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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen
Autoren: Unbekannt
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kennenlernte. Sie war der geborene Pechvogel. Daß sie, Geburtsjahr 1145 NGZ, in den letzten Jahren unter Monos auf Gäa in vivo geboren wurde, ließ sie nicht als Glück gelten. Denn die Provcon-Faust war ohnehin eine geschichtsträchtige Ausnahmeerscheinung, in der Monos zurückhaltend und mit ziemlicher Vorsicht agiert hatte.
    Saira Vandemar hatte sich von vielen Männern bestätigen lassen, sie sei hübsch, attraktiv und interessant. Aber keiner dieser Verehrer hatte es länger bei ihr ausgehalten. Als ein halbes Jahr vor Spyke ihre Mutter starb und ihr das düstere Haus außerhalb von Sol-Town hinterließ, da war irgend etwas in ihr gebrochen, und sie hatte die Liebhaber so rasch gewechselt, daß diese gar keine Gelegenheit mehr bekamen, ihr den Laufpaß zu geben.
    Spyke schien im Heer der möglichen Anwärter auf ihre Gunst eine Ausnahme zu sein.
    Er war ein stattlicher Mann. An die 1,90 Meter groß. Schlank. Mit knochigem, ausdrucksstarkem Gesicht und beredten dunklen Augen unter der stark vorgewölbten Stirn.
    Seine schmalen, sensiblen Hände schienen ihre eigene Sprache zu sprechen. Sie sah ihrem Spiel gerne zu. Aber noch mehr beeindruckt war sie von dem, was er nicht sagte.
    Sie lernte ihn in ihrer Stammkneipe mitten in Sol-Town kennen. Es war der 20. März 1170 NGZ. Einer dieser Tage, wo sie es in ihrem düsteren Haus nicht mehr ausgehalten hatte und in die Stadt gegangen war, um sich ein wenig von ihren trübsinnigen Gedanken abzulenken.
    Er fiel ihr sofort auf, als er zur Tür hereinkam, weil sie ihn zuvor noch nie hier gesehen hatte.
    Sie ließ augenblicklich von dem Mann ab, den sie gerade noch „bearbeitet" hatte, und wandte sich dem Neuankömmling zu.
    Er stand unschlüssig da und blickte sich skeptisch um. Es schien, als habe er sich gerade dazu entschlossen, wieder kehrtzumachen. Aber Saira war schneller und bekam ihn am Ärmel zu fassen, bevor er sich wegdrehen konnte. „Bist du wirklich der Meinung, daß du hier nicht findest, was du suchst, Fremder?" fragte sie kokett.
    Er reagierte völlig unerwartet. Während er durch sie hindurchzusehen schien, meinte er mit einem entrückt wirkenden Lächeln: „Wonach ich wirklich suche, das finde ich an diesem Ort wohl kaum. Aber deswegen bin ich auch nicht hier. Heute ist ein Tag zum Entspannen. Ich fürchte nur, dafür ist das ebenfalls nicht die richtige Adresse."
    „Wer weiß, vielleicht doch. Ich bin Saira. Und du?"
    „Man nennt mich Spyke."
    „Na, dann entspanne dich mal, Spyke."
    Nicht viel später landeten sie in ihrem Haus außerhalb von Sol-Town. Saira wußte selbst nicht, was in sie gefahren war, denn sie nahm nie Kerle mit nach Hause, die sie irgendwo auflas.
    Vielleicht wollte sie auf diese Weise das Andenken an ihre verstorbene Mutter wahren.
    Aber Spyke hatte etwas an sich, das ihr gefiel und das sie insgeheim hoffen ließ, daß es mit ihm etwas Dauerhafteres werden könnte.
    Aber sie hatte sich wieder einmal geirrt. Sie verbrachte mit Spyke eine wunderbare Zeit. Als sie nach drei Wochen des Glücks eines Morgens aufwachte, war er verschwunden, ohne eine Nachricht oder irgendeine Spur hinterlassen zu haben. Es war, als hätte es ihn gar nicht gegeben, als sei alles nur ein Traum gewesen.
    Doch dieser Traum hatte Folgen. Ihre Tage blieben aus, und bald darauf stand es fest, daß sie schwanger war. Sie hätte zufrieden sein können, denn sie hatte es darauf angelegt, um ihn so eher an sich zu binden. Dennoch verfluchte sie Spyke, weil er sie mit seinem Kind allein gelassen hatte. Aber sie dachte nicht daran, an ihrem Zustand etwas zu ändern. Sie wollte Spykes Kind haben.
    Sie hatte schon immer ein Kind gewollt. Von einem wie Spyke. Fast hatte sie auf ihn gewartet, um sich diesen Wunsch zu erfüllen. Aber es erschien nun, da er verschwunden war, fraglich, ob er wirklich der war, auf den sie gewartet hatte.
    Wie auch immer, sie wollte das Kind haben. Und sie würde Spyke, wenn schon nicht zur Verantwortung ziehen, wenigstens über seine Vaterschaft informieren. Und dann sehen, was dabei herauskam.
    Auch wenn Spyke nur ein Spitzname war, so hatte er ihr einiges über sich erzählt, was sie zu ihm führen konnte. Spyke war Forscher und lebte auf Zwottertracht, dem zweiten Planeten der düsterroten Sonne Zwotta am Rande der Provcon-Faust. Er hatte einige Geschäftsverbindungen in Sol-Town.
    Dabei handelte es sich allerdings um keine sonderlich seriösen Adressen, und unter den Personen, die sie dort kennenlernte, war keine einzige, der sie
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