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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem
Autoren: Jason Dark
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in die Augen, weil Bill sie abgelenkt hatte. Dann war der Reporter bei ihr. Den letzten Schritt legte er auf schneefreiem Boden zurück, da konnte er sich mit dem linken Bein abstemmen und mit dem rechten ausholen.
    Der Tritt war gezielt und gewaltig. Bill erwischte den Kopf der lebenden Leiche und schleuderte die Gestalt von Sheila weg. Sie landete ein Stück weiter auf dem Pflaster und ein seltsames Geräusch löste sich aus ihrem Mund.
    Darum kümmerte sich Bill nicht. Er wollte nach Sheila schauen, und er brauchte keinen zweiten Blick, um zu erkennen, dass sie noch am Leben war. Ihre Augen bewegten sich zuckend, die Lippen bebten, das Gesicht zeigte kleinere Wunden, die von den Fingernägeln des weiblichen Zombies stammten.
    »Alles klar, Schatz…«
    »Bill…?«
    »Bleib ruhig liegen. Ich bin da und…«
    »Aber dieser Zombie - du musst ihn vernichten.«
    »Keine Sorge. Das tue ich gleich.« Bill hörte hinter sich Geräusche, die ihn alarmierten. Er durfte keine Sekunde mehr verlieren. Deshalb schnellte er hoch und fuhr herum.
    Greta Müller war schon da. Bill sah sie dicht vor sich, und sie hatte sich bewaffnet. Mit beiden Händen hielt sie einen Schneeschieber fest, dessen Metallkante einen Menschen zerhacken konnte, wenn man es darauf anlegte.
    Sie rannte auf ihn zu.
    Bill wich aus.
    Der Schneeschieber verfehlte ihn, und seine Gegnerin drehte sich um, Um einen neuen Angriff zu starten. Dazu ließ der Reporter sie nicht mehr kommen. Auch wenn sie eine lebende Leiche war, sie musste den Gesetzen der Schwerkraft folgen, und Bill fegte ihr mit einem wuchtigen Tritt die Beine weg.
    Greta Müller fiel auf den Rücken. Es gab einen dumpfen Ton, als sie mit dem Kopf aufprallte.
    Sofort war Bill bei ihr. Er entriss ihr den Schneeschieber. Aus den Augenwinkeln hatte er gesehen, dass der andere weibliche Zombie Vernichtet worden war. Beim zweiten Blick sah er sogar, dass es keine Verbindung mehr zwischen Kopf und Körper gab.
    Bill wusste, was er zu tun hatte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er blieb stehen, umfasste den Griff des Schneeschiebers mit beiden Händen, hielt den Kopf gesenkt und nahm genau Maß.
    Greta Müller schien zu spüren, was man mit ihr vorhatte. Sie hob die Arme zur Abwehr, was eigentlich jämmerlich war, denn Bill klatschte sie mit dem Schieber weg.
    Er ließ ihr keine Zeit, sich zu erholen. Bill visierte die Kehle an und musste einfach etwas loswerden, bevor er den Schneeschieber nach unten rammte.
    »Stirb endlich, verdammtes Höllenwesen!«
    Dann stieß er zu.
    Bill war abgebrüht genug, hinzuschauen. Er hielt die Augen offen, spürte den Widerstand und hörte leise Geräusche, die ihm einen Schauer über den Rücken trieben.
    Er hob den Schneeschieber wieder an und sah, was er angerichtet hatte. Greta Müller würde sich nie mehr erheben. Durch seinen Treffer hatte er ihr den Kopf tatsächlich vom Körper getrennt: Bill schwankte zur Seite und hörte einen schluchzenden Laut. Erst jetzt dachte er wieder an seine Frau. Er drehte sich um und sah, dass sie nicht mehr auf dem Boden lag. Sie hatte sich erhoben und war zu dem Holzstapel gegangen, an dem sie lehnte und die Hände vor ihr Gesicht gepresst hielt. Bill ging zu ihr. Seine Knie zitterten. Erst als Sheila seine Stimme hörte, fielen ihre Arme nach unten. Er sah ihr an, wie schlecht es ihr ging, und er nahm sie in die Arme und gab ihr so Trost und einen Halt.
    »Wir haben es geschafft, Sheila, wir beide. Wir leben noch, und wir werden weiterleben.«
    »Ja«, sagte sie. »Es war grauenhaft. Ich kann das nicht anders sagen…« Sie schaffte es nicht, weiterzusprechen. Der plötzliche Tränendruck sorgte dafür, dass ihre Stimme versagte.
    ***
    Harry Stahl war jetzt auf sich allein gestellt, und er musste sich etwas einfallen lassen.
    Zunächst einmal ging er um die Marmorstatue herum wie jemand, der nach einer Schwachstelle suchte. Sein Gesicht war angespannt. Die Waffe hielt er so, dass sie auf den glänzenden Körper zielte, doch er entdeckte keinen Punkt, an dem er ansetzen konnte.
    Sein Atem hatte sich wieder beruhigt. Auch das Zittern war weniger geworden. Nach der dritten Umdrehung wusste er, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab, als die, an die er zuerst gedacht hatte und dabei würde es auch bleiben. Vor dem weiblichen Golem blieb er stehen. Er versuchte sich daran zu erinnern, was Hawelka über sein Werk gesagt hatte. Es lebte nicht, aber es war auch nicht richtig tot, denn irgendwie gab es zwischen den beiden
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