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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem
Autoren: Jason Dark
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werden, bevor sie andere Menschen angriffen.
    Die Schwarzhaarige ging auf dem direkten Weg auf Sheila zu, die noch einen Blick auf die breite Schippe warf, die an ihrer unteren Kante hell schimmerte und auch recht scharf geschliffen war.
    Gar nicht schlecht…
    Sheila überlegte, wie sie sich verhalten sollte. Noch hatte sie Zeit. Die Untote bewegte sich recht langsam.
    Sheila konnte nicht so lange warten, bis die Untote heran war. Nach einem schnellen Seitenblick stellte sie fest, dass ihre zweite Gegnerin nichts tat. Sie stand wie ein Denkmal und überließ ihrer Artgenossin den ersten Angriff.
    »Von wegen!«, flüsterte Sheila und lief los. Sie musste keine Angst haben, auf dem Untergrund auszurutschen, denn hier gab es nur die blanke Erde. Der weibliche Zombie blieb stehen. Er sah, was kommen würde. Komischerweise breitete er sogar die Arme aus und bot seinen gesamten Körper als Ziel dar. Besser konnte es für Sheila nicht laufen. Keine Gegenwehr, das war perfekt für sie. Sie schrie nicht mal auf, als sie den Schneeschieber mit seiner breiten glänzenden Stahlkante gegen den Körper der lebenden Leiche rammte.
    Der Angriff wurde gestoppt. Die Gestalt kippte zurück, und dabei sah Sheila, dass das Metall mit seiner scharfen Kante in der gesamten Breite in den seelenlosen Körper eingedrungen war.
    Vor ihr lag der Zombie auf dem Rücken. Der Mund stand weit auf. Es wehte kein Laut aus ihm hervor, und Sheila sah einen dicken Klumpen, eine Zunge, über der Unterlippe hängen.
    Sie hob den Schneeschieber an.
    Auch das registrierte die Gestalt, ohne dass sie sich rührte. Aber sie wollte auch nicht auf dem Rücken liegen bleiben. Durch ihren Oberkörper ging ein Ruck, und mit einer starren Bewegung versuchte sie sich aufzusetzen.
    Sheila wusste, dass sie es dazu nicht kommen lassen durfte. Wieder stieß sie zu, und diesmal wurde ihr Angriff von einem Keuchen begleitet.
    Die Metallkante erwischte die obere Kopfhälfte. Sie rasierte darüber hinweg, als sollte die Unperson skalpiert werden. Der Zombie fiel wieder zurück. Kein Blut quoll aus den Haaren, und plötzlich wusste Sheila genau, was sie zu tun hatte. Sie erschrak darüber selbst, aber es gab keine andere Alternative. Sie schloss die Augen, als sie den Schneeschieber wuchtig nach unten stieß. Sie hatte zuvor genau gezielt, nur wollte sie es nicht genau sehen.
    Es gab einigen Widerstand, sodass sie noch mal zudrücken musste, und auch ein drittes Mal. Erst dann öffnete sie die Augen, die sich weiteten, denn was sie sah, schockte sie, obwohl sie es so gewollt und den Angriff entsprechend angesetzt hatte. Der Kopf war noch da. Das sah sie sofort. Aber er hatte seine Verbindung zum Körper verloren, denn es war Sheila gelungen, ihn durch die Stöße abzutrennen. Es floss kein Blut. Nur ein stinkender Sirup quoll aus der Schnittstelle. Das Gesicht hatte keinen anderen Ausdruck angenommen, und Sheila war sich sicher, dass sich diese schreckliche Gestalt nie mehr erheben würde.
    Dennoch konnte sie sich nicht freuen. Es war kein Spaß, was sie da getan hatte. Das verkraftete auch sie nicht so leicht, und für einen Moment ergriff sie sogar ein Schwindel. Aber sie wusste auch, dass sie vor dieser Gestalt keine Angst mehr haben musste. Das hatte sie hinter sich.
    Plötzlich hörte sie das Knirschen. Der Laut drang von dort an ihre Ohren, an dem der Schnee lag. Sheila dachte an den zweiten Zombie und drehte sich nach links. Plötzlich schien die Zeit in einem verlangsamten Tempo zu vergehen. Sie sah etwas Dunkles, das von der Schneefläche her auf sie zuflog und von dieser starren Gestalt geworfen worden war, die es ungesehen geschafft hatte, einen Holzkloben anzuheben und ihn zielsicher zu werfen.
    Sheila wollte sich ducken. Das schaffte sie nicht ganz. Etwas fuhr wie eine, heiße Messerklinge über ihre Kopfhaut hinweg. Es war kein Volltreffer, der sie erwischte. Sie wurde von dem Holzstück nur gestreift, aber auch das hatte Folgen. Vor ihr schien sich die Welt in einem schaukelnden Wirbel zu verwandeln. Sheila wollte nicht auf die Knie, doch die Folgen des Treffers zwangen sie dazu. So sackte sie auf die kalte Erde, fiel aber nicht auf den Bauch, denn sie schaffte es, sich abzustützen, sodass sie in der Hocke blieb.
    Sie sah nichts mehr, abgesehen von den bunten Kreisen oder blitzenden Sternen vor ihren Augen. Ihre Kopfhaut fühlte sich an wie angesengt. Ihr verschwommener Blick war nach unten gerichtet.
    So sah sie nichts, aber sie hörte etwas: Das Knirschen
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