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1651 - Höllenkreis

1651 - Höllenkreis

Titel: 1651 - Höllenkreis
Autoren: Jason Dark
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Körper, der durchsichtig erschien, aber kein Skelett aufwies. Von innen her schien er zu strahlen, und den beiden Männern fiel noch etwas auf. Am Rücken dieser Gestalt wuchs etwas in die Höhe, das wie hauchzarte Flügel aussah, wobei sich beide nicht sicher waren.
    »Verdammt, Suko, was ist das?«
    »Ich kann es dir nicht sagen.«
    »Ein Engel?«
    »Möglich.«
    Tanner musste lachen. »Bisher waren Engel für mich reine Wesen und keine Killer.«
    »Die Welt ist eben vielfältig.«
    »Super. Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich schaue mir die Gestalt mal aus der Nähe an. Vielleicht kann ich etwas von ihr erfahren.«
    »Da denke ich anders.«
    Suko ging nicht auf die Bemerkung ein. Er blieb nicht länger stehen und näherte sich der Kanzel. Auf dem direkten Weg war das nicht möglich, er musste an der linken Seite an den Sitzbänken vorbei. So weit kam er gar nicht. Er war nicht mal vier Schritte gegangen, als die Gestalt auf der Kanzel einen schrillen Schrei ausstieß. Er war nicht unbedingt laut, er ging ihnen trotzdem unter die Haut, und Suko hatte das Gefühl, dass er in seinen Ohren nachgellte. Ein Schrei, ein Startsignal.
    Das geflügelte Wesen stieß sich vom Rand der Kanzel ab. Es hatte sich Schwung gegeben, als wollte es eine bestimmte Entfernung überbrücken, um dann auf dem Boden zu landen.
    Das war ein Irrtum. Hinter dem Rücken flirrte etwas auf. Es waren die beiden dünnen Flügel, die sich so schnell und heftig bewegten, dass es mit den Augen kaum zu verfolgen war. Sogar ein leises Sirren war zu hören, dann schwebte die menschliche Gestalt wie ein riesiges Insekt über die Bänke hinweg einem neuen Ziel entgegen. Es sah so aus, als wollte es sich an der glatten Decke festklammern, doch das fliegende Wesen blieb in Höhe eines Fensters, änderte die Richtung und flog direkt auf die Scheibe zu.
    »Verdammt, was soll das denn?«, zischte Tanner - und schrak einen Moment später zusammen, als der Flüchtling seinen Körper gegen die Scheibe wuchtete.
    Sie hielt dem Druck nicht stand und zerbrach.
    Die beiden Männer standen auf dem Boden, waren zum Zuschauen verdammt und erlebten einen Vorgang, der sich wie im Zeitlupentempo abspielte.
    Das Glas zerbrach in zahlreiche Splitter, die nach außen trieben und eine so große Öffnung hinterließen, durch die sich die Gestalt ins Freie schieben konnte, was sie auch tat. Sekunden später war sie nicht mehr zu sehen.
    Suko und Tanner hatten das Nachsehen. Durch das Loch wehte der Wind und brachte die Kühle mit, die auf ihren Gesichtern zu spüren war.
    Suko hatte den Chiefinspektor selten sprachlos erlebt, in diesem Fall traf das zu. Tanner wusste beim besten Willen nicht, was er noch sagen sollte, und schüttelte den Kopf.
    »Die kriegen wir nicht mehr«, stellte Suko fest. Er erwartete von Tanner eine Bemerkung, aber der Mann im grauen Hut schüttelte nur den Kopf.
    »Was hast du?«
    Tanner winkte ab. »Wenn mir das einer erzählt hätte, was ich hier mit eigenen Augen gesehen habe, ich hätte ihn für einen Lügner und Idioten gehalten.«
    »Mit so etwas müssen wir uns dauernd herumschlagen.«
    »Okay. Dann habe ich genau den richtigen Riecher gehabt. Das ist ein Fall für euch.«
    »Genau.« Suko drehte sich weg und sagte: »Jetzt bin ich mal gespannt, was uns der Küster erzählen kann.«
    »Ich auch«, erklärte Tanner und ging hinter Suko her.
    ***
    Ich hatte dem Küster auf die Beine geholfen und ihn auf einen Stuhl am Tisch gesetzt. Er wusste jetzt, wie ich hieß und welch einem Beruf ich nachging. Ob er es genau registriert und behalten hatte, war ihm nicht anzusehen. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Durch den Aufprall war er verletzt worden. In seinem Gesicht waren zwei Platzwunden zu sehen. Eine an der Stirn, die andere an der rechten Kinnseite. Auch seine Nase blutete. Gruber hatte sich ein Tuch besorgt und presste es gegen die malträtierte Stelle. Den Gin hatte ich weggestellt. Der Küster fragte auch nicht danach. Er musste sich erst erholen, und mir brannten natürlich die Fragen auf der Seele.
    Den Kopf hatte er zurückgelegt, um das Nasenbluten zu stoppen. Dabei bewegte er den Mund und sprach flüsternd mit sich selbst. Ich versuchte es mit einer Ansprache.
    »Sind Sie in der Lage, mir einige Fragen zu beantworten?«
    Ohne den Kopf wieder in seine Normallage zu bringen, quetschte er die Antwort hervor. »Kann es versuchen.«
    »Okay. Wenn es Sie überfordert, sagen Sie es.«
    »Ja.«
    Ich hatte mir die Fragen bereits
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