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1651 - Höllenkreis

1651 - Höllenkreis

Titel: 1651 - Höllenkreis
Autoren: Jason Dark
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Höhe zu zerren.
    Der Küster vereiste für einen Moment. Bis er den Mund aufriss und einen lauten Schrei abgab, denn er hatte von einem Augenblick zum anderen die Übersicht verloren. Er wurde im Kreis gedreht, verspürte einen heftigen Schwindel, dann ließen ihn die Hände los. Frank Gruber wusste nicht, wie hoch er sich über dem Boden befand. Wenig später prallte er auf, und diesen Aufprall spürte er von den Zehenspitzen bis zur Kopfhaut. Zusätzlich prallte er mit der Stirn gegen etwas Hartes, sah die berühmten Sterne vor seinen Augen blitzen und wünschte sich eine Bewusstlosigkeit herbei, die nicht eintrat.
    Er blieb auf dem Boden liegen. Er fühlte sich wie ein platter Fisch, der aufs Trockene geworfen war. Es war ihm unmöglich, sich zu bewegen.
    Seine Besucherin war noch da. Er hörte sie nur nicht, weil sich in seinen Ohren ein taubes Gefühl breit machte.
    Gruber war zu schwach, sich aus eigener Kraft zu erheben. Sein Gehör funktionierte plötzlich wieder. Er hörte sich stöhnen. Dann war die Stimme dicht bei ihm. Sie war menschlich, aber sie klang anders. Leicht zischend, auch bösartig, und er musste daran denken, wie er den Tod von Adrian Cox erlebt hatte. Er hatte sich keine weiteren Gedanken über den Mörder gemacht. Jetzt wurde er praktisch dazu gezwungen, und als sich zwei Hände um seinen Hals legten, da ging von ihnen eine Hitze aus, die seinen Körper verbrennen konnte…
    ***
    Wer mich kennt, der weiß, dass mir Kirchen nicht fremd sind. Ich hatte sie schon oft in meinem Leben besucht. Diese Besuche waren mit positiven und auch negativen Ereignissen verbunden gewesen, denn meine Feinde hatten oft genug vor Kirchen keinen Halt gemacht.
    Beim Betreten dieser Kirche empfand ich so etwas wie eine Beklemmung.
    Ich litt unter dem Eindruck, nicht eine Kirche zu betreten, sondern eine düstere Höhle, in der es kaum Licht gab und die mir ein wenig gutes Gefühl vermittelte.
    Ein düsteres Schloss, in dessen Schattenwelt sich zahlreiche Gespenster und Geister aufhielten, die nur darauf warteten, sich im richtigen Augenblick lösen zu können.
    Es gab hier auch Licht, weil Lampen vorhanden waren. Die hingen von der Decke herab, waren allerdings nicht eingeschaltet. Wenn sie leuchteten, würde ihr Licht in den Mittelgang fallen und auf dem Steinboden einen hellen Glanz hinterlassen.
    Das war nicht der Fall, und so musste ich mir meinen Weg im Dunkeln suchen. Das heißt, so finster war es nicht, denn nach einigen Schritten gewöhnten sich meine Augen an die Umgebung, und so gelang es mir, das zu erkennen, was mich umgab. Ich sah die Bankreihen, die sich rechts und links von mir befanden. Das Taufbecken hatte ich bereits passiert. Weiter vorn musste der Altar sein, und dort brannte ein Licht. Es war nur eine kleine Flamme. Ich konnte nicht feststellen, ob sie von einer Kerze stammte. Der Punkt war so etwas wie ein Zielobjekt für mich. In einer derartigen Umgebung fällt es einem Menschen leicht, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren. Man wird nicht abgelenkt. Jede Faser meines Körpers war in diesem Moment die pure Konzentration.
    Schritt für Schritt ging ich weiter. Ein kaltes Gefühl beschlich mich und wollte nicht weichen. Auch jetzt, wo ich einige Meter hinter mich gebracht hatte, war das Gefühl, in einer Kirche zu sein, noch nicht da. Nach wie vor bewegte ich mich durch eine feindliche und düstere Umgebung.
    Es war kalt. Nicht nur außen, auch in meinem Innern. Draußen hatte der Regen aufgehört. Es schlugen keine Tropfen mehr gegen die Scheiben der Fenster. Das heftige Trommeln hatte aufgehört. Nur die bedrückende Stille war da.
    Ich sah links von mir die Kanzel. Sie lag erhöht und schwebte wie ein Käfig über dem Boden. In die Seiten der Kirche waren Nischen eingebaut. Sie glichen dunklen Höhlen, in denen sich das Unheimliche versteckt hielt, das diese Kirche übernommen zu haben schien.
    Ich näherte mich dem Altar. Ob er geschmückt war, sah ich nicht. Ein Kreuz hob sich nicht ab. Im Hintergrund lag die Dunkelheit wie schwarzes Fett, nur von diesem winzigen Lichtpunkt an einer bestimmten Stelle zerrissen.
    Ich blieb stehen. Da hörte ich einfach auf mein Gefühl. Angegriffen wurde ich nicht. Ich wusste auch nicht, ob die Kirche tatsächlich ein Geheimnis barg. Eigentlich hatte ich nur den Küster in der Sakristei aufsuchen wollen, um ihn als Zeugen zu befragen. Etwas völlig Normales, doch nun hatte mich das Innere der Kirche in seinen Bann geschlagen. Als ein Bethaus konnte ich
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