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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch
Autoren: A.F.Morland
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hatte einen bösen Traum«, sagte Melissa heiser.
    Dalton verlangte, daß sie ihn erzählte. Ein roter Mörderstoff!
    »Vielleicht solltest du mal einen Psychiater aufsuchen und den Traum deuten lassen, Kleines«, meinte Dalton.
    »Wegen dieses einen Traums? Ich bin nicht verrückt, Dad.«
    »Ein Psychiater ist ein Doktor für die Seele, mein Kind«, erklärte Dalton. »Manchmal braucht auch sie ärztliche Hilfe.«
    »Wegen eines einzigen Alptraums gehe ich nicht gleich zum Doktor«, erwiderte Melissa.
    »Auf jeden Fall ist so ein Besuch nichts, wofür man sich zu schämen braucht«, sagte Dalton. »Ich möchte nur, daß du das weißt.«
    Es blieb nicht bei diesem einen Alptraum. Immer wieder suchten böse Träume das Mädchen heim. Sie sprach vorläufig nicht darüber, weil sie ihr Vater gleich wieder zum Psychiater geschickt hätte.
    Die Träume quälten sie, zehrten an ihrer Substanz, höhlten sie aus wie ein schleichendes Gift. Stundenlang lag sie wach im Bett. Sie hielt sich absichtlich wach, weil sie Angst vor dem Schlaf hatte, denn er konnte ihr wieder so einen schrecklichen Traum bescheren.
    Schweißnaß wälzte sie sich im Bett hin und her. Sie keuchte vor Todesangst und sah etwas Entsetzliches, das sie nicht begreifen konnte, auf sich zukommen.
    Hohlwangig und bleich wurde sie – und schließlich landete sie doch auf der Couch des Psychiaters.
    Sie erzählte ihm alles, und er stand vor einem Rätsel; allerdings gab er das nichts zu. Niemand stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus.
    Er begann eine Behandlung, die alles noch viel schlimmer zu machen schien. Immer grauenvoller wurden die Alpträume.
    Der Schrecken wartete mit immer neuen Facetten auf.
    Als Melissa zum erstenmal das schöne, von pechschwarzem Haar umrahmte Gesicht der Frau sah, die das blutrote Kleid trug, war ein halbes Jahr vergangen.
    Melissa hatte sich verändert. Es war schwierig, mit ihr auszukommen. Jim gab sich redlich Mühe. Er versuchte Verständnis für ihre »Krankheit« aufzubringen, aber es war nicht leicht.
    Melissa zog sich in ein unsichtbares Schneckenhaus zurück, war am liebsten allein. Um in der Nacht nicht schlafen zu müssen, schlief sie am Tag, aber das schaffte sie nicht immer.
    Und schlief sie nachts, konnte sie ziemlich sicher damit rechnen, von einem weiteren Alptraum gequält zu werden.
    Sie bildete sich ein, an einer Krankheit zu leiden, die noch kein Mensch gehabt hatte. Deshalb konnte ihr auch niemand helfen. Ich werde sterben, sagte sie sich traurig. Diese Frau erwartet mich. Wenn es soweit ist, wird sie meine Hand ergreifen und mich fortführen. Sie muß eine Todesbotin sein.
    Eine Begleiterin für den Weg ins Jenseits.
    Irgendwann erzählte Melissa nicht mehr dem Psychiater, sondern ihrem Vater von den Schreckensträumen. Er hörte ihr gespannt zu und bat sie, die unheimliche Frau zu beschreiben.
    Als Melissa das tat, so gut sie konnte, wurde sein Gesicht kalkweiß. »Oh, mein Gott!« stöhnte er.
    »Kennst du diese Frau etwa, Dad?« fragte Melissa überrascht. »Wie ist das möglich? Sie existiert doch nur in meinen Träumen.«
    Er legte seine Arme um sie und drückte sie fest an sich.
    »Leider nicht, Melissa. Es gibt diese Frau wirklich.«
    »Wer ist sie? Wo lebt sie? Was will sie von mir?«
    »Sie ist eine schlechte, abgrundtiefe Person, mein Herz«, sagte Robert Dalton mit belegter Stimme.
    »Woher kennst du sie?«
    »Das ist lange her. Ich hatte sie schon vergessen, doch nun bringt sie sich auf diese gemeine Weise wieder in Erinnerung.«
    »Sie haßt mich.«
    »Ja, sie haßt dich, weil sie mich haßt und weil du meine Tochter bist«, sagte Dalton.
    »Ja, aber warum haßt sie dich?« wollte Melissa wissen.
    Robert Dalton zündete sich eine Zigarette an. Er war sehr nervös, seine Hände zitterten. Tief pumpte er den Rauch in seine Lungen, um sich zu beruhigen.
    ***
    Wir befanden uns im Krankenhaus, aber wir hatten hier keinen Freund abgeliefert, sondern einen Todfeind. Jedenfalls war das Frank Esslin bis vor kurzem noch gewesen.
    Es war lange her, als wir einander zum erstenmal begegneten und Freunde wurden, er, der WHO-Arzt, der für die Weltgesundheitsorganisation tätig gewesen war, und ich, der Dämonenjäger.
    Franks Spezialgebiet war die Tropenmedizin gewesen. Er war ein weitgereister Mann und aufrechter Freund, mit dem ich so manches Abenteuer bestritten hatte…, bis ihn Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, zum Söldner der Hölle machte.
    Damals verloren wir Frank Esslin. Er stand nicht
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