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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch
Autoren: A.F.Morland
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antwortete Robert Dalton stockend. Er nahm wieder einen tiefen Zug von der Zigarette. »Als Jim mit dem Drink auf die Terrasse kam, war Melissa ohnmächtig, und die Frau machte sich aus dem Staub. Sie trug ein rotes Kleid. Jim fand einen Fetzen davon, er hing an einem Dorn. Als er mir das Stoffstück zeigen wollte, war es verschwunden, löste sich in seiner Tasche auf.«
    »Woher nehmen Sie diese Gewißheit, Robert?«
    »Lassen Sie mich weitererzählen«, bat Dalton. »Als Melissa zu sich kam, konnte sie sich an keine Begegnung erinnern, aber von da an plagten sie furchtbare Träume. Sie sah ein blutrotes Kleid, das sie umbringen wollte, erkannte nach und nach, wer dieses Kleid trug: eine bildschöne schwarzhaarige Frau.«
    Dalton beschrieb sie so genau, daß ich danach hätte ein Bild zeichnen können. Er sprach so über diese Frau, als wäre sie auch ihm im Traum erschienen. Ich sagte ihm das.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Tony, mir ist sie wirklich begegnet. Das ist lange her, aber ich habe sie nicht vergessen. Ich war noch nicht verheiratet, als ich sie kennenlernte. Ihre Schönheit blendete mich. Mühelos zog sie mich in ihren Bann, und ich begriff lange Zeit nicht, daß diese Frau nicht gut für mich war. Sie war ein Parasit, sie beherrschte mich, ich war ihr hörig. Niemand durfte schlecht über sie sprechen, sonst brach ich mit ihm. Aber so nach und nach kam ich darauf, daß es meine Freunde ehrlich meinten. Diese Frau war durch und durch schlecht. Ein Teufelsweib war sie. Eine Hexe, die mich langsam, aber sicher zerstören wollte. Als mir das klar wurde, riß ich mich von ihr los. Das war nicht einfach, denn sie hatte große Macht über mich. Sie wollte nicht von mir lassen, aber ich schaffte es, mich aus ihrer tödlichen Umklammerung zu befreien. Das machte sie so wütend, daß sie mir grausame Rache schwor. Und nun löst sie diesen Schwur ein – nach so langer Zeit.«
    Ich kann nicht behaupten, daß mir Daltons Geschichte gefiel. Hexen können verdammt nachtragend sein, und sie nehmen sich oft sehr viel Zeit für ihre Rache.
    Mit einer Abfuhr verärgert man Teufelsbräute ganz besonders, denn sie halten sich mit ihrer Zaubermacht für unwiderstehlich. Da aber 20 Jahre lang nichts passierte, hatte Dalton die Drohung für leeres Gerede gehalten. Doch Hexen vergessen nie!
    Gleich nach der gefährlichen Begegnung mit dieser unheimlichen Frau konnte sich Melissa Dalton nicht an sie erinnern. Nach und nach brachte sich die Hexe aber mit quälenden Alpträumen in Erinnerung.
    Heute wußte Melissa sogar wieder den Namen des Teufelsweibes: Abby Vymax. Sie hätte ihrem Vater den Namen nicht zu nennen brauchen; er hatte ihn nie vergessen.
    »Ich liebe Melissa über alles, Tony«, sagte Robert Dalton ernst. Er nahm einen letzten Zug von der Zigarette und drückte sie dann in den Aschenbecher. »Es schmerzt mich, zu sehen, wie sie von Abby Vymax gequält wird. Ich möchte ihr helfen, kann es aber nicht. Wenn es möglich wäre, würde ich diese schrecklichen Träume auf mich nehmen. Abby weiß genau, welcher Stachel am meisten wehtut. Sie ist ein furchtbar grausames Weib. Liebend gern würde ich ihr den Hals umdrehen. Wenn ich wüßte, wo sie steckt, würde ich zu ihr gehen…«
    »Das würde nichts nützen«, sagte ich. »Damit würden Sie sich nur in Gefahr bringen, Robert.«
    Er seufzte. »Ich weiß ohnedies nicht, wo sie zu finden ist.«
    Kummervoll schaute er mich an. »Tony, sie zwang meine Tochter, etwas zu trinken. Das geschah bestimmt nicht, um Melissa Gutes zu tun.«
    »Glauben Sie, daß Abby Vymax Ihre Tochter vergiftet hat?«
    Dalton nickte heftig. »Ja, das befürchte ich. Es ist bestimmt kein Gift, an dem Melissa sterben wird – sonst würde sie wahrscheinlich schon nicht mehr leben. Abby nannte es einen Zaubertrank. Er wird Melissa wahrscheinlich verändern. Abby Vymax sprach von einem Fluch, der sich an Melissas 21. Geburtstag erfüllen wird. Sie können sich vorstellen, daß ich mir große Sorgen mache, denn der Geburtstag meiner Tochter steht kurz bevor.«
    »Sie möchten, daß ich verhindere, daß sich dieser Fluch erfüllt.«
    »Wenn Sie es nicht schaffen, ist Melissa verloren, Tony. Sollten Sie bis zu Melissas Geburtstag keinen Erfolg mit Ihren Bemühungen haben, müssen Sie unbedingt an der Feier teilnehmen. Das ist möglicherweise die letzte Chance, meine Tochter zu retten.«
    Selten hatte ich einen Mann so unglücklich gesehen. Dieses verfluchte Teufelsweib wußte wirklich, wie sie
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