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1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens
Autoren: Unbekannt
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er dem Urwald rückte, um so mehr wuchs die Gefahr. Hätte er nur eine Frau getragen ...
    Ein zischendes Geräusch warnte ihn, noch bevor er die Gefahr erkannte. Mit einem Satz sprang er beiseite. Dort, wo der Nomade eben gestanden hatte, schlugen giftige Kapseln in den Boden.
    Es ist mein Geruch.
    Die Pflanzen wissen, daß ich hier bin. Ich rieche so sehr nach Beute, daß sie schon jetzt um mich kämpfen.
    Ein Busch am Waldrand hatte die Kapseln abgefeuert. Niisu merkte sich die, Form seiner Blätter, denn Büsche gab es viele. Nicht alles hatte die Frucht ihm verraten, solange er geschlafen hatte. Rings um den Standort des Angreifers entstanden wellenförmige Bewegungen im Unterholz. Armdicke Lianen schössen von irgendwoher heran; sie packten den Busch, rauften ihn samt Wurzeln aus dem Boden und durchwühlten sein Blattwerk. Bald hörte jede Bewegung auf. Der Waldrand lag so friedlich da, wie Niisu ihn vorgefunden hatte. Nur in die Lücke tastete sich unverzüglich eine Art dunkelgrünes Moos vor, ohne auf Widerstand zu stoßen. Eine andere Pflanze würde bald kommen und das Moos verdrängen. Bis dahin aber, so wußte er, hatte es längst Samen gebildet und in den Wind geschossen.
    Lange Zeit suchte Niisu nach einer geeigneten Stelle.
    Dahinten ... Mit einer Hand beschirmte er seine Augen gegen die tiefstehende Sonne.
    Mehr als zehn Meter ragte der Ast eines Urwaldriesen über den Waldrand hinaus. Niisu sprang so lange daran hoch, bis er den Ast zu fassen bekam. Er zog sich hoch und kletterte vorsichtig in Richtung Stamm. Zehn Meter, zwanzig. Stickige Luft umfing ihn plötzlich, zusammen mit einer Luftfeuchtigkeit, die an dauernden Nieselregen erinnerte.
    Durch das dichte Blattwerk konnte er nicht weiter als ein paar Zentimeter sehen. Unter diesen Umständen war Überleben Glückssache. Doch dank der Frucht wußte er, daß seine Chancen so am besten waren. Das Blattwerk schirmte ihn gegen die Attacken der Bodenbüsche ab. Wenn es Lianen gab, so mußten sie erst die dicken Äste brechen; und das war nicht die Sorte Angriff, die sich ein Urwaldriese gefallen ließ.
    Eine halbe Stunde später erreichte Niisu den Stamm. Die pilzbewachsene Borke war rauh und trocken. Und da oben, nur ein paar Meter höher, wuchs eine unscheinbare rote Blüte. Hierher drang kaum Sonnenlicht. Aber dieses wenige reichte schon für eine Existenz im Schattenreich.
    Es war eine reife Hoollica. Von den Blüten ging ein betäubender Duft aus. Wenn Niisu genau hinsah, fiel ihm auf, daß rings um die Pflanze sich kein einziges Insekt blicken ließ. Dort gab es keinen Pilzbewuchs, und sogar die Blätter bogen sich von der Hoollica fort, so weit sie konnten.
    Kleine Betrügerin.
    Aber du bist das Beste, was mir passieren kann.
    Niisu kletterte die paar Meter an der Rinde hoch, so schnell er dazu imstande war. Und bevor ihm etwas zustieß, erreichte er den Ast, auf dem die Blume wuchs.
    Behutsam prüfte er das Holz; der Ast würde sicher halten. Niisu kroch nach vorn. Er streckte einen Arm' aus, faßte die Hoollica und zupfte sie mit einem festen Ruck aus ihrem Wurzelplatz in der Rinde. Der Duft nahm ihm fast den Atem. Dennoch brach er die Blüten auf, ohne Zeit zu verlieren. Jede Sekunde konnte von irgendwoher eine der Lianen kommen - und er hätte keine Chance, sich gegen sie zur Wehr zu setzen.
    Klebriger Saft lief aus den Blüten. Niisu schmierte damit seinen ganzen Körper ein, .von den Füßen bis zum Kopf. Nun ging von ihm der Geruch einer Blaticc-Pflanze aus, der giftigsten Kreation, die das Land Zuun hervorgebracht hatte. Das war der Grund, weshalb man die Hoollica eine Betrügerin nannte: Sie tarnte sich mit Blaticc-Duft.
    Im Urwald war er ebenso schwach wie sie. Eine verletzliche Pflanze, deren Glieder leicht zu brechen waren ... Er hatte Tarnung nötig.
    Als Niisu vom Baum kletterte, wichen ihm die Äste aus. Es war verrückt, aber genauso war es. Die Blätter der Büsche bogen sich beiseite, und die Insekten schwirrten in großem Bogen um ihn herum. Anhand der spärlichen Sonnenstrahlung orientierte sich Niisu. Er schlug den Weg direkt ins Zentrum des Landes ein.
    Nach einer halben Stunde war er durchnäßt, nach einer weiteren war er mit den Kräften am Ende. Sich durchs Unterholz zu wühlen, war keine leichte Sache. Dennoch hielt er durch, bis die Dunkelheit hereinbrach. Am nächsten Morgen fand er Wasser in weit ausladenden Blütenkelchen, und Beeren, die man essen konnte. Ringsum tobte der Kampf ums Überleben. Während der
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