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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch
Autoren: A.F.Morland
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ihm den größten Schmerz zufügen konnte.
    »Tony«, brummte Dalton grimmig, »ich weiß, daß Tucker Peckinpah Sie auf Dauer engagiert hat, aber wenn Sie uns helfen, wenn Sie Abby Vymax unschädlich machen, werde ich mich mit einem sehr großzügigen Erfolgshonorar erkenntlich zeigen.«
    Der wirtschaftliche Aspekt spielte in meinem beruflichen Leben glücklicherweise keine Rolle. Diesbezüglich hielt mir Tucker Peckinpah den Rücken frei.
    Ich brauchte keine Fälle zu übernehmen, bloß um Geld zu verdienen, sondern konnte mich den Aufgaben widmen, die wichtig waren, ob ihre Erledigung Geld einbrachte oder nicht.
    »Wir reden darüber, wenn ich meinen Job getan habe, okay?« gab ich zurück. »Im Moment ist es dafür noch zu früh. Und nun denken Sie mal scharf nach, Robert. Wo würden Sie zuerst nach Abby Vymax suchen?«
    Überfragt zuckte Dalton mit den Schultern.
    »Wo wohnte sie damals?« wollte ich wissen.
    »Weder in einem Haus noch in einer Wohnung.«
    »Sondern?«
    »In einem ausrangierten Stockautobus«, antwortete Dalton, »am Ufer der Themse, flußaufwärts – etwas außerhalb der Stadt.«
    »Ob sie da wieder eingezogen ist?«
    »Kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, ob der Bus noch dort draußen steht.«
    »Ich kann ja mal nachsehen«, sagte ich.
    ***
    Agassmea, der entthronten Katzenkönigin, ging es schlecht.
    Sie, die Sieggewohnte, die vom Erfolg verwöhnt worden war, sah jetzt erbarmungswürdig aus.
    Höllenfaust hatte sich eine grausame Strafe für sie ausgedacht. Seine Satansfalken waren über sie hergefallen und hatten ihr das Augenlicht geraubt.
    Sie konnte keine Gefahr mehr sehen, um sich rechtzeitig darauf einzustellen. Sie wußte nicht, wo sie sich befand, wie es um sie herum aussah.
    Hatte sie sich weit von ihrem Palast entfernt, oder war sie bisher nur im Kreis gelaufen? Agassmea fehlte jegliche Orientierungsmöglichkeit.
    Durfte sie es wagen, in ihren Palast zurückzukehren?
    Niemand würde sie mehr als Herrin anerkennen, nicht einmal jene, die ihr bisher treu ergeben waren. Nur dem Starken wurde Respekt gezollt, nur ihm brachte man Gehorsam entgegen. Der Schwache wurde verachtet und vertrieben – sehr oft sogar getötet.
    Und Agassmea war nicht nur schwach, sondern sogar hilflos. Wie sollte sie sich in dieser feindseligen Welt schützen? Sie konnte sich nicht einfach irgendwo verkriechen und nicht mehr zum Vorschein kommen, denn wenn sie am Leben bleiben wollte, mußte sie Nahrung zu sich nehmen.
    Aber wie sollte sie eine Beute aufspüren und reißen? Jedes Tier konnte rechtzeitig fliehen. Sie hatte keine Möglichkeit, ihm zu folgen.
    Hunger quälte die Tigerfrau. Sie war in einen grausamen Teufelskreis geraten. Der Hunger schwächte sie, und die Schwäche verhinderte, daß sie an Nahrung kam.
    Wenn ihr der Zufall nicht bald ein krankes Tier bescherte, würde sie zusammenbrechen. Erschöpft streckte sich die Tigerin auf dem Boden aus.
    Der Katzenthron war frei. Wer würde ihn für sich beanspruchen? Würden Machtkämpfe entflammen? Vermutlich würde die Löwin Shemtora die Herrschaft über alle Raubkatzen an sich reißen.
    Sie war schnell und schlau, wußte jeden Vorteil zu nützen, hatte ihre Anhänger. Sie hatte Agassmea stets widerwillig gedient und sich von ihr tunlichst ferngehalten.
    Zu stolz war sie gewesen, um Befehle entgegenzunehmen.
    Nun konnte sie sich mit einem Blitzstreich über alle Raubkatzen schwingen.
    Einer der ersten Befehle nach Shemtoras Machtübernahme würde lauten: »Bringt mir Agassmea!«
    Und alle Raubkatzen würden Agassmea suchen, um sie vor jenen Thron zu schleppen, der ihr nicht mehr gehörte, und Shemtora würde über ihre Vorgängerin zu Gericht sitzen.
    Das ganze würde eine Farce sein, denn das Urteil würde von vornherein feststehen: Tod durch Shemtoras Pranken!
    ***
    Rechts befand sich die große Mulde einer Mülldeponie, über der Vögel kreisten, links das Knie der Themse, und vor mir hatte ich ein verwahrlostes Grundstück mit einem
    »Rostgebirge«, dem Stockautobus, von dem mir Robert Dalton erzählt hatte.
    Papierfetzen flogen von der Deponie hoch wie aufgescheuchte Krähen und segelten weit über das Land. Unter einem heftigen Windstoß duckte sich das hüfthohe Gras.
    Der rote Bus hatte dreckstarrende Fenster. Abby Vymax schien vor langer Zeit von hier weggegangen zu sein.
    Vermutlich hatte es wenig Sinn, den Autobus zu betreten, aber nun war ich schon mal hier, also wollte ich auch so gründlich wie möglich sein und mir ansehen, wie
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