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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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Übergang war; eine Sekunde Reise bis ans ferne Ziel
     
    4.
     
    DOWNUNDER Nadja fühlte sich ausgespien, im wahrsten Sinn des Wortes. Eine unwiderstehliche Gewalt packte sie und wirbelte ihren Körper herum. Voltagos Hand entglitt ihr. „Mila!" schrie sie über Funk. „Ich bin da!"
    Wo?
    Nadja spürte, daß ihre Schwester nahe war, doch sie hatte keine Ahnung, wie sie Mila erreichen sollte. Oben und Unten liefen wirr durcheinander - während ein heftiger Sog sie mit sich riß und nach oben katapultierte. Kein Licht. Vollkommene Dunkelheit. Von allen Seiten zerrte etwas an ihr, und der Sturz nach oben dauerte eine halbe Ewigkeit. Nadja aktivierte von Hand - wie antiquiert! - die Infrarotoptik des Anzugs. Ein Meer aus Gasblasen umgab sie, als sei ihr Körper miniaturisiert in einem Sprudelglas eingeschlossen. Und wenige Sekunden später durchbrach Nadja mit dem Helm zuerst die Oberfläche.
    Wasser!
    Die Wucht einer Fontäne preßte sie zur Seite, von der Kuppe eines eruptierenden Geysirs in ruhiges Gewässer.
    Da vorn tauchte Mila auf, dann Voltago mit der Spindel von Canaxu, die einen halben Meter über seinem Kopf schwebte. Beide tanzten wie gewichtslose Korken mit den Wellen auf und ab.
    Sie schwammen am Rand eines ausgedehnten, dunklen Sees. In der Mitte schleuderte der Geysir Fontänen in die Luft. Mit einem dieser Schübe waren sie aufgetaucht. Nadja fühlte sich, als ziehe sie eine starke Kraft aus dem Wasser heraus, als wirke die Schwerkraft von oben ein. Aber es war nur ein Gefühl, weil sie sonst samt allem Wasser in Richtung Himmel gestürzt wäre.
    Wobei das Wort „Himmel" in diesem Fall nicht ganz zutraf, denn sie waren im Innern einer riesenhaften Höhle herausgekommen. Die Infrarotoptik zeigte kein Ende an; nur die Felseninseln, die sich so weit auftürmten, daß man von Pfeilern sprechen konnte. Auf diesen Säulen ruhte der Felsenhimmel.
    Ein Geysir. Vulkanische Tätigkeit. Und wir hängen mitten in einer Höhle fest, Schwesterherz!
    Du siehst, wohin deine Gabe uns geführt hat.
    Die Strömung trug sie ans Ufer. Verletzt hatte sich keiner, dazu waren die SERUNS zu stabil, auch ohne Automatik. „Verdammt, was ist das hier?" fragte Nadja. „Wieder einer dieser unmöglichen Planeten    Sie spürte Boden unter den Füßen, tat ein paar schwere Schritte durch hüfthohes Wasser und schleppte sich an Land. Die Schwerkraft war doppelt so hoch wie auf Terra. Im Wasser hatte sie es kaum bemerkt, doch nun regelte sie von Hand den Antigrav, um sich die Last zu ersparen. Ohne Syntron waren SERUNS oft lästig. „Ich orte, daß wir uns im Innern einer Hohlwelt befinden", erläuterte Voltago. „Es handelt sich um einen Irrläufer, es gibt keine Sonne. Der Planet sollte längst erkaltet sein. Und trotzdem dieser Vulkanismus."
    „Also ein echter Sampler-Planet", stellte Mila fest. „So ist es."
    „Taufen wir den Planeten auf den Namen >Downunder<, okay? - Dann zu den wichtigeren Problemen. Gegen das Wasser kann man nichts machen. Wie finden wir dann die Spindel?"
    „Indem wir tauchen. Unten im Geysir ist der Durchgang, also wird auch die Spindel vorhanden sein." Panik. Schwesterherz, ich spüre deine Furcht. Ich möchte nicht mit dir tauschen.
    Nadja streckte instinktiv die Hand aus und berührte Mila am Arm. Es war eine unbewußte, versöhnliche Geste, und als ihr das bewußt wurde, zog Nadja die Hand rasch wieder zurück.
    Auf einem Felsblock nahm sie Platz. Es lagen viele Felsblöcke herum. Am Ufer, verstreut über die Steinebene, bis zu den Eckpfeilern der Riesenhöhle. „Mila." Voltago schaute Nadjas Schwester stur und unbarmherzig an. „Wir werden auf kein einziges Pyramidenprisma verzichten. Ich weiß, daß jedes einzelne wichtig ist - auch wenn ich nicht sagen kann, warum. Sie sind der Schlüssel zu einem schrecklichen Rätsel. Wir müssen es lösen. Das ist der eigentliche Grund, weshalb wir zur Großen Leere geflogen sind."
    „Ich dachte, es wäre Forscherdrang gewesen", antwortete Mila. „Nein." Es klang sehr bestimmt.
    Er lügt. In irgendeiner Hinsicht lügt er.
    Die Infrarotoptik zeigte das Gesicht des Kyberklons längst nicht so unbewegt, wie es bei normalem Licht erschien, sondern als eisigkalten Flecken inmitten einer brodelnden Umgebung.
    Sonnenheiße Flecken tanzten über Wangen, Mund und Nase. In den leeren Augäpfeln trafen sie zusammen, um sich wieder in Eis zu verwandeln. Die Außentemperatur betrug mehr als hundert Grad. Und Voltago ... Seine Temperatur lag am absoluten Nullpunkt.
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