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1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens
Autoren: Unbekannt
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nächsten Tage lernte er die Gefahren des Landes Zuun aus eigener Anschauung kennen.
    Ohne die Hilfe der Frucht hätte er keine zehn Minuten überstanden. Die Lianen, die man so sorgfältig meiden mußte, stammten von Parasitenpflanzen auf den Rücken der Urwaldriesen. Die Büsche kämpften erbittert um jeden Fußbreit Boden. Es gab giftige Insekten und solche, deren bloße Anzahl sie schützte. Milliarden ... Manchmal war ein ganzer Busch so dicht bedeckt, daß man kaum noch seine Farbe sah. Aber ein solches Schauspiel dauerte nur Minuten. Spätestens dann fielen die größeren Insekten in Scharen ein: bis sich wiederum die Büsche nebenan die dicksten Brocken aus dem Schwärm fischten.
    Sieben Tage überstand er ohne Zwischenfall. An Cahlie, seine Sterngefährtin, dachte er kaum noch; er hatte genug zu tun, sich am Leben zu erhalten. An diesem Tag hörte er die klopfenden Geräusche. Es waren Trepecco-Trommeln, nicht mehr als eineinhalb Tagesmärsche entfernt.
     
    *
     
    Und es war auch der Tag, an dem er zum erstenmal einem Blaticc gegenüberstand. Was er sah, unterschied sich auf den ersten Blick nicht von einem normalen Laufbusch. Der Geruch jedoch war noch stärker als sein eigener. Niisu verhielt mitten im Schritt. Auf den zweiten Blick offenbarten sich die Einzelheiten: Der Blaticc war etwa so großgewachsen wie ein Trepecco-Nomade und kugelförmig. Dort, wo man durch normale Büsche hindurchsehen konnte, wölbte sich ein fester Leib. Von den Enden der Zweige sprossen gelbe, spitz zulaufende Blüten. Niisu wußte, daß ein Blaticc damit auf mehrere Meter Entfernung zielsicher schießen konnte. Dieses Gift respektierten sogar die Urwaldriesen.
    Der Busch bewegte sich.
    Das ist mein Revier.
    Es war, als habe der Blaticc in ihm einen Konkurrenten erkannt, als täusche der Duft der Hoollica ihn genauso wie den Rest des Waldes.
    Niisu wich einen kleinen Schritt zurück. Er tastete vorsichtig über den Boden, fand das halb vermoderte Bruchstück eines Astes und hob es auf. Ringsum kam das Leben zum Stillstand. Nicht einmal die Laufbüsche bewegten sich, und plötzlich war nirgendwo mehr eine einzige Liane zu sehen.
    Hat ein Blaticc Augen? Kann er mich sehen ?Oder riecht er mich ?Das muß er... Oder er ist imstande, meine Bewegungen über die Erschütterung des Bodens wahrzunehmen.
    Niisu schleuderte das Aststück von sich, mitten in eine Buschinsel, keine fünf Meter von dem Blaticc entfernt. Und plötzlich brach die Hölle los. Die Büsche zuckten zusammen, sie schnellten förmlich aus der Erde, verstellten sich dabei gegenseitig den Weg. Feine, gelbe Geschosse schwirrten durch die Luft, deren Gift für Tier- und Pflanzenwelt gleichermaßen wirksam war. Der Blaticc stürzte sich mitten ins Getümmel.
    Niisu nutzte die Gelegenheit.
    Mit leichten Schritten schlich er nach hinten, bis er die unmittelbare Kampfzone verlassen hatte. Er schlug einen weiten Bogen durchs Unterholz und setzte dann seinen Weg fort. Der Blaticc hatte sein Opfer längst gefunden. Kurze Zeit später kehrte hinter Niisu Ruhe ein.
    Aber nicht vor ihm: Wie ein pulsierender Klang durchschnitt das Trommeln den Urwald, gleichsam atmend, obwohl das Geräusch noch weit entfernt war. Gegen Abend fand Niisu eine leere Astgabel. Doch er schlief die ganze Nacht nicht, weil in seinem Innersten das Trommeln weiterging. Am Morgen darauf suchte er Nahrung und Wasser, so gut es ohne Werkzeug möglich war, und setzte seinen Weg mit großer Eile fort. Bis zum Mittag wanderte er. Das Geräusch wurde immer lauter - hinter jedem Urwaldriesen erwartete er den Turm auftauchen zu sehen, den die Trepeccos bauten, dessen Bau die Frucht befohlen hatte. Oder war es nur ein Instinkt, der die Trepeccos antrieb? Eine vererbte Verhaltensweise, über die man nicht reden mußte, der man einfach folgte?
    Niisu hatte keine Ahnung.
    Es interessierte ihn auch nicht.
    Denn durch das Blattwerk der Bäume und Büsche schimmerte ein seltsames Gerüst.
    Er durchbrach die letzte Vegetationslinie und fand sich auf einer steinigen Lichtung wieder, die zu allen Seiten von einem grünen Band umschlossen wurde. Etwa zweitausend Trepeccos waren in hektischer Aktivität begriffen; sie alle liefen durcheinander, umeinander, miteinander in alle möglichen Richtungen. Nur Kinder gab es nirgendwo. Über alles hatte sich betäubend schwer der Duft von Hoollica-Pflanzen gesenkt. Die Lichtung war nicht besonders groß, eher von der Fläche eines mittleren Hügels. Eine Art Hüttendorf erhob sich am
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