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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen
Autoren: Unbekannt
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einfinden?"
    „Aha, ich verstehe", sagte Felix. Alaska bezweifelte jedoch, daß der Ennox die Zusammenhänge wirklich begriff. Darum setzte er nach und erläuterte: „Gucky leidet unter gekränktem Stolz. Er ist wie eine beleidigte Leberwurst. Er zerfleischt sich vor Selbstmitleid.
    Was ihm auch immer auf eurer Welt widerfahren ist, ist längst nicht mehr von Belang. Die dadurch hervorgerufene Para-Amnesie hätte schon wieder abgeklungen beziehungsweise geheilt sein müssen. Doch das hat er verhindert, indem er sich des Versagens gegenüber ES bezichtigt und sich quasi mit dem Verlust seiner Fähigkeiten selbst bestraft. So sieht die Wahrheit aus!"
    „Das ist eine Lüge", begehrte Gucky auf. „Die Strafe kommt von ES. So und nicht anders ist es."
    Felix wirkte auf einmal niedergeschlagen. „Dann bin doch ich für Guckys Zustand verantwortlich", sagte er. „Hätte ich ihn nicht von seiner Mission abgehalten, indem ich ihn um Hilfe bat, hätte er diese längst schon erfolgreich abgeschlossen. Es ist alles meine Schuld. Ich habe alles falsch gemacht. Was bin ich doch für ein Tölpel! Was habe ich dir nur angetan, Gucky. Besser, ich wäre tot..."
    Alaska wandte sich ab und schlug verzweifelt die Hände zusammen. Er hatte sich die Kommunikation zwischen den beiden Freunden eigentlich anders vorgestellt, hatte gehofft, daß Felix das schaffte, was die Parapsychologen und er nicht hatten erreichen können.
    Aber statt dessen hatte Guckys Stimmung auf den Ennox abgefärbt. Nun hatte er zwei Patienten, die sich gegenseitig in Selbstanklage und -mitleid zu übertreffen versuchten.
    In diesem Moment schlug der Interkom an, und eine Stimme meldete: „Besuch für Patient Gucky. Möchte der Patient Cadfael Benek empfangen?"
    „Soll reinkommen", sagte Gucky ergeben.
    Cadfael Benek war einer jener vier durch eine Schockwelle wahnsinnig gewordenen Siedler aus dem Yolschor-Sektor, den sie mit der GECKO von Rabkung nach Mimas gebracht hatten.
    Das war in besseren Zeiten geschehen, als Gucky die Suche nach den beiden Zellaktivatorträgern mit Feuereifer betrieb und noch vor Selbstvertrauen strotzte.
    Unter anderen Umständen hätte Alaska Cadfael Benek willkommen geheißen, weil er positiven Einfluß auf Gucky hätte ausüben können. Aber in der momentanen Stimmung war zu befürchten, daß der Yolschor-Pionier, selbst ein schwerer Fall, von den negativen Einflüssen angesteckt werden könnte. Und dann wären es drei, die sich gegenseitig in die Selbstzerfleischung treiben würden.
    Es war jedoch bereits zu spät, diese Begegnung zu verhindern. Die Tür ging auf, und ein Mann trat ein, bei dessen Anblick sich Alaska Saedelaere fragte, ob das wirklich Cadfael Benek war. Es war jedenfalls nicht jener ausgemergelte, vom Wahnsinn gezeichnete Cadfael Benek, den Alaska von Rabkung her in Erinnerung hatte. Dieser hier war ein gutaussehender und vor Gesundheit und Vitalität strotzender Mann, ein gefestigter, selbstsicher auftretender Hundertjähriger. „Tag, Leute", sagte Cadfael Benek beim Eintreten weltmännisch in die Runde. „Ich hoffe, ich störe nicht. Bin auch gleich wieder weg. Ich wollte mich nur von dir verabschieden, Gucky.
    Sie haben mich als geheilt entlassen."
    „Nein, nein, du störst keineswegs", versicherte Alaska mit plötzlich wiederkehrender Hoffnung. „Komm herein und mach's dir gemütlich. Du siehst blendend aus, Cadfael. Und du hast deine verlorene Erinnerung zurückerhalten?"
    „Klar. Komplett."
     
    4.
     
    Die Zwillinge: Januar 1171 bis Oktober 1184 NGZ Die Zwillinge gediehen prächtig. Nur ihr Teint blieb blaß und war bei entsprechendem Lichteinfall sogar leicht grünstichig. Doch das war nicht weiter besorgniserregend, sondern lediglich auf ihr vincranisches Erbgut zurückzuführen.
    Es waren eineiige Zwillinge, wie der behandelnde Arzt bei der ersten Routineuntersuchung in Sol-Town versicherte. Aber in den ersten Monaten nach der Geburt ließen sich noch keine besonderen Übereinstimmungen erkennen.
    Saira nannte sie, ohne besonderen Grund und ohne lange nachzudenken, Mila und Nadja.
    Nadja war von Anfang an die Fröhlichere der beiden. Während sie schon bald ein gewinnendes Lächeln auf ihr Gesichtchen zu zaubern lernte, blieb Mila stets ernst, egal „was man mit ihr auch anstellte. Manchmal hatte Saira sogar das Gefühl, daß sie irgendwie abweisend war, in dem Sinne, daß sie Zärtlichkeit nicht annahm und so niemanden an sich heranzukommen lassen brauchte.
    Das konnte bei einem fünf Monate
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