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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen
Autoren: Unbekannt
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daß alles bald seinen vorbestimmten Verlauf genommen haben würde.
    Als dann die ersten Wehen einsetzten, glaubte Saira, daß nun alles bald vorbei sei. „Helft mir!" schrie Saira in ihrem Schmerz, als die Wehen in immer heftigeren Wogen kamen. „Macht schnell! Ich will es hinter mich bringen."
    „Es ist noch nicht soweit", raunten die Zwotterfrauen. „Du mußt Geduld haben und die erforderliche Zeit ausharren."
    Als Saira vor Schmerz und Verzweiflung schrie, schob ihr jemand einen nachgiebigen Keil in den Mund. Jetzt konnte sie wenigstens die Zähne zusammenbeißen und so ihre Not ein wenig lindern. Aber die Zwotterfrauen halfen ihr nicht, dem Geburtsvorgang seinen normalen Lauf zu gewähren.
    Sairas Schicksal war den Zwottern völlig egal, das war ihr inzwischen klargeworden. Es ging ihnen nur um die Frucht ihres Leibes. Selbst wenn Saira bei der Geburt starb und die Zwillinge überlebten, dann hatten sie ihr Ziel erreicht.
    Was habe ich getan, um derart geprüft zu werden? fragte sich Saira. Und sie dachte, daß, wenn dies tatsächlich eine Prüfung sei und alles ein gutes Ende nehmen würde, sie ihr Leben von Grund auf ändern wollte. Wenn es den Zwotterfrauen lediglich um die Zwillinge ging, die konnten sie behalten. Saira verwünschte Spyke, sie ersehnte sich in diesen schrecklichen Momenten nur ein Ende ihrer Qualen.
    Aber immer wenn die Wehen einem Höhepunkt zustrebten und Sairas Hoffnung nährten, daß nun der Zeitpunkt des Gebarens gekommen sei, stellten die Zwotterfrauen irgend etwas mit ihr an, um die Geburt zu verhindern.
    Irgendwann zwischen Ohnmacht und Wahn, Traum und qualvoller Finsternis hörte Saira Leemiras Stimme zu sich dringen. „Es ist soweit... Du stehst im „Fokus des Lichtstrahles ..."
    Aber es blieb finster, und Saira bekam den entscheidenden Augenblick gar nicht recht mit. „Saira! Saira!"
    Eine letzte Woge des Schmerzes, die ihr fast die Besinnung raubte, dann fühlte sie sich auf einmal befreit, aber auch wie entleert - als sei alles Lebenswichtige mit einem Plumps ihrem Körper entwichen und bloß eine leere Hülle zurückgeblieben. Dies geschah unter vielstimmigem Geschrei, einem wüsten Kanon der tobenden Frauen von Zwottertracht.
    Und eine gutturale Zwotterstimme sagte wie zum Hohn: „Es ist der 28. Januar elfsiebzigeins Neuer Galaktischer Zeitrechnung, ein Viertel vor zwölf.
    Merke dir dieses Datum und die Zeit gut, Saira. Es ist die denkwürdige Geburtsstunde deiner Zwillinge."
    Saira blieb noch einige Tage mit den Zwillingen, beides Mädchen, in der Höhle. Sie durfte sie bei sich haben und stillen und entwickelte in der Zeit nach dem Alptraum eine starke Zuneigung für die beiden Bälger. Kein Gedanke mehr daran, sie zu verstoßen. Sie hätte wie eine Löwin um sie gekämpft.
    Die Zwotterfrauen machten ihr die Zwillinge auch gar nicht streitig. Sie kümmerten sich überhaupt nicht mehr um sie, geradeso, als hätten sie sich lediglich einer Verpflichtung entledigt und alles Weitere sei ihnen egal. Saira bekam keine der Zwotterfrauen aus Keemilas Zirkel zu Gesicht, ebensowenig wie diese selbst.
    Sie wurde von einem stummen Zwottermann ins Freie geleitet. Dort wartete ein gemietetes Geländefahrzeug. Der Fahrer war ein Tekheter und hatte den Auftrag, sie zum nächsten Raumhafen zu bringen, wo für sie eine Passage nach Gäa gebucht worden war.
    Während der Fahrt erzählte ihr der Tekheter von den turbulenten Ereignissen, die sich in den vergangenen Tagen in der Provcon-Faust abgespielt hatten, und wies auf eine seltsame Erscheinung auf Zwottertracht hin, die angeblich sogar Perry Rhodan angelockt hatte.
    Saira nahm davon keine Notiz. Sie wollte nur so rasch wie möglich nach Hause und diesen Alptraum vergessen.
    Nur einmal hatte sie Verbitterung empfunden und Spyke und die Zwotter verflucht. Das war beim Verlassen der Höhle gewesen, als sie ihre Zwillinge zum erstenmal im Licht sah.
    Die verschrumpelten Gesichter waren ihr beim ersten Anblick wie die von mumifizierten Greisen erschienen.
     
    3.
     
    Felix Alaska hielt den Atem an. Er starrte den Ennox wie einen Geist an, den er gerufen hatte, an dessen Erscheinen er aber nicht so recht geglaubt hatte. War dies das Schlüsselerlebnis, das er sich erhofft hatte? „Hallo, Gucky", sagte Felix und hob die Hand zaghaft in Alaskas Richtung zum Gruß.
    Der Mausbiber richtete sich in seinem Bett auf und starrte mit offenem Mund den Ennox an. „Felix?" brachte er schließlich krächzend hervor. „Felix, du bist es
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