aggregate hintereinander, filigran ausgestaltete Maschinen, und eine Tür, die man leicht hätte öffnen können. Was dahinter lag? Sie hatte keine Ahnung. Vielleicht die Brücke in eine andere Dimension?
    Da stand der Durchgang offen, auf diesem Weg waren sie gekommen. Von Noman nach Canaxu, von Canaxu hierher in die Unterwasserwelt. Und dann?
    Drei Minuten.
    Immer tiefer drangen sie ins Labyrinth ein, das mit jedem Schritt ein neues Aussehen gewann, das sich wand und verformte, dessen Wände sie umschlossen und näher rückten, je weiter die Zeit fortschritt. Und als nur noch eine Minute übrig war, stießen sie auf einen kegelförmigen Gegenstand,
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