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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem
Autoren: Jason Dark
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Werk?«
    Bill hatte den Mann von sich und Harry abgelenkt, und Hawelka gab seine Ansicht kund. Allerdings zierte er sich ein wenig. Er drückte seine Hände gegeneinander, verzog den Mund und verdrehte die Augen, als wäre es ihm peinlich, eine Antwort zu geben. Das konnte alles auch nur Schau sein.
    »Ich finde es elementar…«
    »Ach? Und was heißt das?«
    Hawelka blickte Bill fast böse an. »Sie ist für mich perfekt. Einfach genial.«
    »Ihr Traum?«
    »Ja. Zwei in einem. Eine Statue, ein Mensch, eine perfekte Symbiose. Und beide leben.«
    Die beiden Zuhörer waren schon überrascht. Diesmal ergriff Harry das Wort. »Wer lebt, der kann sich auch bewegen. Aber das hier ist eine steinerne Statue.«
    »Nein!« Hawelka kreischte plötzlich los. »Das ist nicht einfach nur eine Statue. Das ist ein wahres Meisterwerk für mich. Es lebt, auch wenn es starr ist. Ich habe den ersten weiblichen Golem erschaffen. Ich bin der Nachfolger des Rabbi Low. Auch er stammte aus Prag, so wie ich. Wir sind die Meister.«
    »Deshalb glauben Sie, dass die Figur lebt?«
    »Ja, so ist es. Wenn man genau hinschaut, sieht man das Leben in den Augen. Es ist eine dunkle Kraft, die es auf dieser Welt normalerweise nicht gibt. Ich habe sie aus einer anderen Sphäre geholt. Ich bin der Mensch, der den Kontakt zu dem wahren Herrscher der Welt geschaffen hat, und er gab mir die Kraft, diesen weiblichen Golem zu formen. Darauf bin ich stolz. Das ist einfach wunderbar und unvergleichlich. Neben mir steht eine Kraftquelle, die nie versiegt, die das, was in ihr steckt, weitergibt.«
    »An wen?«, fragte Bill.
    »An die, die tot sind und wieder leben sollen.« Er nickte heftig. »Ja, sie sind dann an der Reihe. Das ist etwas Besonderes. Sie können den Tod überwinden. Der Teufel hat ihre Seelen, ich habe ihre Leiber und mein Meisterwerk. Es gibt etwas von dem ab, was in seinen Augen vorhanden ist. Genau die Menge Düsternis, die nötig ist, um den Tod zu überwinden. So sehe ich das.«
    Bill nickte Harry zu. »Er hat leider recht. Wir haben die drei Gestalten gesehen. Eine Untote ist vernichtet, aber es gibt noch zwei andere.«
    Die Männer sahen, dass Hawelka zugehört hatte. »Ihr kennt sie? Ihr habt sie gesehen?«
    »Das haben wir.«
    »Und ist es nicht sagenhaft und kaum zu erklären, dass der Tod überwunden wurde? Künstliches und zugleich magisches Leben, wie es in meiner Statue steckt und sich nun so ausgebreitet hat, wie ich es wollte.«
    »Dann stehen wir jetzt vor der Quelle?«, meinte Bill.
    »Ja, stehen wir. Der weibliche Golem ist so etwas wie die Tankstelle einer bestimmten Magien Nehmt es als wunderbar und einmalig hin. Sie ist die neue Göttin.«
    Bill schüttelte den Kopf und Harry tat es ihm nach. Beide wollten das nicht glauben, was man ihnen da gesagt hatte. Bisher hatte noch niemand von einer Gefahr für die Menschen gesprochen, aber das war nicht vergessen.
    Sich Vorwürfe zu machen, dass sie sich nur um eine der drei Gestalten gekümmert hatten, war hier nicht der richtige Ort. Es musste gehandelt werden, sie brauchten Informationen, und Bill war es, der die Fragen stellte.
    »Die drei Erweckten sind wieder unterwegs, nicht wahr?«
    Der Künstler hob die buschigen Augenbrauen. »Ich konnte und wollte sie nicht aufhalten, nachdem die neue Kraft in ihre Körper gedrungen ist. Ich musste sie gehen lassen. Sie müssen ihrem Trieb nachkommen und…«
    »… töten, nicht wahr?«, schnappte Bill.
    »Kann sein. Sie lieben Menschen, aber das auf ihre Art. Ich weiß es.« Bill dachte nach. Und durch seinen Kopf bewegten sich keine guten Gedanken, das war ihm anzusehen. Sein rechter Arm schnellte plötzlich vor. Die Finger umklammerten das Hemd des Künstlers dicht unter dem Kragen und drückten dort den Stoff zusammen.
    »Hör zu, Freund, ich will jetzt genau wissen, was diese verfluchten Gestalten vorhaben!«
    »Das weiß ich nicht.«
    Bill schüttelte den Mann durch. »Doch das weißt du. Das weißt du ganz genau. Ihnen wurde die Kraft gegeben. Die verfluchte Kraft der Hölle. Sie treibt sie an. Sie ist gegen das normale Leben gerichtet, weil sie es zerstören will. Deshalb will ich von dir wissen, wo die beiden hin sind!«
    »Nicht die beiden«, quiekte Hawelka. »Es sind drei!«
    »Irrtum«, fuhr der Reporter ihn an. »Es sind nur noch zwei. Eine Person haben wir vernichtet. Und jetzt musst du mir nur bestätigen, dass sie in den Ort gegangen sind.«
    Der Bildhauer fing an zu kichern. In seinen Augen stand ein freudiger Glanz.
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