Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Getöse durchbrach der fallende Koloß die Kronen kleinerer Bäume, zermalmte unter sich Sträucher, Laufbüsche und die Nester von Insekten.
    Niisu verbrachte zehn Tage in einem Rausch. Er lebte mit dem Rhythmus der Trommeln, bei Tag und bei Nacht. In diesem Gewimmel hatte jeder seine Aufgabe, auch wenn es zuerst nicht so aussah. Manche sorgten für Nahrung, andere schmiedeten Eisen an kleinen Erdöfen zu Nägeln um. Ständig kamen neue Stämme hinzu, manche mit mehr als fünfzig Personen zugleich.
    Dann aber ließ sich Niisu einem anderen Trupp zuteilen, um endlich auch am eigentlichen Turmbau teilzunehmen. Einen Tag lang kletterte er in den höchsten Etagen des Turms herum. Irgendwie hatte alles mit dem Jenseits-Land zu tun ... Was sie aber alle zu diesem Irrsinn trieb, wußte keiner.
    Die Arbeit begann am nächsten Morgen früh. Allerorten erhoben sich Trepeccos von ihren primitiven Lagern. Manche krochen aus Zelten, andere hatten sich regelrechte Nester aus Laub gebaut. Und als endlich auch der Rhythmus der Trommeln wieder einsetzte, geschah etwas Seltsames. Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. In der Luft lag ein sonderbares Geräusch, wie es Niisu niemals zuvor gehört hatte. Wie der Wind, der durch hohe Wipfel fegte, oder wie ein Brausen, das die Nähe des Wirbelsturms verhieß.
    Aber es gab keinen Wind.
    Viele Hälse reckten sich gen Himmel.
    Niisu wollte den Blicken folgen, so, wie es alle taten - doch er kam nicht dazu, weil ein einziges Gesicht plötzlich aus der Menge stach. Einer der Nomaden, gerade zwanzig Meter entfernt! Am Ende dieses Balkens, der von einer Seilwinde ins neunte Stockwerk gezogen wurde ...
    Es ist Hapt! Ich habe immer daran geglaubt, auch wenn ich ihn fast vergessen hatte.
    Wenn ich ihn töte, werden die Frauen mich verstoßen. Ich werde im Wald des Landes Zuun sterben. Aber ich weiß, daß ich keine Wahl habe.
    Wie in Trance bewegte sich Niisu vorwärts.
    Fast hörte er nicht mehr das Brausen, das am Himmel zu einem orkanartigen Geräusch anschwoll, das mit seiner Intensität selbst den Rhythmus der Trommeln übertönte. Hapt bemerkte ihn nicht. Der andere starrte hoch.
    Seine Kehle liegt bloß. Es ist schrecklich, daß er mich nicht sehen kann. Ich will, daß du mich siehst, Hapt. Du sollst wissen, daß du stirbst. Wenigstens eine Sekunde lang.
    Niisu zog das Messer aus dem Beutel.
    Bevor er zustechen konnte, lief ein Aufschrei durch das Lager. Etwas weckte ihn aus der Trance, vielleicht die Tatsache, daß selbst der Schlag der Trommeln stockte. Niisu schaute erschrocken auf, hatte jetzt aber keine Zeit mehr. Denn in diesem Moment brach allgemeine Panik los.
    Die Trepeccos stürmten planlos vorwärts, jeder in eine andere Richtung, Läufer mit ihren Frauen auf den Rücken. Niisu wurde umgestoßen. Hapt war plötzlich verschwunden, ohne daß er ihn verfolgen konnte.
    Als Niisu auf die Beine kam, schwebte vom Himmel ein sonderbares Ding. Der Anblick ließ in ihm sämtliche Dämme brechen. Er verlor völlig die Kontrolle über sein Denken, seine Handlungen. Kopflos stürmte er mit den anderen, im Kreis, um den Turm herum.
    Erst allmählich setzten sich die Stimmen der Frauen durch.
    Ihr Geschrei brachte endlich auch Niisu zur Vernunft. Denn diesem schimmernden, kreisrunden Etwas, das wie ein riesenhafter Vogel vom Himmel stieg, vermochten sie nicht zu entkommen. Vielleicht die ersten Boten aus dem Jenseits-Land, durchzuckte es ihn. Oder etwas völlig Fremdes, das zum Land Zuun gehörte, von dem aber nicht einmal die Frucht uns berichtet.
    Die Geräusche verstummten. Lautlos ging das Objekt mitten auf der Lichtung nieder.
    Und was nun folgte, versetzte ihm den womöglich größten Schock: In der glatten Unterseite des Dings gähnte plötzlich ein viereckiges Loch. Der Reihe nach kamen weiß- und grünhäutige Gestalten herausspaziert. Einige sahen aus wie Trepeccos, von der weißen Farbe abgesehen. Die anderen, die mit der grünen Hautfarbe und der unglaublich breiten Gestalt, verhielten sich, als gebe es im Urwald des Landes Zuun nicht das geringste zu fürchten. Doch damit hatten sie einen riesigen Fehler begangen.
    Niisu und die anderen' standen wie erstarrt. Sie blähten ihre Nasenflügel; keiner, der nicht den intensiven Geruch auffing, dem angesichts dieses unglaublichen Fehlers nicht Hitze durch den Schädel lief.
    Welch ein furchtbarer Gestank. Diese Fremden ... Sie rochen nach Beute der leichtesten Art. Es war so deutlich, daß der Geruch auch den Rand des Waldes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher