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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen
Autoren: Unbekannt
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sich nicht rechtfertigen", sagte da Ernst Ellert. „Weil ES gar nicht auf Wanderer präsent ist."
    Gucky glaubte, sich verhört zu haben. „Wiederhole das bitte noch einmal", verlangte er. „ES hat mit dieser Aktion nichts zu tun", sagte Ernst Ellert. „ES ist schon seit 26 Jahren abwesend, seit der Neuverteilung der Unsterblichkeit durch Aktivatorchips. Ich habe in seinem Namen gehandelt - und in seinem Auftrag. Es war höchste Zeit, daß die beiden letzten Zellaktivatoren vergeben wurden."
    „Das haut mich um." Gucky konnte es nicht glauben. „Dann ist der lächerliche Aufruf an die Spiegelgeborenen auf eine Initiative von dir zurückzuführen? Das rehabilitiert zwar ES, befreit aber nicht auch dich von der Schuld, den Tod von Lebewesen verursacht zu haben. Wie konntest du so etwas tun, Ernst? Ich hätte dir ein solch unmenschliches Handeln nicht zugetraut."
    „In gewisser Weise bist du nicht ganz schuldlos, daß es so gekommen ist, Gucky", versuchte Ellert sich zu entlasten. „Du hattest den Auftrag, die Zellaktivatorträger zu finden und nach Wanderer zu bringen. ES hat die Weichen dazu gestellt und einen. Zeitplan erstellt. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, dann hättest du schon im August vergangenen Jahres auf die beiden Kandidatinnen treffen, sie erkennen und nach Wanderer bringen müssen. Aber statt der vorgezeichneten Spur zu folgen, bist du eigene Wege gegangen. Der von ES gestellte Termin verstrich, und ich mußte erkennen, daß du versagt hast, Gucky! Ich wartete noch etwas, aber als klar war, daß du die Spur zu den Spiegelgeborenen nicht wiederaufnehmen würdest, blieb mir keine andere Wahl, als neue Möglichkeiten zu erwägen. Ich mußte improvisieren. Der Aufruf an die Spiegelgeborenen war eine Notlösung. Ich stand unter Zeitdruck. ES hat mir nämlich befohlen, ihm gleich nach der Vergabe der Unsterblichkeit zu seinem Aufenthaltsort zu folgen."
    „Wenn du so unter Zeitdruck standest", fragte Gucky, „warum hast du dann nicht einfach die Zwillinge aufgesucht und ihnen die Chips implantiert? Das wäre kurz und schmerzlos gewesen, eine unblutige, saubere, runde Sache."
    „Weil ich deren Identität nicht kannte", erklärte Ernst Ellert. „Mir waren weder die Namen noch der Aufenthaltsorte noch sonst charakteristische Merkmale der Kandidaten bekannt. Ich hatte mit dieser Sache nichts zu tun. ES hat voll auf dich gebaut, sich ganz auf dich verlassen.
    Aber du standest nicht zur Verfügung, so daß ich mich nicht einmal mit dir zusammentun konnte."
    Gucky glaubte Ernst Ellert. ES' Gesandter und Verwalter von Wanderer mußte in dieser Situation so hilflos gewesen sein, daß er sich in dieser Angelegenheit an einen kleinen Ilt um Hilfe gewandt hätte. Aber statt dessen spielte er den Zauberlehrling, der sich an der Maschinerie des Meisters versuchte, um ein eigentlich nichtiges Problem mit immensem Aufwand zu lösen. Und einmal in Bewegung gesetzt, konnte der kleine Hexer von Wanderer die Lawine nicht mehr stoppen, die er ausgelöst hatte.
    Er wurde die Geister nicht mehr los, die er gerufen hatte. Ernst Ellert konnte einem direkt leid tun. „Glaub mir, ich habe das alles nicht gewollt, wie es gekommen ist", beteuerte Ernst Ellert. „Als nach dem Aufruf die ersten Kandidaten nach Wanderer kamen und sich als Hochstapler erwiesen, da wußte ich mir keinen anderen Rat, als sie zu verjagen. Und als dann weitere Glücksjäger eintrafen, da wollte ich ein abschreckendes Beispiel geben, um einen weiteren Run zu verhindern. Ich wollte nicht töten, es ist passiert! Ich muß eingestehen, daß auf einmal alles, was ich ausgelöst hatte, eine Eigendynamik entwickelte und ich die Kontrolle darüber verlor. Es tut mir leid, aber es läßt sich nicht mehr rückgängig machen."
    „Und mich zu verschonen, war dir wohl auch nicht möglich." Gucky seufzte. „Na, wenigstens habe ich es überlebt."
    „In deinem Fall habe ich mir nichts vorzuwerfen", erwiderte Ernst Ellert. „Es ging nämlich darum, die Fähigkeiten der beiden Kandidatinnen zu prüfen. Das war nicht gegen dich gerichtet.
    Aber du kannst mir glauben, daß ich erleichtert war, als sie bestanden haben."
    „Heißt das, daß du bei einem negativen Ergebnis auch mich über die Klinge hättest springen lassen?" erkundigte sich Gucky. „Trotz allem, was uns früher mal verbunden hat?"
    „Darüber unterhalten wir uns ein andermal", sagte Ernst Ellert mit einem unergründlichen Lächeln. „Jetzt ist für solche Kleinigkeiten keine Zeit. ES
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