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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch
Autoren: A.F.Morland
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schwarzgelockte Frau mit den dunklen Augen. Melissa kannte sie nicht. War sie mit einem der Gäste gekommen? Die Fremde reichte ihr einen Silberkelch.
    »Durstig?« fragte sie. Ihre Stimme war klangvoll und dunkel.
    »Ich habe etwas zu wild getanzt«, antwortete Melissa lächelnd.
    »Ich weiß. Ich habe es gesehen.«
    Hat sie mich beobachtet? fragte sich Melissa unwillkürlich.
    Ruhte ihr feindseliger Blick auf mir?
    Eine hypnotische Kraft ging von den dunklen Augen der Unbekannten aus, und Melissa vermeinte Grausamkeit und abgrundtiefen Haß zu sehen.
    Was befand sich in dem silbernen Kelch? Die Frau forderte Melissa auf zu trinken, und es war wie ein innerer Zwang. Sie mußte gehorchen.
    Dick und klebrig war die Flüssigkeit, die in Melissas Kehle rann. Sie wußte nicht, was es war. Es ekelte sie davor.
    »Trink weiter!« verlangte die Unbekannte.
    »Was ist das?« wollte Melissa wissen.
    Die schöne Fremde lächelte hintergründig.
    »Ein Zaubertrank. Er wird dich stark machen. Du wirst die Nacht durchtanzen, ohne müde zu werden. Trink alles aus!«
    »Wer sind Sie?«
    »Abby Vymax.«
    »Diesen Namen habe ich noch nie gehört«, sagte Melissa.
    »Mit wem sind Sie gekommen?«
    »Mit niemandem. Ich bin allein hier, um mich den Gratulanten anzuschließen. Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag, Melissa.«
    »Danke, aber… woher kennen Sie mich? Sind wir uns schon irgendwo begegnet?«
    »Nein, wir sind uns noch nie begegnet. Trink doch!«
    »Sie haben etwas an sich… Ich meine, Sie sind wunderschön, aber da ist ein Ausdruck in Ihren Augen, der mir Angst macht. Wieso? Haben Sie irgend etwas gegen mich?«
    »Eine ganze Menge!« sagte Abby Vymax plötzlich so hart, daß Melissa wie unter einem Peitschenschlag zusammenzuckte.
    »Aber… warum denn? Wenn wir uns heute zum erstenmal sehen, kann ich nichts getan haben, was Sie gegen mich einnimmt.«
    »Du bist Robert Daltons Tochter!« sagte Abby Vymax anklagend. »Das genügt mir, dich zu hassen!«
    Sie kniff die Augen zusammen und zwang Melissa allein mit ihrem Blick, den Silberkelch zu leeren – und der Trank tat seine Wirkung. Er benebelte Melissas Geist, obwohl kein Tropfen Alkohol beigemengt war.
    Die Kehle wurde Melissa eng, sie rang nach Atem und riß die Augen erschrocken auf. Sie schwankte wie ein Halm im Wind, und der Silberkelch entglitt ihrer Hand.
    Ein zufriedenes Lächeln zuckte um die vollen dunkelroten Lippen der Frau, als sie den Kelch aufhob. »Ich habe lange gewartet«, sagte sie leise. »Nun ist es soweit.«
    Melissa konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Abby Vymax verschwamm vor ihren Augen, wurde mehr und mehr zu einem riesigen roten Fleck.
    Zu einem Blutfleck!
    »Ich verfluche dich, Melissa Dalton!« spie Abby Vymax dem benommenen Mädchen ins Gesicht. »In einem Jahr, an deinem 21. Geburtstag, soll sich dieser Fluch erfüllen! Nacktes Grauen wirst du dann verbreiten!«
    ***
    Orangenjuice, ganz wenig Campari – nur wegen der schönen Färbung – und viel Soda befanden sich in dem großen Long-Drink-Glas, das für Melissa bestimmt war.
    Jim hatte diesen speziellen Durstlöscher selbst gemixt, und nun begab er sich damit auf die Terrasse. Es raschelte in den nahen Büschen.
    Jemand entfernte sich! Melissa? Wollte sie sich verstecken?
    Sollte er sie suchen? Er war bereit, dieses Spiel mitzumachen, denn der Finderlohn, ein Kuß, würde ihm großartig schmecken.
    Er liebte Melissa sehr, obwohl er sie erst so kurz kannte. Sie war ein Mädchen, das mit einem Freund durch dick und dünn ging – ein echter »Kumpel«.
    Lächelnd stellte er das Glas auf die Steinbrüstung, die einen Teil der Terrasse einfriedete. Als er den Geräuschen folgen wollte, entdeckte er Melissa, und Eiseskälte umschloß jäh sein Herz, denn das Mädchen lag auf dem Boden.
    »Melissa!« stieß er entsetzt hervor. »Um Himmels willen!«
    Schuldbewußt rannte er zu ihr. Hatte er ihr zuviel zugemutet? Er hatte eine hervorragende Kondition. Melissa betrieb zwar auch ein bißchen Sport, wie er wußte, aber eben nur »zum Hausgebrauch«. Ich habe sie überfordert! warf sich Jim Harvey vor.
    Aber dann fiel ihm ein, daß sich jemand rasch durch die Büsche gekämpft hatte. Er beugte sich besorgt über Melissa, die sich nicht regte.
    Er war ratlos. »He! Sie!« schrie er wütend. »Kommen Sie zurück!« Dann richtete er sich auf. »Na warte, Kerl, dich kaufe ich mir!« Er warf sich in die Büsche.
    Sie nahmen ihn elastisch auf und ließen ihn durchgleiten. Er wühlte sich
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